Ein paar Sekunden war es still im Raum. Ich genoss die Stille, sie war friedlich und entspannend.
Doch kurz darauf streckte mir der Arzt seine Hand entgegen. „Guten Tag Catherina. Mein Name ist Dr. med. Fischer. Ich bin dein behandelnder Arzt. Mein Job ist es, deinen physischen und psychischen Zustand zu untersuchen, sodass die Polizei und das Gericht in deinem Fall schnell ein Urteil fällen können. Am besten fangen wir gleich an, damit du das alles schnell hinter dir hast. Hast du irgendwelche schmerzen?" Er hatte wieder dieses typische Doktorenlächeln aufgesetzt.Ich war überrumpelt. Sie mussten für das Gericht ein Urteil fällen? Wozu das? Was würde ihnen das bringen?
„Ich...Ich weiß nicht. Mir tut eigentlich nichts weh." Und damit sagte ich die Wahrheit. Seit Wochen hatte ich keine Verletzungen mehr erlitten. Mir ging es gut bei den Jungs und genau dort wollte ich jetzt auch wieder sein. Ich vermisste Sam.Der Arzt sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Catherina, ich weiß, dass das alles ziemlich schwer für dich ist. Du wurdest entführt und man sieht, dass du nicht immer gut behandelt wurdest. Aber du bist jetzt in Sicherheit. Vor deinem Zimmer steht ein Polizist. Dir passiert nichts mehr. Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen."
Erstaunt sah ich ihn an. Ich hatte keine Angst, dass mir hier etwas passiert. Meine einzige Angst galt Sam, Adrian und den restlichen Jungs.
„Ich hab keine Angst und ich hab nicht gelogen. Mir tut nichts weh." sagte ich ruhig.Er blätterte in einer Mappe, welche er in der Hand hatte. Kurz runzelte er seine Stirn, dann legte er die Mappe auf das Fensterbrett.
„In dem Bericht, den mir Frau Holzner gegeben hat, steht, dass man Sie und Herr Samuel Schneider in einer..." Er räusperte sich, „...unangemessenen Situation vorgefunden hat. Ich weiß, dass soetwas sehr schwer zu verarbeiten sein kann. Ich werde dich kurz untersuchen und mit dir reden, dann hast du Zeit, dich zu waschen."Ich überlegte, welche unangemessene Situation er meinte. Dann traf es mich wie einen Schlag. Er meine den Moment, als wir im Bett von den Polizisten unterbrochen wurden. Eine Träne lief meine Wange hinab, als ich daran dachte, welchen besonderen Moment sie dadurch zerstört hatten. Ich hatte lange auf diesen Tag gewartet. Hatte sogar Logan zurückgewiesen. Und jetzt war alles Kaputt. Sam wurde verhaftet. Wir konnten nicht zusammen sein. Nie würde mich jemand zu ihn lassen, mir glauben, dass er einer von den Guten war.
Erst als Dr. Fischer mich fragte, ob er meine Mutter holen sollte, bemerkte ich, dass ich angefangen hatte zu weinen.
„Nein" schniefte ich und wischte mit meinem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
Er nickte, griff sich die Mappe auf dem Fensterbrett und schrieb etwas auf.„Fühlst du dich im Stande die Untersuchung durchzuführen?" fragte er tröstend.
Ich nickte. So schnell wie möglich wollte ich das alles hinter mich bringen.Danach folgten ein paar Routineuntersuchungen. Mein Gewicht wurde gewogen. Mit einem Nicken sagte er, dass ich im Normalbereich läge. Auch mein Blutdruck wurde gemessen und in ein kleines Gläschen ließ er mein Blut laufen, um meine Blutwerte im Labor untersuchen zu lassen.
Danach sollte ich mein Oberteil nach oben ziehen, sodass er meine Lungenfunktion begutachten konnte. Bei dem Kalten Material auf meine Rücken zuckte ich kurz zusammen. Er zog seine Hand sofort wieder weg und wärmte es in seiner Hand ein bisschen auf.Er war nett, doch er behandelte mich, wie ein aufgeschrecktes Huhn. Als ob ich jede Sekunde schreiend aufspringen und weglaufen würde.
Das war ziemlich nervig. Ich hatte ihm nochmals erklärt, dass es mir gut ging, aber es schien so, als ob er mir nicht glauben würde.
Was dachte er denn, dass mir die letzten paar Monate passiert war? Ich wusste es eigentlich genau, schließlich hatte ich zu Beginn die gleichen Gedanken. Doch nie war so etwas geschehen. Fast, aber nicht ganz. Mit grauen dachte ich an diese Situation vor ungefähr zwei Monaten, als der widerliche Geschäftspartner der Jungs mich fast vergewaltigt hätte.
War das wirklich schon so lange her? Es kam mir vor wie gestern.„Catherina, könntest du dich bitte ausziehen, sodass ich deinen restlichen Körper untersuchen kann?" bat der Arzt mich höflich. Eigentlich wollte ich das nicht, doch etwas anderes blieb mir eh nicht übrig. Mit einem Seufzer fing ich an meine Klamotten abzustreifen.
Um wahrscheinlich meine Privatsphäre zu beachten drehte er sich um, bis ich mich räusperte um zu verdeutlichen, dass ich soweit war.
Beschämt verschränkte ich meine Arme vor meinem Körper. Außer Sam hatte mich keiner mehr nackt gesehen. Ich fühlte mich so entblößt. Dr. Fischer fing an meine Narbe auf meinem Schulterblatt zu untersuchen. Danach machte er ein Foto davon. Wieso er das wohl braucht?
Er umrundete mich wieder, sodass ich ihn sehen konnte.
„Woher stammt diese Narbe?" fragte er.
Kurz erwog ich zu lügen, doch das würde mir auch nicht helfen.
„Von einem Tiger." sagte ich leise.
„Einem Tiger?" Er klang ungläubig. „Ja, da waren zwei Tiger im Keller. Einer hat nach mir geschlagen."Er schrieb etwas in seine Mappe. „Und wieso warst du bei diesen Tieren? Weißt du, dass das Raubtiere sind?"
Er dachte doch nicht wirklich, dass ich so dumm war und mit diesen Tigern kuscheln wollte? Was dachte er von mir? „Ja natürlich. Ich wollte da auch nicht hin. Adrian hat mich dort zur Strafe in einen Käfig eingesperrt und dann die Tiger reingelassen!" sagte ich in meiner Wut. Sofort bereute ich es, als er seine Augenbrauen hochzog und einen unnötig langen Text in seine Mappe schrieb.Was machte ich da? Meine große Klappe half den Jungs überhaupt nicht. Ich musste besser aufpassen, was ich sagte.
„Könntest du dich bitte auf das Bett legen und deine Beine spreizen? Danach sind wir fertig und du kannst dich kurz ausruhen." Er hatte wieder dieses hässliche Doktorenlächeln aufgesetzt.
Ich zögerte. Doch dann tat ich was er sagte.
„Du könntest zu beginn einen kleine Druck dort unten spüren. Wenn es zu unangenehm ist, sag mir bescheid."
Ich sah ihn an und nickte. Er hatte ein langes dickes Gerät in der Hand.
Ich schloss meine Augen und spürte sogleich etwas kaltes an meiner Öffnung. Ich versuchte mich zu entspannen, als ich doeses Ding in mir spürte.„Tut dir irgendetwas davon weh?" fragte er in einer monotonen Stimme. Ich schüttelte stumm meinen Kopf.
Kurz darauf war der Druck verschwunden. Ich atmete erleichtert aus. Doch dann fühlte ich seine Finger auf meiner unteren Bauchpartie. Er drückte dort etwas rum und fragte mich nochmals, ob mir dort etwas weh tat. Wieder schüttelte ich meinen Kopf.
Dann waren auch seine Hände endlich verschwunden und ich öffnete meine Augen wieder, als er sagte, dass er fertig war und ich mich anziehen konnte.
Während ich dies schnell tat, schrieb er wieder etwas in die Mappe. Dann sagte er mir, dass die nächsten paar Minuten eine Krankenschwester mit Essen kommen würde und ging aus dem Zimmer.Erleichtert legte ich mich in das Bett. Ich war total erschöpfte.
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Der Racheakt - erste Begegnung
Mystery / ThrillerCatherine wird an ihrem 16. Geburtstag von 5 Männern entführt. Doch was wollen sie von ihr? Und wieso kommt ihr einer dieser Jungen so bekannt vor? Und warum muss sie sich in einer so blöden Lage auch noch in einen der Entführer verlieben? Das alle...