Aussprechung

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"Das mit gestern." sagte er nervös. "Ich hab dir gesagt, dass ich der ältere bin und auf dich aufpassen müsste, und das stimmt auch, aber ich kann nicht aufhören an dich zu denken. Ich mag dich wirklich sehr. Schon seit dem wir uns das erste mal begegnet sind. Und seit dem Zeitpunkt warst du immer in meinem Kopf. Jedes mal, wenn du glücklich warst, war ich auch glücklich. Und wenn es dir schlecht ging hab ich immer mit dir mitgelitten. Es fühlt sich an, als ob uns etwas verbinden würde. Eine art unsichtbares Band, dass mich zu dir zieht. Es ist egoistisch von mir, aber ich will dich für immer bei mir haben. Ich liebe dich."

Geschockt stieß ich meinen Atem aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er mir seine Liebe gestehen würde.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. >Ich liebe dich auch<? Tat ich das überhaupt? Ich mochte Sam. Sehr sogar. Er hatte einen tollen Charakter. Er war hübsch und er war immer sehr nett zu mir. Ich konnte mir kein Leben ohne ihn vorstellen. Sam war mir in der Zeit, in der ich hier war ans Herz gewachsen.

„Ich mag dich auch, Sam. Sogar wirklich gern, aber ich weiß nicht, ob ich das gleiche empfinde wie du." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Sam richtete sich aufgeregt auf. „Das ist nicht schlimm, wir haben Zeit, wir sind jung. Lass es dir durch den Kopf gehen. Ich warte gerne für dich." Er stand auf und beugte sich zu mir herunter. Ich dachte er wollte mich wieder küssen, doch es war nur ein unschuldiger gehauchter Kuss auf meine stirn.

Eine prickelnde Wärme durchlief meinen Körper und verursachte bei mir eine Gänsehaut.
Erstaunt saß ich auf seinem Bett während Sam das Zimmer verließ.

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Den restlichen Tag hatte ich damit verbracht, über Sam und meine Gefühle zu ihm klarzuwerden. Ein kleiner Teil in meinem Kopf erinnerte mich immer wieder, dass er geholfen hatte mich zu entführen. Ein anderer Teil jedoch konterte, dass ich keine Gefangene mehr war und jederzeit gehen konnte.

Letztendlich hörte ich auf meinen Bauch. Dieser lag meistens richtig. Voller Elan stand ich auf und machte mich auf zu Sams Zimmer um ihn meine Entscheidung mitzuteilen.

An der Tür musste ich nur einmal Klopfen, als sich diese schon öffnete.
„Hast du vor der Tür auf mich gewartet!" scherzte ich mit einem grinsen.

Sam grinste ebenfalls. „Mag sein."

Ich atmete einmal tief durch, dann wurde ich ernster. „Kann ich mit dir reden?"

„Ja, ja klar. Komm rein!" Sam trat bei Seite um mich vorbeizulassen.
Verlegen blieb ich in der Mitte des Zimmer stehen. Wusste nicht, wo ich mich hinsetzen sollte.

„Du kannst dich hinsetzten wo du willst." half Sam mir aus meinem Dilemma.
Schnell setzte ich mich aufs Bett und sah zu Sam. Dieser stand jetzt dort, wo ich vor ein paar Sekunden noch gestanden hatte.
Ich klopfte auf das Bett neben mir. Er verstand sofort und setzte sich neben mich. Er wirkte verlegen.

„Also", begann ich, „ich hab lange nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich dich nicht liebe." Ich machte eine kurze Pause. Sam sackte in sich zusammen.
„Okay, dann... dann tut es mir leid, dass ich dich in so eine Situation gebracht habe. Ich-„
sprudelte Sam los, doch ich unterbrach ihn.

„Lass mich doch ausreden. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich dich nicht liebe, ABER was nicht ist, kann ja noch werden. Du bist mir in der Zeit in der ich hier bin so wichtig geworden. Ich empfinde etwas für dich, etwas starkes. Doch ich denke nicht dass ich dich liebe. Noch nicht.  Ich würde es gerne versuchen, wenn du willst."
Schnell sah ich zu Sam. Während meiner Rede konnte ich ihn nicht in die Augen sehen.
Sam hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Er sah viel jünger aus wenn er so lächelte. Mein Herz setzte einem Schlag aus bei diesem Anblick.

Ohne etwas zu sagen, packte Sam mich an der Hüfte und warf mich weiter aufs Bett. Überrascht schrie ich auf. Doch der Schrei wurde von seinen vollen, weichen Lippen auf meinen verstummt.
Erst küssten wir uns zärtlich, jedoch wurde der Kuss schnell intensiver. Irgendwann zog ich mich langsam zurück, für mehr war ich noch nicht bereit. Dafür musste ich ihn besser kennenlernen.
Wir beide atmeten erschöpft. Ich wusste garnicht, dass küssen so anstrengend sein kann. Ich grinste Sam an.
„Wow, davon kann ich gar nicht genug bekommen."

„Ich auch nicht." lächelte Sam.

Nachdem ich verschnauft hatte, wurde ich wieder ernster. Eine Sache musste noch geklärt werden. Die ging mir diesen Tag immer durch den Kopf.

„Was sagen wir den anderen?"
„Daran hab ich auch schon gedacht. Ich denke ihnen wird das egal sein. Nur bei Adrian bin ich mir da nicht so sicher. Er kann ziemlich Besitzergreifend sein." sagte Sam.

Vor der Reaktion von Adrian hatte ich ebenfalls ein klein wenig angst.
Was würde er machen wenn wir ihm sagen, was zwischen uns lief? Wird er Austicken und mich schlagen? Oder wird er Sam weh tun?

„Ich will unsere Beziehung nicht verheimlichen. Wir sind doch keine Kinder mehr. Und er auch nicht. Ich hoffe wir können darüber wie normale Erwachsene sprechen." sprach ich meine gedanken laut aus.

Der Racheakt - erste Begegnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt