Der Fluchtplan

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Was soll ich nur machen? Ich muss hier weg, die werden sonst was mit mir anstellen.
Aber wie soll ich das machen? Am besten warte ich, bis alle schlafen und dann schleiche ich mich nach draußen. Vielleicht hab ich ja Glück und die Haustür ist nich abgeschlossen.

"-oder willst du etwas anderes machen?"
Ich war so in meinen Fluchtplan vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass Nico mit mir sprach.

"Was hast du gesagt?"
Er sah mich an und grinste wie bekloppt.
"Ich hab gefragt, ob du mit mir nach oben gehen willst." sagte er immer noch grinsend.
Sofort sprang ich auf. Ich dachte nur an das eine, in dem Moment kam mir sein Grinsen gruselig vor.
"Nein. D-du willst doch nicht...das darfst du nicht...b-bitte lass mich." stotterte ich ängstlich. Ein paar Tränen kullerten meine Wangen hinab.
Er stand jetzt ebenfalls auf und kam auf mich zu. Panisch stolperte ich rückwärts an die Wand. Meine Tränen hatten meinen Blick verschleiert, doch als er ein paar Meter vor mir stehen blieb erkannte ich, das sein Lächeln verschwunden war und er fast traurig wirkte.
"Es..es tut mir leid Cathy. Du hast das falsch verstanden. Ich wollte doch nicht...soetwas würde ich nie....Adrian würde mir den Hals umdrehen,wenn ich..." er seufzte und setzte nochmal von vorne an. "Nochmal. Ich habe nicht gemeint, dass ich mit dir ins Bett hüpfen wollte. Ich meinte,ob du mit mir ein Videospiel spielen willst."
Ich beruhigte mich wieder einigermaßen und sah ihn genau an.
"Wirklich, ernsthaft? Du wirst mir nicht weh tun?"
Hoffnungsvoll sah ich in seine bauen Augen.
"Wenn du mir keinen Grund dazu gibst,werde ich dich nie verletzen." Sein Lächeln kam zurück und nahm meine Angst von mir.
"Okay. Du gehst voraus."

~~~~~~~~~~

Oben angekommen traute ich meinen Augen kaum. Ich stand in einem Männerparadies mit mehreren Tischkickern, Airhockeytischen und einer Bar, die sich an einer Seite der Wand entlangzog. Eine große, gemütliche Couch und an einer Wand hing ein Plasmafernseher und darunter in einem Regal sah ich haufenweise verschiedene Konsolen. Eine PlayStation 4, Wii und eine Xbox und in einem anderen Regal eine CD Sammlung mit mindestens hundert verschiedenen Spielen.

"Was willst du spielen? Du hast freie Wahl." fragte Nico aufgeregt.

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"Ach da bist du. Ich hab dich schon gesucht."

Mit einem Schrei sprang ich von der Couch und drehte mich in Richtung der Stimme. Nico sah mich verwirrt an, anscheinend hatte er nichts gehört. Doch jetzt drehte er sich auch um, um zu sehen wohin ich schaute.

"Hi Gonzo, seit wann seit ihr alle wieder da?"

Was, die waren weg? Das wäre meine Chance gewesen abzuhauen. Ich hätte nur sagen müssen, dass ich auf Toilette müsse und dann hätte ich verschwinden können. Warum hab ich das nicht gemerkt? Das liegt nur daran, dass ich mich überreden lassen habe hier oben etwas zu spielen!

Innerlich gab ich mit einen festen schlag auf den Hinterkopf.

"Sind gerade erst angekommen. Was habt ihr so gemacht?"
"Eigentlich nicht viel. Nur gegessen und gespielt."
Ich war immer noch mit meiner eigenen Blödheit beschäftigt.
"Auf jeden Fall muss Cathy sich beeilen runter zu gehen, denn Adrian tickt gerade aus, weil wir Sie nicht in ihrem Zimmer gefunden haben."
Sofort versteifte ich mich.
Er würde mir doch nichts antun oder? Es war nicht meine Schuld, dass sie mich nicht gefunden haben. Aber vielleicht war ihm das egal und er würde seine Wut an mir auslassen.

"Cathy, kommst du?"
Ich ging einen Schritt nach hinten und schüttelte wie wild meinen Kopf.
"Jetzt komm schon. Du machst es nur schlimmer. Sonst muss ich dich holen und das geht dann sicher nicht gut aus."
Wahrscheinlich hatte er recht. Runter kommen würde ich sowieso müssen,ob freiwillig oder nicht, war nur die Frage.
Im Endeffekt bin ich wahrscheinlich nur freiwillig gegangen, weil Gonzo das gesagt hatte. Vor ihm und Nico hatte ich nicht so große Angst, wie vor Tobias und Adrian.

Ich ging mit den beiden nach unten ins Wohnzimmer. Sie setzten sich auf die Couch und ich wollte mich auch gerade setzten, als ich aus Küchenrichtung eine sehr wütende Stimme brüllen hörte.
"Wo warst du?! Hast du versucht abzuhauen? Das wird dir leid tun."
Er kam schnell auf mich zu und packte mich schmerzhaft am Oberarm. Ich hatte solche Angst vor ihm. Er war so groß und stark und ich war so klein. Ich wollte etwas antworten und ihm sagen, dass ich nicht abhauen wollte, sondern bei Nico war, doch ich war im Moment nicht dazu fähig zu sprechen.
"Wo warst du? Ich frag dich nicht noch einmal." brüllte er in mein Gesicht. Ein bisschen Spuke traf mich.

In meinen Augenwinkeln konnte ich noch kurz eine schnelle Bewegung erkennen, dann traf mich seine Hand mit einem lauten Klatschgeräusch auf meiner linken Wange.
Es war ein brennender Schmerz. Ich schrie auf und stürzte dann zu Boden. Meine Beine konnten mein Gewicht nicht mehr halten.
Auf dem Boden legte ich meine Hände auf meine brennende Wange und heulte. Man würde bestimmt einen Handabdruck auf meinem Gedicht erkennen. Wie von weit weg hörte ich jemanden brüllen.

"Du verdammter Idiot! Warum hast du das gemacht? Sieh sie dir an. Du macht ihr Angst und schlägst sie Grundlos! Sie ist noch ein Kind."
"Sie ist kein Kind mehr. Sie ist 16 Jahre alt. Wenn ich nur daran denke, was ich mit 16 alles erlebt habe!"
"Sie ist aber nicht du! Du bist nicht von fünf fremden Männern entführt und gefangen gehalten worden. Es lag an deinen eigenen Entscheidungen, dass du in diese Situation geraten bist. Du bist von Zuhause abgehauen, nicht Sie!"
"Sie wollte abhauen!"
Kurze Stille, dann sprach Gonzo leise. "Nein, wollte sie nicht. Sie war mit Nico die ganze Zeit im Gamezimmer. Sie hat gar nichts gemacht, obwohl sie allen Grund dazu hätte."
"Sie...Sie wollte gar nicht abhauen?"
"Nein, wollen bestimmt schon, aber sie hat es nicht gemacht."
Langsam hatte ich mich ein bisschen beruhigt. Wenigstens war Gonzo auf meiner Seite. Ich sah unter Tränen zu Ihnen auf.
Plötzlich ging Adrian einen Schritt auf mich zu.
Ich schluchzte auf und rutschte weg von ihm, doch er ging weiter auf mich zu.
"Adrian, hör auf. Du machst ihr Angst, merkst du das nicht?"
Er blieb stehen und sah zwischen mir und Gonzo hin und her. Dann drehte er sich um und verschwand aus der Haustür.

Jetzt kam Gonzo auf mich zu und ging vor mir in die Hocke.
"Zeig mir mal deine Wange." sagte er mitfühlend.
Ich schüttelte meinen Kopf.
"Bitte. Wir müssen es kühlen,dann tuts nicht mehr so weh."
Er stand wieder auf und streckte seine Hand aus. Nach kurzen zögern griff ich danach und wir gingen in die Küche zum Kühlen.

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Puh ihr Lieben ♥
Die arme Cathy. Das wird bestimmt noch eine Weile weh tun. :/

Kommis sind erwünscht :D
(01.04.16)

Der Racheakt - erste Begegnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt