Vergangenheit

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Es waren jetzt ein paar Tage vergangen und ich hatte Recht behalten. Auf meiner Wange prangte jetzt ein blauer Fleck und man konnte sogar deutlich erkennen,dass es eine Hand war.
Seit diesem Vorfall war ich die ganze Zeit auf meinem Zimmer. Ich hatte einfach zu viel Angst davor Adrian wieder zu sehen. Doch wenn ich doch nach draußen ging sah ich ihn nie. Es sah so aus,als ob er, seit er aus dem Haus gestürzt ist, nicht mehr wieder gekommen wäre.

Gonzo kam ab und zu in mein Zimmer und versuchte mich zu überreden aus dem Zimmer zu gehen oder er brachte mir etwas zu essen. Einmal hatte auch Nico vorbeigesehen und gefragt, ob ich mit ihm zocken wollte, doch ich sagte nein. Tobias kam nie, doch darüber war ich auch froh, denn er machte mir auch Angst.
Meinen Fluchtplan hatte ich verschoben, da ich mich im Moment einfach zu schwach fühlte und der Schock immer noch in meinen Knochen saß.

Ich stand aus dem Bett aus und suchte mir mal wieder ein Buch aus dem Bücherregal. Ich hatte schon zwei Bücher gelesen seit ich in diesem Zimmer saß. Jetzt wollte ich mir ein neues holen, doch dazu kam ich gar nicht,denn es klopfte an meiner Tür.
Schnell setzte ich mich an die Wand in den Sessel und spannte mich an.
"Cathy ich komm jetzt rein."
Als ich hörte, dass es Nico war entspannte ich mich.
Die Tür ging auf und sofort sah ich Nico's Lächeln.
"Gonzo hat gesagt, dass du runter in die Küche sollst. Wir haben essen gemacht."

Seit ich entführt worden war, hatte ich bestimmt schon ein paar Pfund abgenommen.Doch so schlimm fand ich es gar nicht, denn ich hatte mich immer zu dick gefühlt und wollte abnehmen, doch hatte es nie geschafft.

"Nein, ich möchte lieber hier oben essen, bitte."
"Dir wird nichts passieren. Wir essen ja bloß."
Ich wollte nochmals verneinen, aber da erschien Gonzo hinter Nico.
"Wenn es dir hilft, Adrian und Tobi sind nicht da. Wir sind alleine."
Das hörte sich doch schon besser an.
Kurz zögerte ich, dann nickte ich jedoch stumm und ging mit Ihnen runter zum Essen.

~~~~~~~~~

"Mmmhhhh...Wer hat das gekocht? Es ist so gut." sagte ich genussvoll.
Ich nahm mir jetzt schon die dritte Portion. Seit langen hatte ich nicht mehr so gute Spagetti Bolognese gegessen.
Beide lachten auf.
"Ich. Ich koche immer für uns Jungs. Die anderen sind zu faul oder lassen alles anbrennen." sagte Gonzo mit einen Blick auf Nico.
Nico wurde rot und lachte. "Ja, ich glaub ich würde sogar Wasser zum brennen bringen können. Es kann halt nicht jeder so gut kochen."
Jetzt lachte auch ich. Es war so schön sich mit jemanden zu unterhalten und zu lachen.
Hätte ich die beiden auf normalen Weg kennengelernt und sie hätten mich nicht entführt, wären wir sicherlich gute Freunde geworden.

Nach dem Essen half ich Ihnen beim abräumen. Wir scherzten und lachten, als ob alles normal wäre.
Doch nach einiger Zeit wurde ich leiser. Ich verlagerte mein Gewicht von einem Bein auf das andere.
"Ähm..Ich..Ich geh dann mal wieder in mein Zimmer." sagte ich leise.
Beiden hörten auf zu lachen und sahen mich traurig an.
"Bleib doch bei uns unten. Wir hatten doch gerade so viel Spaß." bat Nico mit einem traurigen Lächeln.
"Ich..Ich würde lieber allein bleiben."
"Ich kann verstehen, warum du das nicht willst, aber du kannst doch nicht ab sofort immer nur in deinem Zimmer hocken und vor dich hin wegegtieren das macht es auch nicht besser." kam jetzt von Gonzo.
Ich sagte nichts. Ich wusste doch selbst,dass es mich nicht aus meiner Situation holen würde, aber ich konnte auch nicht so tun,als ob alles Friede, Freude, Eierkuchen wär.

Man! Ich wurde entführt und gefangen gehalten! Nichts ist normal, gar nichts!
Doch ich könnte wenigsten das Beste aus dieser Situation machen. Vielleicht kann ich mich ja ablenken lassen.

Ich seufzte und sah die beiden an.
"Okay, ich bleib bei euch."

~~~~~~~~

Wir standen alle um den Tischkickern und spielten gegeneinander.
Nico und Gonzo in einen Team gegen mich.
Erstaunlicherweise war ich sehr gut in diesem Spiel, sodass ich noch kein einziges mal verloren hatte. Das war auch der Grund, weshalb die beiden gegen mich in einem Team spielten.
"Cathy, warum bist du so gut in diesem Spiel?" lachte Nico.
"Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nicht,wann ich es das letzte mal gespielt habe."

Das war gelogen. Ich wusste noch genau,wann ich es das letzte mal gespielt hatte.
Das war mit meinem Bruder, aber da war ich keine fünf Jahre alt. Ich war so froh, dass er endlich mit mir gespielt hatte, denn er war nie oft Zuhause. Und wenn er mal da war, hatte er sich immer in seinem Zimmer verkrochen oder mich einfach nur ignoriert. Ich war immer der Meinung, dass er mich hasste, auch wenn ich nicht wusste wieso. Als ich ungefähr fünf war ist er dann gestorben. Bei einem Autounfall. Er war Beifahrer und sein Freund, welcher keinen Führerschein hatte, hat das Auto mit Tempo 200 um einen Baum gewickelt.
Ich war am Boden zerstört. Er war doch mein Bruder. Wir hatten zwar nicht viel miteinander zu tun, aber es war trotzdem schlimm.
Meine Eltern waren nicht so sehr traurig, wie man das von Ihnen erwarten hätte sollen.
Seit seinem Tod war dieses Thema tabu.
Einmal hatte ich mich doch dazu aufraffen können zu fragen, ob sie meinen Bruder überhaupt geliebt hatten, weil sie nie über ihn Sprachen. An diesem Tag haben sie mir erzählt, wie mein Bruder wirklich war. Sie hatten erzählt, dass er keinen Respekt vor ihnen und sich immer mit Ihnen gestritten hatte und er solle auch meine Mutter manchmal geschlagen haben. Er nahm auch Drogen und hatte versucht mich als Baby umzubringen, indem er mich beim Baden unter Wasser gedrückt hatte.

Ich konnte das erst alles nicht glauben, aber wieso sollten Sie sonst so wenig Gefühle ihm gegenüber haben? Aber dieses Thema war schnell abgeschlossen. Er war tot und keiner sprach mehr darüber, auch wenn ich manchmal sehr traurig über seinen Verlust war.

"Alles okay, Cathy?"
Ich sah, wie eine Hand vor meinem Gesichtsfeld geregelt wurde. Anscheinend war ich so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich mal wieder nichts mitbekommen hatte.
"W-was? Sorry habs nicht gehört."
Gonzo lachte auf. "So hat es auch ausgesehen. An was hast du gedacht?"
"Nichts wichtiges."
Mein Blick glitt zu der Uhr an der Wand. Es war so halb 12 in der Nacht.
"Was schon so spät? Ich glaub ich geh mal schlafen."
Plötzliche Müdigkeit überkam mich und ich musste gähnen.
"Gute Nacht, Jungs." sagte ich noch. Ich hörte Ihnen mir noch ein 'gute Nacht' zurückschreien, dann verschwand ich aus der Tür.

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Hey ihr Lieben ♥
Kommis sind gern erwünscht :D
(1.4.16)

Der Racheakt - erste Begegnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt