Kapitel 35

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Warum hat Justus ihm das erzählt? Was ist wenn es bald alle wissen? Sie sollen sich nicht immer Sorgen um mich machen, ich weiß das es ein Fehler war und bin überglücklich das Justus mich gerettet hat, die einzigen Zweifel die ich habe, sind ob ich immer dieser Meinung bleiben werde. Liam hat mich mit auf sein Zimmer gezogen, wo ich jetzt eingeschüchtert auf seiner Couch sitze, er dagegen läuft aufgebracht über das Parkett, schaut kurz aus dem Fenster, läuft wieder zu Tür, dann zum Bett, bis er sich neben mich hinsetzt.

„Warum? Warum wolltest du dich umbringen?“ Tränen sammeln sich in meinen Augen. „Nur weil Jake im Koma liegt kannst du dich doch nicht so unüberlegt von einer Brücke werfen! Denk doch mal an Lucy und all die anderen.“ Muss er mir jetzt ein schlechtes Gewissen machen? Denkt er wirklich, ich wollte das, weil die anderen mir so egal sind?

„Ich… mir… mir wurde das einfach zu viel!“ Stottere ich leise. Liam springt auf und rennt wieder nervös durch das Zimmer.

„Trotzdem kannst du dich nicht einfach umbringen! Es reicht schon, dass mein bester Kumpel im Sterben liegt, dann musst du mich nicht auch noch verlassen!“ Schockiert starre ich zu ihm. Er beruhigt sich langsam wieder und sieht mich traurig an. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so an schreien, nur für mich ist das auch nicht leid, aber du kannst doch nicht einfach dein Leben beenden, weil Jakes in Gefahr ist. Er hätte das niemals gewollt.“

„Es ist ja nicht nur deswegen! Ich hab einfach keinen Grund gesehen weiter zu leben. Wegen mir stirbt der Junge, den ich liebe, genau dann als ich mir endlich eingestanden habe, dass ich ihn liebe! Ich habe keine Familie, meine Eltern schlagen mich und meine Schwester, ich schaff es nicht auf sie aufzupassen und nicht mal dieses bescheuerte Kinderheim will uns haben! Lucy ist ohne mich besser dran, sie kann weiter bei Justus bleiben, er und seine Familie haben nichts dagegen und ihr kommt ohne mich auch besser klar!“

„Das stimmt doch alles gar nicht. Weißt du wie verzweifelt wir alle wären wenn du sterben würdest? Meine Mutter, Jasmin, mein Vater, Justus, seine Eltern und ich würden wahrscheinlich anfangen zu heulen! Du bist uns allen so ans Herz gewachsen, also bitte tu nicht nur mir, sondern auch allen anderen nie wieder so etwas an!“

„Ich wollte nicht, dass ihr danach traurig seid. Ich dachte nach ein paar Tagen oder Wochen habt ihr mich eh vergessen, dann wäre das ja nicht so schlimm.“

„Du spinnst doch. Wahrscheinlich wäre ich hinterher gesprungen oder so. Ich will nicht noch jemanden verlieren Tess also bitte versprich mir, dass du das nie wieder machst!“

„Ja okay, versprochen.“ Liam kommt auf mich zu und nimmt mich fest in seine Arme.

„Danke.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Sollen wir schlafen gehen? Du bist bestimmt müde und morgen ist Schule.“ Genervt atme ich auf. „Keine Widerrede!“

„Ja Mami ist gut.“ Wir lachen beide, putzen uns die Zähne und verkriechen uns unter die Decken. Noch lange höre ich Liams leisen Atem, am anderen Ende des Zimmers, bis ich irgendwann auf der Couch einschlafe.

„Tess?“

„Lass mich schlafen.“ Brumme ich verschlafen zurück.

„Du musst zur Schule Kleine.“ Langsam schlage ich die Augen auf. Liam kniet vor mir auf dem Boden und strahlt mich an. „Los los sonst kommst du zu spät. Ich hab schon bei der Schule angerufen sie freuen sich auf dich.“

„Ich krieg eh nur Ärger, weil ich so lange nicht mehr da war.“

„Nein, sie haben das mit deinen Eltern gehört und finden es auch einen riesen Fehler, dass sie noch frei sind und ihr bei ihnen wohnen sollt.“ Skeptisch schaue ich ihn an.

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