Kapitel 13

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Nachdem auch die restlichen Pommes in unseren Mägen verschwunden sind gehen wir zurück ins Wasser und setzten uns auf die harten Fliesen, die in einem flachen Winkel tiefer gehen, damit die Nichtschwimmer und die kleinen Kinder, die um uns herum laut lachen und plantschen, die Möglichkeit haben selber zu bestimmen wie tief sie rein gehen wollen. Wir bespritzten uns mit Wasser und irgendwann fing er an mich zu kitzeln bis wir vor Lachen nicht mehr konnten und uns nur noch anguckten. Mit ihm war das Leben viel leichter. Ich kann mit ihm über alles reden. Er ist der einzige der über meine Familie Bescheid weiß. Er hört mir immer zu. Er ist immer für mich da, wenn ich ihn brauch. Er versteht mich und zwingt mich zu nichts. Er ist einfach mein bester und eigentlich auch mein einziger Freund. Manchmal überlege ich wie es wohl ohne ihn wäre. Ohne seine offene und ehrliche Art. Ohne die Person die immer zu mir hält, ganz egal was passiert. Ich denke nie sehr lange darüber nach, ich halte den Gedanken nie lange aus, ein Leben ohne Justus zu leben. Wieder einmal bemerkt er, dass irgendetwas in mir vorgeht:

„Alles in Ordnung mit dir Tess?“

„Ja klar, alles bestens.“ Ich beobachte die Menschen in dem großen Becken vor uns.

„Warst du hier schon mal?“

„Nein, aber mein Dad meinte es soll gut sein. Und ich kann mich nicht beklagen.“ Er schaut mich aufmerksam an „Und dir? Wie gefällt es dir?“

„Ich find es wirklich schön. Wir sollten öfter mal schwimmen fahren, vielleicht bekomm ich dann auch so einen Körper wie du.“ Ich zwicke ihn leicht in die Seite und lächle ihn an.

„Ja vielleicht. Ist aber total unnötig.“

„Meinst du?“

„Klar außerdem wärst du das erste Mädchen was ich persönlich kenne, mit Sixpack.“ Er lacht leise in sich hinein und schaut mich dann mit ernst an. „Jetzt mal ernsthaft, bleib einfach so wie du bist. So bist du perfekt.“ Darauf wusste ich nichts zu sagen. Ich schlinge die Arme um seinen Hals und spüre seine Arme, die er um mich legt. Ich und perfekt? Mein Leben ist die reinste Horrortour. Meine Mutter ist eine Nutte, mein Vater ein totaler Assi, der den ganzen Tag trink. Ich lebe in einem hässlichen grauen heruntergekommenen Mietblock. Ich hab die Schule seit der 8. Klasse nicht mehr besucht, ich bin also nicht schlau noch bin ich auf irgendeine  Art sportlich begabt oder so. Ich bin nicht geschickt, sondern eher tollpatschig, ich lauf überall gegen und fall über meine eigenen Füße. Ich bin arm und habe keine wirklich guten Zukunftsperspektiven. „Ich bin ein graues Mäuschen, das hässliche Entlein.“

„Hör auf so über dich zu reden Kleine.“ Hab ich das grade laut gesagt? Erschrocken schaue ich in Justus blaue Augen.

„Du bist etwas ganz besonderes Tess. Ich kenn kein Mädchen was so stark ist wie du.“ Ich würde ihm gerne wiedersprechen. Ihm sagen, dass ich alles andere als stark bin. Das ich schwach bin. Angst habe. Doch ich bekomme keinen Ton heraus. Er nimmt mich feste in den Arm und so bleiben wir eine ganze Weile sitzen.

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