Kapitel 15

3.4K 131 1
                                    

Wir verlieren kein einziges Wort mehr über Jake und den Vorfall im Schwimmbad. Einerseits bin ich froh deswegen, andererseits weiß ich nicht ob Justus sauer auf mich ist oder enttäuscht. Mittlerweile ist es schon Mittwoch, Lucy geht ganz normal in die Schule und ich heimlich mit Justus und seinem Vater in die Werkstatt, sodass Nicole nichts mitbekommt.

„Wir sollten uns überlegen wie es weiter geht, Nicole wird langsam misstrauisch.“

„Ja ich weiß Dad, aber ich kann sie unmöglich bei diesem Schläger lassen.“ Leise schleiche ich zu der Tür des Büros von Michael, Justus Vater, und belausche das Gespräch zwischen den beiden.

„Ja ich weiß, denkst du mir fällt es leicht. Ich gebe wirklich alles, dass es ihnen wenigstens nicht an Essen fehlt und gebe Tess hier eine Arbeit, obwohl es illegale Kinderarbeit ist.“

„Ich weiß trotzdem sollten wir uns was überlegen, so geht das nicht weiter.“

„Was hältst du davon deine Mutter einzuweihen? Dann müssten wir sie wenigstens nicht weiter anlügen.“

„Sie wird sofort das Jugendamt einschalten und dann kommen die beiden ins Heim das ist das Letzte was sich Tess für Lucy wünscht.“

„Ich weiß, aber meinst du nicht es ist vielleicht das Beste?“

„Keine Ahnung, aber sie wird sich mit allen Mitteln dagegen wehren. Das weißt du.“

„Und wenn wir Nicole überzeugen das es besser ist das Jugendamt nicht anzurufen?“

„Du kennst Mum doch. Sie wird dich nicht mal zu Ende reden lassen, wenn du anfängst und sagst: Nicole, Tess wird von ihrem Vater geschlagen, kann sie mit Lucy bei uns einziehen?“

„Da hast du Recht, so kann es aber nicht weiter gehen und ich möchte sie auch nur ungerne weiter anlügen.“ Ein eiskalter Schauer jagt mir über den Rücken. Ich will nicht zurück. Ich will bei Justus und seiner Familie bleiben, am liebsten für immer. Doch ich weiß genau, dass ich nicht für immer bei ihnen wohnen kann. Dafür haben sie zu wenig Platz, doch Lucy könnte vielleicht da bleiben, in dem kleinen Gästezimmer. Ich würde einfach abhauen, keinem mehr ein Klotz am Bein sein. Irgendwie würden ich schon überleben ein bisschen Geld hatte ich ja zur Seite gelegt das würde fürs erste reichen und möglicherweise finde ich ja wo anders einen Job.

„Vielleicht sollten wir das Jugendamt informieren.“

„Dad glaub mir das ist keine gute Idee. Die beiden werden da total untergehen.“

„Aber willst du, dass sie weiter geschlagen werden?“

„Nein, natürlich nicht, aber überleg doch mal, Lucy wäre am Boden zerstört, wenn sie Nico nicht mehr sehen könnte und Nico genauso, sie kennen sich seit fast sieben Jahren.“

„Irgendwann würden sie drüber hinweg kommen und andere Freunde finden. Hier in der Nachbarschhaft und in Nicos Klasse sind viele nette Jungs in seinem Alter und Lucy findet mit ihrer offenen freundlichen Art mit Sicherheit auch schnell jemanden.“

„Selbst wenn du Recht hast, was passiert mit Tess?“

„Sie wird auch Freunde finden. Dort ist sie nicht die Einzige die in so einer Familie aufgewachsen ist, sie müsste nicht mehr arbeiten gehen, sich keine Sorgen um Geld machen müssen und sie könnte wieder zur Schule gehen, es wäre immer jemand da der sich um sie kümmert.“

„Du kennst sie nicht so gut wie ich. Sie würde mit niemanden reden, wahrscheinlich würde sie sich eine Ecke suchen, wo sie den ganzen verkriechen würde und nachts bekommt sie Alpträume und kann nicht schlafen. Vielleicht wird es sogar so schlimm das sie sich weigert was zu essen und…“

My world, your worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt