So verliefen etliche Tage. Morgens lustlos aufstehen. Ein wenig essen. Dann zur Schule. Mittagessen, jedoch nur ganz wenig. Dann in meiner Ecke oder in meinem Zimmer Löcher in die Luft starren und Hausaufgaben. Abends wieder nur ganz wenig essen und ins Bett. Dann morgens wieder lustlos aufstehen und den ganzen Tag von gestern wiederholen. Ich rede mit Niemanden. Sitze in der Schule abwesend da und schaue die meiste Zeit aus dem Fenster, verstehen tue ich ja eh nichts. Jeden Tag denke ich über mein Leben nach. Wie ist es besser? Frei zu sein, jedoch geschlagen zu werden und arbeiten gehen müssen? Oder gefangen zu sein, zur Schule gehen zu müssen aber dafür nicht hungern oder arbeiten? Ich tue alles um wieder frei zu sein.
Auch heute sitze ich wieder in meiner Ecke. Die Hausaufgaben habe ich schon fertig.
„Wollen wir ein bisschen nach draußen gehen?“ Überrascht drehe ich mich um. Liam steht traurig lächelnd vor mir. Ich hatte schon fast vergessen wie sich seine Stimme anhört. Er war in den letzten Tagen nicht oft da oder nur kurz und wenn er da war bin ich ihn aus dem Weg gegangen.
„Darf ich denn raus?“ Überrascht sieht er mich an.
„Ja klar, das ist doch hier kein Gefängnis.“ Belustigt schaut er mich an.
„Kommt mir aber so vor.“ Flüstere ich leise und schaue zu dem Tor.
„Na komm. Ich gebe dir ein Eis aus.“ Jetzt strahlt er mich fröhlich an und seine Grübchen erscheinen in seinem Gesicht. Ich stehe auf und folge ihm. Er gräbt aus seiner Tasche einen Schlüsselbund und schließt den kleineren Seiteneingang auf, hält jedoch die Klinke fest.
„Du versuchst nicht abzuhauen?“ Er zieht eine Augenbraue hoch und wartet auf meine Antwort.
„Kann ich dir nicht versprechen.“ Ich zwinkere ihn zu.
„Schon mal Motorrad gefahren?“ Verwirrt schüttele ich den Kopf. „Vertrau mir das macht echt spaß.“
„Okay.“ Liam lacht leise und drückt mir einen schwarz- roten Helm in die Hand, den ich ungeschickt aufsetze. Mit Schwung schwingt er sein Bein über den Sitz und startet den Motor.
„So jetzt du.“ Er klopft hinter sich auf den Sitz, wo ich mich unsicher drauf setze. „Halt dich fest.“ Verwirrt starr ich vor mich, doch außer seinem Rücken sehe ich nichts.
„Du bist ja lustig wo denn?“ Er nimmt meine Hände und legt sie auf seinen Bauch, man hat der Muskeln. Haben eigentlich alle Jungs so Muskeln? Nein, mein Vater nicht.
„Na hier.“ Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen kann, weiß ich, dass er gerade sehr zufrieden und belustigt grinst.
Wir fahren einige Minuten. Immer wenn Liam alleine auf der Straße ist und so höchstens nur uns verletzen kann, rast er durch die Straßen wie ein Irrer. Ich klammere mich wir ein Klammeraffe an ihm fest, besonders in den Kurven. Ängstlich das ich von dem Motorrad falle drücke ich mich ganz fest an Liam. Der Fahrstil kommt mir sehr bekannt vor. Überglücklich das ich noch lebe steige ich von dem schwarz glänzenden Ding ab und streife mir den Helm vom Kopf. Meine Locken hängen wild durcheinander und vergeblich versuche ich sie wieder einigermaßen herzurichten.
„Keine Sorge du siehst toll aus.“ Liam guckt mich mit einem breiten Lächeln an, auch seine Locken sehen ungezähmt aus und ich kann nicht anders als ihm durchs Haar zu wuscheln.
„Du auch.“ Mein Blick ändert sich von lachend zu gespielt wütend. „Du fährst wie ein Irrer weißt du das?“
„Ich finde ich fahre wie ein Weltmeister.“ Er zwinkert mir zu und ich kann nicht anders als zu lachen.
„Du erinnerst mich echt an jemanden, der hat auch so einen lebensmüden Fahrstil.“
„Ach ja? Wen denn?“ Fragt er neugierig.
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My world, your world
RomanceDas liebe unschuldige Mädchen, aus einer Gewalt und Drogenabhängigen Familie, trifft auf den reichen eingebildeten Jungen. Zwei Welten die aufeinander treffen. Zwei Welten die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch was passiert, wenn es der drau...