Kapitel 29

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Ich halte sein Schweigen nicht mehr aus und renne aus dem Zimmer ins Badezimmer, schließe die Tür ab und fange an jämmerlich zu weinen. Was hatte ich denn bitte schön erwartet? Dass er mich begeistert in den Arm nimmt? Ich habe alles zerstört! Am liebsten würde ich jetzt von einer Brücke springen und sterben. Es wird nie wieder so sein wie es noch vor ein paar Minuten war. In so kurzer Zeit habe ich alles zerstört was man nur zerstören kann. Ich breche auf dem Boden zusammen und kauere mich in die hinterste Ecke, ziehe meine Beine dicht an mich und lege mein Gesicht drauf. Was sollte ich jetzt tun? Zurück nach Hause? Da wo ich wirklich hin gehöre? Für mich ist das die realste Lösung, ich habe mir zu lange versucht einzureden, dass ich in Jakes Welt gehöre, das muss ich jetzt einsehen und akzeptieren auch wenn es mir mein Herz bricht. Meine Augen sind rot angeschwollen. Ich wasche kurz mein Gesicht mit eiskaltem Wasser und gehe auf den Flur, wo ich direkt in Jakes braune Augen schaue.

„Es tut mir leid Tess. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Es ist nicht mehr als ein flüstern.

„Ist schon in Ordnung wirklich.“ Ich will an ihm vorbei, doch er hält mich fest und versperrt mir den Weg.

„Wohin willst du?“ Er klingt traurig und verzweifelt, so als würde er die ganze Situation bereuen und sich wünschen es wäre ganz anders, genauso wie ich, aber wahrscheinlich bin ich einfach nur zu naiv und versuche, aus allem was Jake sagt nur das gute herauszunehmen und es mir so zusammenzureimen das es für mich eine perfekte Welt ergibt, meine perfekte kleine Welt.

„Ich sollte nicht hier sein.“

„Es tut mir wirklich leid Tess. Ich wollte dich nicht verletzen, ich…“ Seine Stimme brach ab und erneute Tränen kündigten sich an.

„Und was?“ Meine Tränen kann ich nicht mehr zurückhalten und sein Schweigen verletzt mich nur noch mehr. Kann er mir nicht einfach sagen was jetzt aus uns wird? Kann er mir nicht einfach sagen, dass ich verschwinden soll? Nicht einfach sagen, dass er mich nie mehr sehen will? „Und was?“ Wiederhole ich mich, jetzt lauter. „Jake, verdammt jetzt sag mir endlich was los ist! Wenn ich gehen soll dann sag mir das!“ Er schaute traurig auf den Boden. „Guck mich an wenn ich mit dir rede! Wenn du mich nie wieder sehen willst dann sag mir das und zwar jetzt! Sonst hast du auch immer so eine große Klappe und jetzt stehst du da und traust dich nicht! Ich will jetzt wissen ob ich gehen soll und du mich die ganze nur Zeit nur verarscht hast!“ Ich stocke kurz und fahre dann ruhiger fort. „Tut mir leid Jake ich wollte dich nicht so anschreien, ich weiß nur einfach nicht was ich denken soll, ich weiß das wir nicht zusammen sind oder so aber ich möchte trotzdem wissen ob ich für dich nur eine von den vielen anderen bin oder dir wirklich was bedeute. Sag mir doch einfach, dass ich nie irgendetwas Besonderes für dich war und du mich nur rum kriegen wolltest damit du den anderen beweisen kannst das du jede kriegen kannst oder damit du es dir selber beweisen kannst. Aber sag mir einfach…“

„So ist es aber nicht Tess!“ Unterbricht er mich und sieht mich traurig an. „Ich weiß selber nicht was los ist und ich kann dich total gut verstehen wenn du mich jetzt hasst und für immer gehst. Ich wünschte ich könnte dir das alles erklären aber ich weiß es selber nicht, aber eins weiß ich.“ Eine Träne fließt über Jakes Wange. „Du bist etwas Besonderes und ich hab so jemanden wie dich einfach nicht verdient. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so verletzt habe.“ Er wischt sich mit seiner Hand die Träne aus dem Gesicht. Ich fühle mich total schlecht, wegen mir weint er! Langsam, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe, gehe ich einen Schritt auf ihn zu doch er bewegt sich nicht, zuckt mit keinem Muskel, schaut mich einfach nur mit seinen braunen trüben Augen an und ich wünschte sie würden wieder so strahlen wie sonst. Vorsichtig lege ich meine Arme um ihn und drücke ihn fest an mich, ich will ihn nicht verlieren! Ich weiß, dass es egoistisch ist, doch ich kann nicht anders, ich kann ihn nicht gehen lassen! Zögernd legt auch er seine Arme um mich, erst ganz leicht und vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich, und dann drückt er auch mich feste an sich. Erneute Tränen quellen aus mir heraus und ich schluchze leise.

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