My world, your world

Kapitel 28

Am nächsten Morgen wache ich auf und würde mich am liebsten umdrehen und weiter schlafen. Immer noch liege ich mit meinem Kopf auf Jakes Brust, die sich gleichmäßig hebt und senkt. Ich stütze mich vorsichtig ab, um ihn nicht zu wecken und beobachte ihm beim Schlafen. Er sieht schon süß aus, so lieb und friedlich. Ein Lächeln umspielt meine Lippen. Meine Finger streichen von seiner Wange über sein Kinn, es ist rau, wahrscheinlich hat er sich gestern nicht rasiert. Trotzdem sieht er einfach nur atemberaubend hübsch aus. Seine Lippen bewegen sich ein wenig und seine Lider zucken kurz. Zu gerne würde ich jetzt meine Lippen auf seine legen und ihn küssen, obwohl ich nicht mal genau weiß wie das geht. Was denk ich da eigentlich? Jake verarscht mich nur, er spielt mit mir. Der Gedanke trübt meine bis grade noch gute Laune, die ich eigentlich morgens nie habe. Er nimmt seinen Arm von meiner Taille und streckt sich. Ich lächele als er laut Gähnt und sich seine Augen öffnen, sofort schaue ich in die verschlafenen braunen Augen.

„Morgen.“ Brummt er verschlafen und streckt sich erneut.                                      

„Morgen, na gut geschlafen?“ Er schaut auf sein Handy und sieht mich irritiert an.

„Ja, warum bist du so gut drauf? Es ist noch nicht mal zehn.“ Wieder lächle ich.

„Soll ich lieber mies drauf sein?“ Schnell schüttelt er den Kopf und drückt mich an sich. Wir liegen eine ganze Weile so und ich wünsche mir nichts anderes als, dass sich das niemals ändern wird. Am liebsten würde ich Jake zu hundert Prozent vertrauen und nicht immer den Gedanken, dass er mich nur verarscht, im Hinterkopf haben. Warum kann er es nicht ernst mit mir meinen? Klar, er kennt es nicht sich ernsthaft zu verlieben, für ihn ist das total neu. Er spielt nur mit den Mädchen und bricht ihnen das Herz, für ihn ist es egal wie man über ihn denkt und wie er manche Menschen mit seinen Verhalten verletzt. Jake sieht nur die Menschen, die ihn mögen, die immer an ihn hängen und ihn bewundern, er sieht nur seine Freunde, die genauso sind wie er. Wahrscheinlich denkt er jedes Mädchen ist so wie die Barbie, aber ich glaube nicht, dass er nicht schon mindestens einem Mädchen das Herz gebrochen hat, indem er sie so eiskalt und gefühlslos fallen gelassen hat. Aber vielleicht weiß er ja wirklich nicht wie weh er manchen damit tut? Wie weh er mir damit tut. Ich überlege, ob es möglicherweise ja doch noch etwas ernstes zwischen uns werden kann, doch den Gedanken verscheuche ich schnell wieder aus meinem Kopf, es ist lächerlich zu denken, dass wir irgendwann mal zusammen in einem Haus leben werden, verheiratet und mindestens zwei Kinder durch unser Haus stürmen, im Garten spielen und wir gemeinsam mit ihnen Ausflüge machen, in den Zoo gehen oder bei schlechten Wetter ins Kino. Trotzdem stelle ich mir vor wie unsere Kinder immer älter werden, wie sie ihren ersten Schultag haben und total nervös sind, wie sie irgendwann arbeiten und wir sie loslassen müssen, da sie selber heiraten und ausziehen. Bei den Gedanken, wie wir zusammen auf unserer Terrasse sitzen, mit grauen Haaren und Falten und wie unsere Enkelkinder in unserem wunderschönen Garten spielen, muss ich lächeln.

„Woran denkst du?“ Ich zucke zusammen und schaue ihn an.

„An nichts wieso?“ Er lächelt und seine strahlend weisen Zähne blitzen frech.

„So wie du grinst muss es ja was Schönes sein. Also erzähl.“

„Wirklich nichts.“ Jake fängt an mich zu kitzeln und sofort fang ich an zu lachen, zu schreien, ihn zu treten und zu schlagen.

„Also? Ich höre.“ Sagt er und hört auf mich zu quälen, damit ich antworten kann.

„Ist wirklich nichts Wichtiges, ist egal.“ Ich hoffe, dass er es mir abkauft, doch zweifle stark daran, womit ich dann auch Recht behalten sollte.

„Soll ich dich weiter kitzeln?“ 

„Gegenfrage, soll ich weiter schreien, schlagen und treten?“ Ein breites freches Grinsen umspielt meine Lippen und ich bin selber stolz, dass ich so schnell gekontert habe.

„Damit komme ich schon klar.“ Sofort fängt er an mich weiter zu foltern, bis ich irgendwann keine Luft mehr bekomme und aufgebe. Ich überlege und zögere dann, bis ich all meinen Mut zusammen nehme.

„Was liegt dir eigentlich an mir?“ Es ist nicht mehr als ein Flüstern und ich habe Angst vor seiner Reaktion. Er scheint verwirrt über die Frage zu sein und überlegt.

„Was meinst du damit?“

„Verarscht du mich genauso wie die anderen Mädchen alle?“ Nervosität breitet sich in mir aus und Angst. Traut er sich nur nicht zuzugeben, dass er es nicht ernst mit mir meint? Aber warum sollte er sich das nicht trauen? Schließlich hat er das doch auch schon tausend anderen gesagt. Ich überlege wie ich reagieren sollte, wenn er mir sagt, dass er keine ernste Beziehung will, sondern weiterhin so leben will wie er bisher gelebt hat. Sollte ich wütend sein? Oder traurig? Oder glücklich? Schließlich wollte ich doch immer, dass er mich in Ruhe lässt, ich wollte doch immer, dass er nichts aus meinem Leben weiß, ich habe mir doch immer gewünscht, dass ich ihn nie kennen gelernt habe. Und jetzt? Jetzt kann ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen, ich kann mir keinen einzigen Tag ohne den lustigen, frechen, perversen, arroganten, eingebildeten Jake vorstellen, ohne meinen Jake. Ich muss mir selber eingestehen, dass ich seine Antwort eigentlich gar nicht hören möchte, ich möchte, dass es genauso bleibt wie es vor ein paar Minuten noch war, dass Jake mich mit seiner verrückten Art immer wieder beeindruckt und mich mit seinen Komplimenten knallrot anlaufen lässt, sodass ich schüchtern weg gucke und er sich über mich lustig macht. Habe ich mit der Frage gerade alles zerstört? Ausgerechnet jetzt wo er alles von mir weiß und ich ihn nichts mehr verheimlichen muss? Wo ich mit ihm über alles reden kann? Und in diesem Moment muss ich mir das eingestehen, wovor ich schon die ganze Zeit Angst hatte, ich habe mich in Jake verliebt und kann und will keinen einzigen Tag mehr ohne ihn verbringen.