4.- Das Frage-Antwortspiel

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Am nächsten Tag musste ich, egal ob ich nun wollte oder nicht, mit Ryan reden. Das Referat machte ich sicherlich nicht alleine.

Als ich in die Schule kam, suchte ich gleich nach der Gruppe, die aus Charlett, Jenny, Mandy, Ryan, Noah und Jake bestand. Die sechs bildeten die Elite unserer Schule und das, obwohl die einzigen, die was im Kopf hatten, Ryan und Noah waren.

Sie standen in einer Ecke auf dem Schulhof. Charlett, Jake und Ryan rauchten, während die Anderen daneben standen und über irgendetwas lachten.

Ich überlegte, ob ich wirklich zu ihnen gehen sollte und verglich die Argumente. Die Contra-Argumente überwogen eindeutig und trotzdem bewegten sich meine Beine auf die Gruppe zu.

»Was will die denn hier?«, flüsterte Jenny eher weniger leise, als ich in ihr Blickfeld trat. »Keine Ahnung.«, antwortete Jake und alle starrten mich an.

Ich holte einmal tief Luft und lief schnurstracks auf sie zu. Der einzige, der eher ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt hatte, war Ryan.

»Ähm...k-könnten wir vielleicht k-kurz reden, Ryan?« Ich war so wütend auf mich selbst, dass ich keinen einzigen Satz normal herausbekam, aber wie sollte ich
auch reagieren, wenn die sechs beliebtesten Schüler mich hassten und ich gerade zu Ihnen ging?

»Du wirst gerufen, Charming.«, lachte Noah und klopfte ihm auf den Rücken.

Fast hätte ich auch darüber gelacht, wäre die Situation nicht so absurd gewesen. Wenn Ryan eins nicht hatte, dann den Charakter eines Prinzen.

Er fuhr sich einmal durch seine braunen Wuschelhaare und drückte seine Zigarette aus, bevor er mit schnellen Schritten auf mich zukam.

»Was willst du?« Seine Stimme klang zwar genervt, aber auch neugierig, was ich nicht verstand, da das mit dem Referat ja nicht gerade ein Geheimnis war.

Ich räusperte mich einmal laut und antwortete:»A-also wie wollen wir d-das mit dem Referat machen?«

Verwirrt musterte er mich, bevor ihm ein Licht aufzugehen schien. Hatte er das Referat etwa schon wieder vergessen?

»Ganz einfach. Du recherchierst, schreibst es auf, druckst die Fotos aus und ich setze dann meinen Namen drunter.«

So stellte er sich das also vor? Wir waren eh gerade in so einer scheiß Prüfungsphase, da konnte ich nebenbei nicht auch noch das ganze Referat alleine machen und außerdem würde ich es schon aus Prinzip nicht zulassen.

»Ry-Ryan, das schaff ich a-alleine nicht. Du musst mir h-helfen.«, beklagte ich mich über seinen Plan.

»Du wirst es schon schaffen, da bin ich mir sicher, Nerd!«

Er kehrte mir den Rücken zu und ging wieder in Richtung seiner Gruppe, als ich rief:» Aber wenn ich die ganze Arbeit mache, dann sollte Ms. Davis das auch wissen. Ich bin mir nicht sicher, was deine Eltern darüber denken werden.«

Er blieb kurz stehen und drehte sich dann langsam wieder zu mir um. »Du wagst es mir zu drohen? Ich warne dich, solltest du Ms. Davis ein Wort sagen, mach ich dich fertig!«

»Das machst du doch sowieso schon. Was sollte denn noch passieren?«, fragte ich etwas leiser und starrte ihm in die Augen.

»Du bist so...ein Freak!«, brüllte er und hing noch dran:» Morgen nach der Schule bei dir.« Dann ging er wirklich wieder zu seinen Freunden und ließ mich etwas stolz zurück. Das war sogar etwas leichter als gedacht.

+++

Unbekannt: Na los, stell schon deine Frage, Ave.

Ich habe dir nicht erlaubt, mich Ave zu nennen!

Unbekannt: Du bist auch nicht die mit dem Druckmittel, oder?

Wo er Recht hatte, hatte er Recht.  Ich wusste nicht einmal wer er war und er wusste wahrscheinlich jedes intimste Geheimnis von mir.

Stimmt. Wie siehst du aus?

Unbekannt: So einfach wird es nicht, Ave. Andere Frage...

Na gut. Einen Versuch war es Wert. Hast du Geschwister und lebst du bei beiden Elternteilen?

Unbekannt: Das waren zwar zwei Fragen, aber gut. Ja, ich habe eine kleine Schwester, die vier ist und lebe mit beiden Elternteilen zusammen. Was ist mit dir?

Wollte er jetzt Small-Talk führen? Ich wollte etwas über ihn erfahren, nicht umgedreht.

Hast du das nicht alles schon in meinem Tagebuch gelesen?

Unbekannt: Ich habe nur die ersten Seiten gelesen, da stand nicht viel über sowas drin.

Ich atmete erleichtert auf. Er hatte also nicht wirklich viel gelesen. Wenigstens eine gute Nachricht heute, nicht wahr?

Nein, ich habe keine Geschwister und ich lebe bei meiner Mutter.

Unbekannt: Was ist mit deinem Vater?

Das geht dich eigentlich nichts an. Immerhin muss ich etwas über dich herausfinden und nicht umgekehrt, nicht wahr?

Unbekannt: Stimmt wohl. Wenn ich was über dich wissen will, brauch ich ja nur nachzulesen :*P

Ich wollte gerade antworten, als mein Bildschirm schwarz wurde. Beschissener Akku.

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt