40.- Gemixte Gefühle

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Schwer atmend löste ich mich von Ryan und drückte ihn etwas weg. Ich war immer noch wütend, nervös und vor allem aber verwirrt. Warum entschuldigte er sich für den Kuss und tat kurz darauf wieder das, für das er sich entschuldigt hatte?

"Was soll das, Ryan? Ist es dir zu langweilig geworden, mich zu beleidigen und rum zu schubsen? Ist das der Grund, warum du plötzlich etwas mit mit zu tun haben willst? Erst mein Herz gewinnen und es dann zu brechen, wie du es bisher mit allen gemacht hast? Wie konnte ich bloß so dumm sein, zu glauben wir könnten so etwas wie... Freunde werden." Meine Stimme war lauter und kräftiger, als jemals zuvor. Ich hätte beinahe Angst vor mir selbst gehabt, doch die Tränen, die langsam meine Wangen herunter kullerten, verrieten mich. 

Ich wusste nicht, ob ich Ryans Blicken trauen konnte. Er sah gekränkt aus, aber wer verriet mir, dass das nicht alles Show war? "Wir sind Freunde, Avery. Merkst du denn nicht, dass ich schon lange nicht mehr so bin, wie ich es damals war?" Ich seufzte und vergrub meinen Kopf hinter meinen Händen. Er hatte ja Recht. Ich hatte ihn kaum noch mit Mädchen gesehen und auch die anderen Schüler hatte er nicht mehr niedergemacht. Ging er wirklich so weit, sein ganzes Verhalten für eine Show umzukrempeln? 

"Dann beweise es mir.", forderte ich nach einer Weile des Schweigens und erwiderte seinen Blick immer noch völlig benommen von den ganzen Gefühlen, die über mich hereingefallen waren, als er mich geküsst hatte. "Beweisen?", rief er aufgewühlt, warf seine Hände theatralisch in die Luft und sprang von dem Schreibtischstuhl auf, auf dem er bis eben noch gesessen hatte. Leider sah er wütend nicht gerade schlechter aus, weswegen ich ihn auch bloß anstarrte, während die Worte, die seine perfekten Lippen verließen, einfach an mir vorbeizogen. Verdammt, und ich hatte mich immer über die Mädchen aufgeregt, die erzählten, wie weich seine Haare und geschmeidig seine Lippen doch waren. Wann war ich zu dem von Idioten schwärmenden High School-Mädchen geworden, von denen ich mir geschworen hatte, nie so zu werden?

"Wie soll ich dir das bitte beweisen?" Seine Stimme klang ungläubig und danach antwortete ich das Dümmste, was ich wohl hätte antworten können. "Küss mich einfach noch einmal." Kaum hatte ich die Worte gesagt, wünschte ich mir, im Erdboden versinken zu können. Konnte es eigentlich noch peinlicher und armseliger werden? Ich bezweifelte es.

Ich spürte, wie mir das Blut zu Kopf stieg und meine Wangen rot färbte, aber noch bevor ich mich für die unangebrachte Forderung entschuldigen konnte, schloss er den Abstand zwischen uns. Ich sollte wirklich etwas gegen dieses ständige Schwindelgefühl unternehmen, das entstand, wenn jemand mich küsste. Oder wenn Ryan mich küsste.

Mein Herz begann heftig zu klopfen, als er seine Hand an meine Hüfte legte und mich auf das Bett drückte. Es dauerte kurz, bis ich die Situation begriffen hatte, aber ich schubste ihn nicht weg, sondern erwiderte seinen Kuss aus unerfindlichen Gründen. Meine Hände fanden wie von selbst den Weg in seine Haare und zupften leicht an einigen seiner Strähnen. 

Ich hatte immer gedacht, der erste richtige Kuss wäre wie ein Feuerwerk, aber das war er nicht. Als Ryan den Kuss vertiefte, brachen geradezu tausende von Explosionen gleichzeitig aus und jagten das Feuer durch jede einzelne meiner Venen. Ich schnappte nach Luft, als Ryan sich von mir gelöst hatte. Seine Lippen waren rot und leicht angeschwollen und dummerweise wirkte das bloß noch anziehender auf mich. Verflucht seist du, Hirn eines Hormon gesteuerten Teenagermädchens. 

"Lust eine DVD zu gucken?" Vollkommen überrascht schreckte ich aus meinem Tagtraum hoch, in dem er mich erneut geküsst hatte. "Ähm... äh...ja klar. Denke schon. Ich meine, sicher." Reiß dich zusammen, verdammt nochmal. 

"Was willst du gucken?", fragte ich und ging zudem Regal mit DVD's in meinem Zimmer. Er stellte sich hinter mich und legte seine Arme um meinen Bauch und selbst diese kleine Berührung verursachte , dass sich eine Gänsehaut überall auf meinem Körper ausbreitete. "The Fast And The Furious 4?" Abwesend, aber immerhin noch nickend nahm ich die DVD heraus, legte sie in den Player und ließ mich von Ryan auf mein Bett ziehen. Ich setzte mich mit etwas Abstand zu ihm, ebenfalls hin und startete den Film. Wie war diese eigenartige Situation noch einmal zu Stande gekommen? 

"Jetzt komm her, Nerd.", lachte er und zog mich dann so zu sich, dass ich in seinem Arm lag. Ich wusste nicht, ob mir diese Situation unangenehm war, oder doch eher das komplette Gegenteil. Eigentlich konnte ich diesen Film auch gut leiden, aber irgendwie fehlte mir heute die Motivation dafür. Kein Wunder, wenn ich die ganze Zeit damit beschäftigt war, nicht zu seufzen, als Ryan mit seinem Daumen kleine kreise auf meine Hüfte zeichnete. 

Ich beobachtete genau seine Bewegungen, dann meine Lippen, die ein pikantes Lächeln trugen, seine braunen, warmen Augen, die Wimpern, die Schatten legten. Und irgendwann musste auch ich es mir eingestehen. Ich hatte mich irgendwann,  irgendwie in diesen Idioten verliebt...

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Hey Leute, also bei mir hat heute die Schule leider wieder angefangen und allen, denen es so wie mir geht, spreche ich mein Beileid aus. Den anderen natürlich noch schöne Ferien und danke für die ganzen Kommentare und Votes 💕

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 04, 2016 ⏰

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The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt