18.- Blöder Idiot in meinem Bett

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Ich schaute ihn verwirrt an. »Klar, du warst nie mein bester Freund, aber das ist doch kein Grund zu sagen, dass du schlecht bist.«, entgegnete ich ihm daraufhin.

Plötzlich sah Ryan nicht mehr belustigt aus, sondern eher beschämt. Seufzend ergänzte ich:»Was auch immer du nun schon wieder getan hast. Ich bin sicher, dass es sich klären wird.«

»Das hoffe ich.«
»Du willst mir wirklich nicht sagen, worum es geht?«
Augenverdrehend gab er zur Antwort:» Wenn sie die Wahrheit erfährt, will sie nichts mehr mit mir zu tun haben. Und das gerade dann, als ich bemerkt habe, dass sie ganz anders ist, als ich dachte.«

Sein prüfender Blick entging mir nicht, aber ich verstand sich nicht, was er damit sagen wollte, also ignorierte ich ihn und dachte über seine Antwort nach.

Auch wenn es mir nicht gefiel; ich machte mir augenblicklich Gedanken darüber, wer sie war. Welche Augen- und Haarfarbe sie hatte, welche Musik sie hörte und was Ryan an ihr so toll fand.

Aber ich denke, sowas war bei Freunden normal. Konnte man uns überhaupt Freunde nennen? Wir stritten, schrien uns an, diskutierten, nervten uns und trotzdem lachten wir auch zusammen.

Auf jeden Fall war ich froh, dass wir uns nun besser verstanden, als früher.

Nachdem ich eine halbe Stunde nach Ryan auch endlich aufgegessen hatte, rief er die hübsche Kellnerin und ehe ich mich versah, hatte er für uns beide gezahlt. »Ich hätte auch selbst zahlen können, Ryan.«, protestierte ich. Ich war nicht wie Charlett oder die anderen, die es darauf anlegten, sich von dem Jungen bezahlen zu lassen.

Schulterzuckend antwortete er:» Jetzt hab ich wenigstens was gut bei dir.« Schnaubend verließ ich das Diner, setzte mir wie selbstverständlich den Helm auf und wartete, bis auch Ryan aus der Tür kam, der gerade eben noch mit der Kellnerin geredet hatte.

»Was hast du gemacht?«, fragte ich ihn neugierig und versuchte, einen Blick auf den Zettel in seiner Hand zu werfen. »Nur einen kleinen Zeitvertreib gesucht.« Grinsend setzte er sich vor mich, als ich ihm ein »Du bist widerlich.« ins Ohr schrie, da er bereits das Motorrad angeworfen hatte und losgefahren war.

Als ich meine Arme um seinen Oberkörper schloss, spürte ich, wie er leise lachte. »Was ist daran so lustig?«, rief ich. Ein Wunder, dass er mich durch den Helm überhaupt hörte, aber er tat es.

»Nichts. Du bist nur so unschuldig, dass man beinahe denken könnte, du hattest noch nicht einmal deinen ersten Kuss.«

Wir hielten vor unserer Garage und plötzlich war es mir schrecklich peinlich, da er genau ins Schwarze getroffen hatte. Beschämt senkte ich meinen Blick, damit er nicht sah, wie rot ich geworden war.

»Warte, sag mir nicht, ich hatte Recht!«
»Hör auf, dich über mich lustig zu machen.« Trotzig zog ich mir den Helm vom Kopf und drückte ihn ihm in die Hände. »Gute Nacht, Ryan. Danke fürs nach Hause fahren.«

Ich eilte zur Tür und schloss sie auf, doch als ich sie zumachen wollte, stellte er einen seiner Füße dazwischen. »Was?«, fauchte ich, worauf er nur grinsend die Tür aufdrückte und dreist in den Flur trat.

»Das ist Hausfriedensbruch.«, Beschuldigte ich ihn, was ihm aber gar nichts auszumachen schien. »Kannst du bitte gehen? Ich bin müde und möchte schlafen.«
»Ich werde dich nicht aufhalten. Versprochen.«

Ich ging ins Bad und wusch mich, in der Hoffnung, dass er weg war, wenn ich wieder herauskam. Aber ich hatte mich getäuscht. Er lag bloß in seiner Boxershorts bekleidet in meinem Bett. »Ryan!«, meinte ich warnend, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. »Ryan, steh auf!«

Ich pikste ihn in die Wange, doch er schlief bereits tief und fest.  Seufzend zog ich die Decke unter ihm hervor und deckte ihn zu. Wenn er so dalag und schlief, so friedlich und still, könnte man fast denken, er wäre der perfekte Junge. Lieb, hübsch, schlau.

Er war schlau und hübsch, aber lieb? Nein, das war er sicher nicht. Und ich hätte mich für diese Gedanken auf der Stelle schlagen können.

Ich holte eine lockere Stoffdecke aus dem obersten Fach meines Kleiderschranks und legte mich auf die Couch. Ich hätte ihn wecken und rauswerfen sollen, aber bevor es wieder Streit gab, ließ ich ihn lieber bei mir im Bett schlafen.

Außerdem wusste ich insgeheim, dass ich ihn nicht bloß hier schlafen ließ, weil ich keine Lust auf Streit hatte. Nein, insgeheim hatte es einen anderen Grund.

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt