28.- Schlechte Nachrichten?

224 16 2
                                    

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, begannen mich die Schuldgefühle wegen der Sache von gestern einzuholen. Die Wut war verebbt und zurück blieb nur das schlechte Gewissen. Es war doch immerhin nichts Verwerfliches daran, wissen zu wollen, mit wem die Tochter oder eben Enkeltochter Umgang pflegte, oder?

Ich schämte mich, dass ich so ausgeflippt war, also versuchte ich ihnen so gut wie es ging aus dem Weg zu gehen. Ich zog mich im Zimmer an, schlich mich dann heimlich und leise ins Bad und als ich fertig war, verließ ich mit einem "Bis später" ohne zu zögern das Haus. Natürlich erleichterte das mein Gewissen auch nicht, aber zumindest konnte ich die Aussprache etwas herauszögern. 

Was mir allerdings bevorstand, war die Antwort auf Noahs Frage. Wollte ich mit ihm auf den Schulball oder sollte ich lieber zu Hause bleiben? Ich seufzte und schloss mein Fahrrad an. 

"Hey du." Ich zuckte zusammen und drehte mich ruckartig zu dem Übeltäter um, der mich so erschreckt hatte. Ich atmete erleichtert auf, als dieser sich als Noah herausstellte und ich lächelte ihn zaghaft an. Als er sich nervös im Nacken kratzte, wusste ich, dass er meine Antwort wollte. 

Ich dachte angestrengt darüber nach und erinnerte mich an das, was Grandma mir gestern gesagt hatte. Was hatte ich schon zu verlieren? Also fasste ich mir ein Herz und antwortete:" Ich würde gerne mit dir zum Schulball gehen." Mit einem Lächeln auf dem Gesicht beobachtete ich, wie die Anspannung von ihm fiel und er zu grinsen begann. "Das ist toll." Völlig ungeahnt zog er mich in seine Arme und ich erwiderte seine Umarmung, wenn auch etwas unbeholfen. 


Eine Nachricht holte mich wieder ins Hier und Jetzt und erst nachdem Noah nachgeschaut hatte, bemerkte ich, dass es mein Handy war, das geklingelt hatte. Ich fischte es aus meiner Hosentasche heraus und warf einen Blick auf das etwas zerkratzte Display. Eine neue Nachricht von Unbekannt. Ich stöhnte genervt, ging dann mit einem "Entschuldige mich bitte kurz" etwas weg von Noah und öffnete die Nachricht. 

Unbekannt: Du und Noah Jackson also?

Ich verdrehte die Augen, vielleicht hätte ich die Nummer blockieren sollen, statt sie nur zu löschen. Ich verstand sowieso nicht, warum er sich meldete, wann es ihm passte, anstatt sich an unsere Abmachung zu halten. Ich hasste Jungs, die dachten, die dürften sich alles erlauben. Und leider gab es von denen an unserer Schule mehr als mir lieb war. 

Was geht es sich an?, schrieb ich zurück, steckte mein Handy dann ein und bewegte mich lächelnd auf Noah zu. "Wer hat geschrieben?" Er starrte mich beinahe so intensiv an, als würde er nach einem Anzeichen einer Lüge suchen, aber ich zuckte mit der Schulter und antwortete:"Nicht so wichtig. Lass uns zum Unterricht gehen." Nickend legte er mir eine Hand auf den Rücken, was mich etwas unwohl fühlen ließ, aber ich ignorierte es. 

Zusätzlich mussten Noah und ich jetzt auch noch mit Mr. Obercool und seiner 'Freundin' Spanisch haben und das Fach nervte so schon. Die Krönung war jedoch, dass wir es bei Mr. Smith, dem jungen Sportlehrer, hatten.

Im Raum angekommen setzte ich mich in die mittlere Reihe, Noah hatte den Platz ganz hinten neben Ryan, aber nachdem was Ryan ihm gestern angetan hatte, wunderte es mich nicht, dass er sich umsetzen wollte. Dass es dann ausgerechnet neben mich war, schon. Er bekam ab und zu immer wieder giftige Blicke von Ryan, aber er ignorierte sie, so wie ich jahrelang. Als es klingelte und alle aus dem Raum stürmen wollten, hielt Mr. Smith uns allerdings auf. 

"Ich habe eine Art Überraschung für euch. Wie ihr ja wisst, steht jedem Kurs ein Ausflug zu. Ich konnte die Direktorin allerdings überzeugen, dass wir eine dreitägige Reise nach Spanien unternehmen." Der Kurs begann laut zu jubeln. Ich fand diese Idee aber alles Andere als toll. Ich hatte weder Bock auf Mr. Smith und seinen 'Charme', noch auf drei Tage kreischende Mädchen und durchgedrehte Jungs. "Freust du dich nicht?", fragte Noah verwirrt und ich schüttelte den Kopf. 

"Das heißt drei Tage lang Charlett und Ryan." Er zuckte mit den Schultern, als würde ihm dieser Fakt gar nichts ausmachen, mir allerdings schon. "Also, hier ist der Informationszettel. Lasst den bitte von euren Eltern unterschreiben und überweist das Geld auf das angegebene Konto. Außerdem werden wir mit dem Spanischkurs unserer Partnerschule fahren. Jetzt dürft ihr gehen." 

Die Schülermasse strömte aus dem Raum, es wurde geschubst und gedrängelt, aber das war ich mittlerweile gewöhnt. Ich ging mit Noah den Gang entlang, als ich am Oberarm gepackt wurde und in das Gesicht von Ryan starrte. "Wir müssen reden."

______________________________

Hier ein neues Kapitel für euch. Findet ihr die Idee mit der Klassenfahrt zu klischeehaft? 

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt