32.- Blöde Kinderspiele

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"Wie lange fliegen wir?",fragte ich Emma, die es sich rechts neben mir gemütlich gemacht hatte. Ryan, der links von mir am Fenster saß, spielte an seinem Handy herum und sonst konnte ich niemanden, den ich etwas besser kannte, entdecken. "Ganze elf Stunden.", stöhnte Emma genervt. "Und das gleich zwei Mal. Aber immerhin ist es Spanien. Ich war noch nie in Europa.", ergänzte sie voller Vorfreude. Langsam stieg auch in mir das Gefühl von Freude auf. "Ich auch nicht.", flüsterte ich lächelnd.

Vielleicht würde mein letztes Jahr doch nicht so schlimm werden. Ich hoffte es zumindest. Emma und ich quatschten die ganze Zeit über irgendwelches banales Zeug, aber als wir bereits seit vier Stunden flogen, beschlossen wir, lieber Musik zu hören und zu schlafen, immerhin ging der Flug um sechs Uhr morgens. Kurz nach Emma schlief auch ich ein. 

+++

Ich wurde wach, als ich irgendeine Hand auf meinem Kopf spürte. Ich musste erst begreifen, dass wir im Flugzeug saßen und ich nicht in meinem Bett lag. "Emma, lass das.", murmelte ich und schlug meine Augen auf. 

Peinlich berührt räusperte ich mich, als ich begriffen hatte, dass ich an Ryans Schulter eingeschlafen war. Das erklärte auch den vertrauten Geruch. "Gut geschlafen?", lachte er und grinste mich an. Wie lange hatte ich ihn nicht mehr lachen sehen? Auf jeden Fall lange genug, um es zu vermissen, auch wenn ich das nur ungern zugab. 

Ich fragte mich, warum er sich entschlossen hatte, wieder nett zu mir zu sein. Ich würde ihn nicht danach fragen, einfach aus Angst, seine Laune wieder zu ändern. "Geht so." Ich lächelte zaghaft, denn bei ihm wusste ich nie, was ich tun sollte, damit er nicht wieder sauer wurde. "Wusstest du, dass du im Schlaf redest?", meinte er. "Was? Ich rede nicht im Schlaf.", versuchte ich abzustreiten, obwohl mir das doch schon einige Male passiert war. "Und ob du das tust. Vielleicht hast du es bisher einfach noch nicht bemerkt." "Was habe ich gesagt?", verlangte ich zögerlich zu wissen.

"Sicher, dass ich dir das sagen soll?" "Ja." "Ganz sicher?" "Ja Ryan, nun sag schon."    "Okay, also du hast ständig meinen Namen gesagt. Und dann noch sowas wie 'Ich liebe dich'" Er sah vollkommen ernst aus, aber trotzdem konnte ich ihm nicht ganz glauben. "Du lügst.", stellte ich nüchtern fest. "Na gut, hast mich erwischt. Aber du sahst ganz schön geschockt aus." Er lachte laut, sodass sich die Leute in den Sitzen vor uns sogar umdrehten, aber das schien ihm egal zu sein und ich fand es gut. Vielleicht, weil er es fast nie tat, wenn er mit Charlett unterwegs war, aber vielleicht auch einfach, weil es ansteckend war. Erst jetzt fiel mir auf, dass Emma gar nicht da war. "Wo ist Emma?", fragte ich daher. 

"Sie fragt Mr. Smith und Mr. Elliot gerade irgendwas." Ich nickte, da ich mir sicher war, dass es wegen der Zimmer war. "Mir ist langweilig.", stöhnte Ryan und ich lachte, da er sich wie ein kleines Kind angehört hatte. "Los Avery, wir spielen irgendwas." "Etwas spielen?", fragte ich ungläubig. Er schien es jedoch ernst zu meinen, denn er nickte grinsend. "Und was schlägst du vor?" 

"Wahrheit oder Wahrheit?", fragte er grinsend und sah davon auch noch begeistert aus. "Ernsthaft?", fragte ich unmotiviert. "Und für jede Frage, die du nicht beantworten willst, habe ich was gut." "Die Spielregeln sind unfair.", beschwerte ich, aber er ignorierte mich einfach. "Welchen Star findest du heiß?" Ich lachte über diese dumme Frage, antwortete aber wahrheitsgemäß:" Alex Pettyfer." Er zog eine Grimasse, sagte aber nichts. "Würdest du dir lieber deinen Po tätowieren oder deine Zunge piercen lassen?" Jetzt zog er ein noch seltsameres Gesicht, sagte aber schließlich:" Die Zunge piercen, eindeutig." "Mit wem an unserer Schule würdest du am ehesten schlafen." Ich schaute ihn mit großen Augen an, aber der Idiot grinste bloß gehässig. "Mit keinem." , rief ich empört, aber er schüttelte den Kopf. "Einen Namen musst du sagen." Ich seufzte und blieb bei meiner Entscheidung. "Gut, dann hab ich jetzt was gut bei dir." Ich schnaubte genervt, akzeptierte es aber. 

Wenn dieser Idiot solche Sachen fragen durfte, dann durfte ich das auch. Ich schaute mich  um und entdeckte ein Mädchen mit Brille und Zahnspange, zwei Frauen in den Fünfzigern und einige Omas. "Wen würdest du jetzt am ehesten küssen?" Ich machte eine Bewegung mit der Hand, um auf diese Menschen hinzuweisen. Sein Grinsen wurde noch größer als vorher und er beugte sich etwas vor. Ich schluckte und mein Herz schlug schnell. Das würde er sich nicht wagen, oder? 

Er war mir zu nah, viel zu nah und doch war ich nicht in der Lage, mich zu bewegen. Sein Aftershave stieg mir in die Nase und seine Augen glitzerten spitzbübisch. Anscheinend fand er das auch noch lustig, ich aber nicht. "Wisst ihr was?", meinte plötzlich eine wütende Stimme. Erschrocken wich Ryan zurück und setzte sich wieder ordentlich in seinen Sitz. "Oh tut mir Leid, hab ich euch gestört?", fragte Emma grinsend, aber wir schüttelten beide den Kopf. "Wir sind in keinem Hotel, wir müssen zelten." 

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt