31.- Ab nach Spanien

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Seit Ryan mit Cassidy aus dem Diner gestürmt war, hatte ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt, dachte aber jedes einzelne Mal, wenn ich etwas mit Noah machte, an seine Worte. Ich hatte Noah gefragt, ob er nicht lieber wieder zu seinen Freunden wollte, aber er hatte bloß nichts sagend mit den Schultern gezuckt. 

Eine Woche war um seitdem und der Unterricht kam mir langweiliger vor, denn je. Außerdem ging es heute los nach Spanien. Natürlich gab es da ein tolles Meer und ich wollte schon immer einmal nach Europa, aber die Tatsache, dass ich drei Tage mit vollkommenen Vollidioten verbringen musste, zerstörte meine Hoffnung, überhaupt Spaß zu haben. Das Schlimmste an der Sache aber war, dass ich nur noch knapp eine Woche hatte, bis meine Tagebuchseiten veröffentlicht würden. 

Ich fragte mich, was danach war. Würde Noah sich von mir abwenden? Ryan mich wieder niedermachen? Alle über mich lachen? Ich wusste es nicht und eigentlich wollte ich es auch nicht herausfinden. Unbekannt hatte sich trotz mehrer Nachrichten von mir nicht mehr gemeldet. Und langsam zweifelte ich daran, dass es eine gute Idee gewesen war, mich einfach so geschlagen zu geben. Vielleicht hätte ich es geschafft, hätte ich einfach tief genug gegraben. 

Meine Grandma war vorgestern wieder gefahren und nun saßen Mum und ich im Auto Richtung Flughafen. "Mach ganz viele Fotos ja? Und bring mir irgendwas Spanisches mit." Ich lächelte sie an und nickte. 

Als wir am Flughafen ankamen, standen bereits Mr. Smith und ein paar andere Schüler mit vollen Koffern vor dem Eingang. Meine Mum umarmte mich über den Sitz und wartete kurz, bis ich meinen Koffer ausgeladen hatte. "Viel Spaß", rief sie und winkte mir nochmal zu, bevor sie wieder fuhr. 

"Okay...Avery, richtig?" Ich nickte beleidigt, nicht einmal bei meinem Namen war er sich sicher dieser dämliche Lehrer. Er hakte ihn auf seiner Liste ab und schaute sich dann suchend um. "Mr. Elliot?", rief er einem Mann mit einer weiteren Schülergruppe zu, der etwas weiter weg stand. Dieser nickte und schloss sich uns an. "Avery?" Ich drehte mich überrascht um und blickte in Emmas grüne Katzenaugen. "Oh, du fährst auch mit?", fragt ich erfreut. Dann war sie wohl in unserer Partnerschule. 

"Sieht so aus. Du weißt gar nicht wie beruhigt ich bin. Ich dachte schon ich muss mit irgendwelchen blöden Säcken in ein Zimmer, aber jetzt bist du ja da. Oder hast du schon Zimmergenossinnen?" Sie ratterte das alles so schnell runter, dass ich nicht anders konnte, als zu lachen. "Nein, habe ich nicht. Wir können gerne in ein Zimmer, wenn sie erlauben, dass sich die Schulen mischen." Sie grinste mich breit an und umarmte mich. Etwas überfordert umarmte ich sie zurück, als vor uns Noahs Auto parkte. Dann fehlte jetzt nur noch Ryan, aber der konnte mir eigentlich auch gestohlen bleiben. 

"Hey.", begrüßte er mich und zog mich, wie Emma zuvor, in eine Umarmung. Bei ihm hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt. "Hey.", grüßte ich zurück, als ein schwarzes Motorrad mit quietschenden Reifen zum Stehen kam. Natürlich brauchte Mr. Obermacho seinen Auftritt extravagant, sodass ihm nicht nur die Mädchen aus unserer Schule, sondern auch die aus unserer Partnerschule ihm hinterherschauten. 

"Dann sind wir ja vollständig.", hörte ich Mr. Smith murmeln.  Auch Steve und Luke standen mittlerweile bei uns und ich war froh, nicht wie in den Jahren zuvor, allein hier stehen zu müssen. "Stellt euch bitte in eine Reihe, ich werde euch die Flugtickets austeilen." Wir taten, was Mr. Elliot gesagt hatte und ich stöhnte genervt, als Ryan mich an der Schulter schubste und sich vor mich stellte. Mittlerweile benahm er sich wirklich wie ein Kleinkind. Ich war mir nicht sicher, was er damit bezwecken wollte, aber ich es wäre möglich, dass er immer noch sauer war, weil ich mich nicht von Noah fernhielt. 

Wir nahmen der Reihenfolge nach die Flugtickets an und wurden danach zum Check-In geschickt, wo wir unser Gepäck und das Ticket abgaben. Die blonde Frau reichte uns anschließend eine Boarding-Karte, auf der Sitz und Gate standen und wies uns an, zum Security- Check zu gehen. Als wir auch dort endlich fertig waren und vor dem richtigen Flugzeug standen, unser Gepäck wieder hatten und die Lehrer alles geregelt hatten, suchten wir unsere Sitze. Ich hatte das Glück, dass Emma neben mir saß und der andere Sitz leer war. 

Vor uns tauchte Ryan auf, der erst auf den Sitz schaute und dann auf sein Ticket. Sein genervter Blick verriet, dass er wohl den Sitz neben mir bekommen hatte. Hätte dieser Idiot sich doch bloß nicht vorgedrängelt. 

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt