6.- Gruselige Träume

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Er zog seine schwarze Kapuze tief in sein Gesicht, sodass man es nicht erkennen konnte und ging mit großen Schritten auf mich zu.

»Die Zeit ist abgelaufen!« Seine tiefe Stimme echote in meinen Gedanken. Sie klang nicht einfach nur dunkel, sie klang verzerrt und gruselig.

Ich spürte, wie meine Nase begann zu jucken und mir heiße Tränen in die Augen stiegen, die ich versuchte zu verdrängen.

»Warum macht du das?«, schluchzte ich laut, aber es konnte mich eh niemand hören außer er. Wir waren alleine auf dem verlassenen Schulgelände. Noch zumindest. In einer Stunde würde die Schule sich mit tausenden von Highschool- Schülern füllen. Und alle würden es lesen!

»Das bleibt mein Geheimnis, Ave. Genauso wie meine Identität es für dich bleiben wird. Du hattest deine Chance, aber du hast sie nicht genutzt. Ich habe das Spiel gewonnen, nun sei kein schlechter Verlierer und lass mich meinen Gewinn einlösen.«

Ich umklammerte fest mein verblasstes, altes Tagebuch, das ich jeden Tag an meiner Seite hatte, bis sich alles durch diesen einen blöden Zufall änderte.

Mit großen Schritten kam er auf mich zu und-

»I wish that I could wake up with amnesia
And forget about the stupid little things«

Ich schreckte hoch und brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass ich mich nicht mit einem gruseligen Typen in der Schule befand, sondern dass ich in meinem Bett lag und mein Wecker mich gerettet hatte. Auch wenn das hieß, dass er Montag ankündigte. Dass ich das einmal sagen würde, hätte ich nie gedacht.

Ich schaltete meinen Wecker aus und versuchte mein zerstörtes Aussehen irgendwie wieder hinzubekommen.

Heute war einer dieser Tage, an denen ich, obwohl ich nie Make-Up benutzte, eine ganze Tonne Concealer auf meine Augenringe schmieren könnte.

Meine Haare sahen aus wie ein Vogelnest und meine Augen waren rot und glasig. Kurz: ich sah nicht gerade passabel aus.

+++

Ich schlich durch die Schule wie ein Zombie und hielt Ausschau nach einem Typen mit ins Gesicht gezogener Kapuze, aber weit und breit war kein einziger Kapuzenträger zu sehen.

Langsam begann ich durchzudrehen. Alles war wie immer. Außerdem hatte ich noch über drei Wochen Zeit, um herauszufinden, wer mein Tagebuch hatte.

Durch diesen Traum wurde mir erst bewusst, wie schlecht meine Situation war. Ich sollte mich wirklich beeilen, sonst würde ich es nie herausfinden und dann würden meine ganzen Tagebuchseiten in der Schule verbreitet liegen.

Ryan, Charlett, der Unbekannte und alle anderen würden sich einen ablachen und ich könnte gleich die Schule wechseln. Die Elfte hatte gerade mal begonnen, also musste ich noch fast zwei Jahre hier überleben.

Zusammengefasst hatte ich gerade mal, dass es ein rauchender Junge aus meinem Jahrgang war, der eine vierjährige Schwester hatte und mit seinen Eltern zusammenlebte. Sehr viel, wenn man bedachte, dass ich von keinem einzigen Schüler mehr als den Vornamen kannte.

Ich lief um eine Ecke und stieß mit einem Jungen mit Kapuze zusammen. Ich bekam so einen Schreck, dass ich fast aufgeschrien hätte. Der Junge zog seine Kapuze vom Kopf und ich stockte, als ich ihn erkannte.

Ich war gerade gegen Noah Jackson gelaufen. »T-tut mir leid, Noah. D-das war keine A-Absicht.«

Wider Erwarten lächelte er mich an und reichte mir eine Hand um mir aufzuhelfen. »Kein Problem, war ja auch meine Schuld.«

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt