38.- Falsche Gefühle?

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Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte, es würde mir gleich aus der Brust herausspringen und trotzdem konnte ich mich auf nichts anderes konzentrieren, als Ryans Lippen, die sich auf meinen bewegten. Nur zögerlich erwiderte ich seinen Kuss. Ich wusste, dass es absolut falsch war, aber es fühlte sich so aufregend und schön an, dass ich einfach nichts tun konnte, als mich seinen Küssen hinzugeben.

Schwer atmend lösten wir uns voneinander und rangen nach Luft. Peinlich berührt drehte ich mich weg von ihm. Warum habe ich nichts dagegen getan? Ich wollte mich doch von ihm fernhalten. Mein erster Kuss ging an Ryan und ich konnte ihn nicht einmal davon abhalten, weil ich selbst viel zu überwältigt von meinen Gefühlen war. 

Er räusperte sich und meinte dann:" Wir sollten wirklich zurück." Ich nickte, stand auf und klopfte mir den Sand von den Klamotten. Ich würde ihn so gerne fragen, was er mit "Nur einer kann gewinnen." gemeint hatte, aber ich traute mich nicht. Auf dem ganzen Weg nach Hause schwirrten bloß seine braunen Augen und seine weichen Lippen vor meinem Gesicht herum. Vielleicht klang es verrückt, aber ich spürte immer noch seine Hand auf meiner Hüfte und seine Lippen auf meinen. 

Ich wollte immer, dass mein erster Kuss etwas Besonderes wurde, aber mit Ryan? Ich wusste nicht, ob das gut war. Ich hatte mich immer gefragt, ob dieses leichte Kribbeln und die Schmetterlinge bloß eine reine Erfindung von Romantikern oder Autoren waren, aber in Wirklichkeit fühlte es sich noch viel stärker an, als es alle Worte beschreiben konnten. 

"Da seid ihr ja endlich." Mr. Smith riss mich aus meinen wirren Gedanken und schaute uns sowohl erleichtert, als auch wütend an. "Wo seid ihr denn so lange gewesen?" "Haben uns verlaufen.", log Ryan und ich konnte nichts anderes tun, als zu nicken. Mr. Smith seufzte und schickte uns dann in die Küche zum Abwasch machen.

Ich schwieg, da mir einfach die Worte fehlten. Was sollte ich denn auch sagen? "Vergiss das einfach. Sieh es als blöden Ausrutscher." Fassungslos drehte ich mich zu Ryan um, der sich ein Geschirrtuch geschnappt hatte und mich ernst anschaute. Wieso tat es mir so weh, dass er das sagte? Es war das Beste, was wir tun konnten. Er hatte Charlett und ich würde irgendwann den perfekten Jungen noch finden. Trotzdem war ich wütend, weil er mich behandelte, wie alle anderen Mädchen, mit denen er etwas hatte. "Du hast Recht. Es ist wohl das Beste.", erwiderte ich und versuchte alle Emotionen zu verstecken. 

+++

"Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, ihr wärt einfach so abgehauen." Ich lächelte Emma gezwungen an. "Nein, wir haben uns bloß verlaufen.", benutzte ich Ryans Worte von vorhin und warf mich auf eine der Isomatten. "Was habt ihr so gemacht?", fragte sie darauf und grinste mich an. Sofort schossen mir die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis. "Nichts Besonderes." Ich zuckte gelangweilt mit den Schultern, auch wenn in mir ein Sturm tobte. 

Als Emma eingeschlafen war, schlich ich mich aus meinem Zelt und kletterte über die Dünen, als ich weiter entfernt zwei Stimmen hörte. Je näher ich kam, desto besser konnte ich die Stimmen Ryan und Noah zuordnen. "Wie konntest du Mal mein bester Freund sein.", sagte Ryan abwertend. "Das frage ich mich auch. Ich habe nie etwas dagegen gesagt, wenn du ein Mädchen nach dem anderen verarscht hast, aber musstest du dir unbedingt das Mädchen aussuchen, das ich mochte?" Von wem redeten die Beiden da? Anscheinend hatte ich mit meiner Vermutung, dass es bei ihrem Streit um kein Mädchen ging, doch falsch gelegen. Und Emma hatte damit falsch gelegen, dass ich es war, die Noah mochte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass Ryan mich nicht verarschte. Dazu müsste ich nämlich etwas mit ihm gehabt haben, abgesehen von dem Kuss vorhin.

"Tja, das Leben spielt nun einmal unfair.", gab Ryan darauf nur zurück und ich zog scharf die Luft ein. Irgendwie tat Noah mir Leid, auch wenn er zu mir so grob war. "Ich schwöre dir, da wirst du nicht rauskommen." Eilig versteckte ich mich hinter einem Strandkorb und wartete darauf, dass Noah verschwunden war. Ich blickte da nicht mehr durch. Worüber stritten sich die Beiden denn? 

"Ich hab dich gesehen.", rief Ryan, als er auch gehen wollte. Shit. Ich antwortete einfach nicht, denn ich war immer noch sauer wegen vorhin. "Avery?", fragte er noch einmal und schaute hinter den Strandkorb. "Ich habe nachgedacht.", meinte ich schließlich doch. "Du solltest dich von mir fernhalten. Denn sind wir einmal ehrlich. Du kannst mich nicht leiden und andersrum genauso wenig. Du hast den Nerd geküsst und ich den Badboy. Vielleicht war es einfach der Nervenkitzel oder sowas. Wir sollten uns am Besten einfach aus dem Weg gehen." Seine Miene war ausdruckslos,ich wusste nicht, was er sagen würde, also stand ich auf, bevor er etwas tun konnte und schlich mich zurück ins Zelt. 

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt