7.- Ryan bei mir zu Hause

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Nachdem wir fast alle Texte aufgeschrieben hatten, schlug ich vor, eine Pause zu machen. Ryan ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen und ging auf den Balkon, um zu Rauchen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch direkt neben der Tür, sodass der ganze Rauch trotzdem zu mir zog.

»Warum rauchst du dieses ungesunde Zeug überhaupt?«, fragte ich schließlich, als ich mich eh nicht mehr auf die Texte konzentrieren konnte.

Er zuckte mit den Schultern und gab mir keine Antwort. »Also ich finde es echt schrecklich. Es stinkt, es ist ungesund, es-«

»Was interessiert es dich überhaupt, was ich mache?«, schnauzte er mich an.

»Ich sag's ja nur. Was sagen denn deine Eltern dazu?« Sein Vater als leitender Chefarzt des hiesigen Krankenhauses und seine Mutter als bekannte Rechtsanwältin fanden es sicher nicht toll, dass ihr Sohn ihnen den Ruf verdarb.

Er verdrehte die Augen und zuckte wie immer mit den Schultern. »Nichts, was sollen sie auch sagen?« Seine Stimme klang unfreundlich und genervt, also beschloss ich, dieses Thema auf sich beruhen zu lassen.

Als er aufgeraucht hatte, trat er wieder in mein Zimmer und schloss die Tür. Plötzlich hörte ich etwas laut scheppern. Erschrocken drehte ich mich zu Ryan um, der auf den kleinen Scherbenhaufen und den Bilderrahmen schaute.

»Oh Gott«, stieß ich hervor und setzte mich auf die Knie, um die Scherben aufzulesen. Ich drehte den Rahmen um und entdeckte das Bild meines achten Geburtstages, das mich und meinen Dad zeigte. Ich schluckte einmal und hoffte, die Tränen zurückhalten zu können, da ich dieses Bild irgendwann umgedreht hatte, weil ich mit ihm zu viele Erinnerungen verband.

Ryan stand stumm neben mir und meine erste Träne fiel auf das Bild. Ich fühlte mich in die Situation zurückversetzt, als ich das erste Mal nach Dad's Tod in der Schule war und Ryan mir das Tagebuch aus der Hand geschlagen hatte.

Mir wäre es lieber gewesen, hätte er mir heute das Tagebuch aus der Hand geschlagen. Mein Alltag wäre wieder etwas mehr alltäglich.

»Sorry, aber ist doch nur ein Bild.«, sagte er gleichgültig. Es war aber nicht nur ein Bild. Es war das letzte Bild mit meinem Dad.

Ich wischte mir die Tränen ab, da ich mir nicht die Blöße geben wollte, vor Ryan zu heulen. »Ja, nur ein Bild. Ich hänge einfach sehr an Sachen.«, log ich, da mir die Situation schon so unangenehm genug war.

Ich nahm das Bild meines Dad's heraus und räumte den Bilderrahmen in den Müll.

»Vielleicht solltest du jetzt besser gehen.« Ich war momentan einfach nicht in der Laune, mit Ryan zu reden oder ein Referat zu machen. Ich wollte einfach nur schlafen.

»Sicher, dass alles okay ist?«, fragte Ryan mit gerunzelter Stirn und sah mich eindringlich an.

»Ja Ryan, und jetzt geh! Ich brauche meine Ruhe.«

Dass ich einmal so mit Ryan reden würde, hätte ich nicht gedacht, aber jetzt, wo ich ihn etwas besser kannte, hatte ich mehr Mut, als zuvor.

Schnaubend drehte er sich um, trampelte laut die Treppen nach unten und dann hörte man nur noch ein Tür-Knallen.

Erschöpft legte ich mich ins Bett, in der Hoffnung, endlich Ruhe zu haben, doch ich wurde enttäuscht.

Unbekannt: Hey Ave.

Ähm...Hey! Ist irgendetwas?

Unbekannt: Nö, wollte nur gucken, ob du noch lebst.

Wow, also auch noch fürsorglich, was?

Unbekannt: Natürlich, ich will doch wenigstens noch etwas Spaß mit unserem Spiel haben, bevor du abkratzt.

Du bist echt lustig. Was willst du denn nun?

Unbekannt: Dich daran erinnern, dass du deine Frage noch nicht gestellt hast.

Ich verdrehte die Augen und überlegte, was ich ihn wohl fragen könnte, das mich weiter brachte.

Machst du das alles weil es sich einfach so angeboten hat, oder weil du mich nicht leiden kannst?

Unbekannt: Von beidem ein Bisschen.

War ja klar, niemand konnte mich leiden, dafür hatte Ryan mit seinen Gerüchten gesorgt.

Hab ich denn schon mal persönlich mit dir geredet?

Unbekannt: Ja.

Oft?

Unbekannt: Das musst du selbst herausfinden...

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Hallo nochmal und Danke erstmal für die Reads und natürlich die Votes...

Ich finde es super toll, dass es wirklich so schnell ging mit den Votes und Reads.

Jetzt aber meine Frage: Geht es euch zu langsam voran? Ich persönlich mag Geschichten, in denen gleich in den ersten fünf Kapiteln die Höchstspannung erreicht ist, nicht so.

The lost Diary  #WattyCompetitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt