Erinnerungen

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"Du hast bitte was?", fragte Lucy vollkommen verwirrt.

Jonah war in Gedanken versunken. Daher hatte er die Narbe. Aber warum waren es zwei Narben? Wie lange hatte er schon diesen Peilsender in seinem Hals und warum hatte Alessa ihn nicht schon vorher aufgesucht, wenn sie doch wusste, wo er war? Tausend Fragen schossen gleichzeitig durch Jonahs Kopf.

"Jonah?", unterbrach Lucy ihn. Er erwachte aus seiner Gedankenwelt und schaute sie erschrocken an.

"Ja?"

"Wir müssen diesen Sender da schnellst möglich heraus nehmen. Vielleicht ist Alessa schon auf dem Weg hierher!"

Jonah konnte immer noch nichts sagen. Lucy packte ihn am Arm und zog ihn aus dem Büro. Im Hinausgehen griff er noch schnell nach dem Notizbuch. Lucy brachte ihn wieder in das Ärztezimmer und während sie dem Arzt die Situation schilderte, schlug Jonah nochmal die Seite auf.

Sein Blick fiel auf das Datum dieser Notiz. Einen Tag nachdem sie getötet wurden...sie hatten keine Chance mehr, den Sender zu entfernen. Fast neun Jahre ist er schon in mir und ich habe nichts gemerkt? Jonahs Finger fuhren über die Narben. Er schüttelte leicht den Kopf. Was ist damals nur alles passiert? Ein weiteres Mal wünschte Jonah sich seine Eltern jetzt bei sich. Wäre wohl alles anders gelaufen, wenn sie keine Agenten gewesen wären? Wärt ihr dann noch bei mir?

Lucy kam mit dem Arzt zu Jonah hinüber und zeigte diesem die zwei kleinen Narben.

"Seid Sie sicher?", fragte der etwas verwirrte Arzt. Lucy sah zu Jonah herüber, der bereits nickte. Der Arzt machte daraufhin einen leicht überraschten aber gleichzeitig entschlossenen Gesichtsausdruck und begann, seine Werkzeuge zu holen. Lucy setzte sich neben Jonah und nahm seine Hand.

"Du weißt schon, dass wir aus der Stadt raus müssen? Sie weiß wo wir wohnen, wo Akira ist und alle anderen Orte kennt sie auch. Wenn der Sender entfernt wurde, müssen wir schnellstmöglich hier weg, Jonah", begann Lucy vorsichtig. Jonah schwieg eine Weile.

"Nein. Nein, wir dürfen eben nicht abhauen! Ich habe Alessa Sortaz jetzt endlich gefunden und ich werde sie auch jetzt ins Gefängnis bringen! Dafür brauche ich aber die Hilfe von Akira und vor allem auch deine", Jonah sah seiner Freundin in ihre überraschten Augen.

"Jonah, sie ist sehr stark, das wissen wir beide. Und vor allem jetzt, nachdem du schon einmal entkommen bist, wird sie viel mehr daran tun, dich zu finden! Vielleicht ist sie schon auf dem Weg hierher? Und wir haben noch nicht mal einen Plan..." Lucy schien verzweifelt.

"Ich will dich nicht noch einmal verlieren, Jonah!"

Jonah drehte sich zu ihr um und schaute sie an. Er überlegte kurz, während der Arzt bereits die beiden Narben desinfizierte und ihm die Betäubungsspritze setzte.

"Ich überlege mir was. Außerdem kommt hier kaum jemand rein, dem der Zutritt nicht gewährt wurde, also haben wir noch ein Stück Privatsphäre und auch erstmal noch Zeit, uns einen Plan zu überlegen. Keine Sorge, Lucy, es wird schon alles klappen, vertrau' mir. Bitte", sagte er und küsste sie.

Lucy verließ das Zimmer, während der Arzt mit der Operation begann.

Nach einer Stunde war der Sender aus Jonahs Hals entfernt und die beiden Agenten betrachteten diesen näher. Er war winzig, noch nicht einmal so groß wie eine Erbse.

"Wahnsinn...", sagte Lucy erstaunt.

"Kein Wunder dass du den bei der Größe nicht gespürt hast."

"Agent J8, wollen Sie wissen, warum Sie zwei Narben hatten?", der Arzt kam zu den beiden.

"Ja, unbedingt!"

"Der Sender wurde an jeweils zwei Stellen befestigt, sodass er auf keinen Fall verrutschen konnte und noch dazu extrem schwer zu entfernen war", berichtete der Arzt.

"Verstehe...", sagte Jonah, bereits halb in Gedanken versunken.

Doch er verstand es ganz und gar nicht. Wenn mir der Sender eingesetzt wurde, kurz nachdem meine Eltern starben, war ich 10 Jahre alt...warum kann ich mich an nichts erinnern? So einen Sender so präzise einzusetzen geht doch nicht so einfach nebenbei und braucht Zeit...

"Kannst du dich erinnern, wer dir den Sender gesetzt hat?", fragte Lucy. Jonah sah sie an.

"Nein, ich weiß gar nichts mehr...als ob dieser Teil der Erinnerung einfach ausgelöscht wurde oder einfach nie existiert hat."

"Vielleicht hat man das ja genau so gewollt", überlegte Lucy laut.

"Bei manchen Menschen hilft es, sich noch einmal genau die damalige Zeit, die unmittelbar vor und nach dem Ereignis war, ins Gedächtnis zu rufen", schlug der Arzt vor.

"Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!", rief Lucy aufgeregt.

"Na gut, ich versuche es."

"Dann legen Sie sich bitte noch einmal hin, schließen Sie die Augen und entspannen Sie sich so gut es geht."

Jonah tat, was der Arzt ihm riet und erinnerte sich. Komischerweise waren diese Erinnerungen noch voll und ganz da:

"Ich trainiere im Garten mit meinem Vater. Meine Mutter kocht, man riecht ihr Essen. Alles ist wie immer. Dann höre ich meine Mutter nach meinem Vater rufen. Er geht ins Haus und lässt mich alleine im Garten zurück.", begann Jonah zu erzählen.

"Sehr gut. Was ist dann passiert?", fragte der Arzt. Jonah überlegte eine Weile.

"Ich höre lautes Geschrei. Mein Vater und eine andere Männerstimme. Sie scheinen sich zu streiten. Ich höre meinen Namen und daraufhin einen lauten Knall. Die Haustür wurde lautstark geschlossen. In dem Moment knackt es hinter mir im Gebüsch. Ich drehe ich um, sehe aber niemanden. Ich höre aber schwere Schritte. Sie waren von einem Menschen, da war ich mir sicher. Dann kamen meine Eltern zu mir rausgerannt und fragten mich, ob alles in Ordnung sei. Ich sagte ja, weil ich sie nicht beunruhigen wollte. Dann sind wir ins Haus gegangen und haben gegessen."

"Gut so, und weiter?"

"Es wurde Abend. Nichts weiter passierte. Ich ging in mein Bett und wollte schlafen. Doch ich konnte nicht einschlafen. Ich stand auf und setzte mich auf meine Fensterbank und schaute in den Garten hinaus. Ich saß da lange und dann höre ich, wie sich mein Zimmertürschlüssel langsam dreht..." Jonah hörte auf. Es schien, als ob er in einer Art Trance wäre und nicht mehr reden konnte, wohl aber die damalige Situation genau vor Augen hatte und vielleicht sogar noch einmal erlebte.

"Jonah? Jonah was ist los?", fragte Lucy aufgeregt. Jonah schreckte auf, er richtete sich in eine normale Sitzposition, seine Augen waren weit aufgerissen.

"Agent? Was ist los?", fragte diesmal der Arzt.

"Ich sehe eine dunkle Gestalt auf mich zukommen. Sie kommt näher, ich sehe ihre Zähne. Dann sehe ich eine Smiley-Maske. Sie leuchtet gelb. Die Gestalt grinst mich an...diese Gestalt...dann fielen meine Augen zu."


Agent J8 - the mysterious womanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt