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"Hast du den Plan verstanden?", schloss Joshua nach seiner Erklärung.

Ich konnte die Hoffnung in meinen Augen strahlen spüren; wenn Joshuas Rechnung aufging, würden wir schon bald in Sicherheit sein - vielleicht...

Mein Herz raste in meiner Brust. Mit dem Wissen, dass meine Welt für mich am seidenen Faden hing, schlich ich an Joshuas Seite um die Ecken des Heckenlabyrinths. Hier und da hörte ich Schritte hinter den dichten Blättern und dunklen Nadeln, ab und an sah ich roten Stoff aufblitzen, doch immer in einem anderen Gang als dem unseren.

Unsere Feinde waren so nah, aber dennoch außer Reichweite. Ab und an, wenn ich wieder etwas Rot aufschimmern sah, hätte ich nur den Arm ausstrecken müssen, wenn ich gekonnt hätte, um einen von SillyDans Leuten zu berühren.

Wir wagten nicht mehr zu sprechen. Zielstrebig suchten wir den Ausgang des Labyrinths, doch es schien, als würden wir uns immer tiefer darin verlaufen - und hinter jeder Biegung konnte jemand lauern.

Hinter uns hörte ich Schritte auf dem staubigen Steinboden, das Schleifen der Umhänge drang an mein Ohr. Ich begann zu rennen, wahllos Abzweigungen zu wählen, während Joshua sich gehetzt in alle Richtungen umsah. Das Rot an der Klinge seines Degens machte sich gut zu dem Stoff des Umhangs...

Strauchelnd bog ich um die nächste Ecke, hielt den Saum meines Umhangs hoch, damit ich nicht abermals ins Stolpern geraten konnte - und blickte auf eine weite Fläche.

Blauer Himmel berührte am Horizont grüne Rasenflächen, ab und an von blühenden Kirschbäumen in seiner Monotonie unterbrochen. Hier und da ein Brunnen mit steinernen Figuren, Sträucher und Blumen, die Bänke umringten. Das Hecken- und Rosenlabyrinth lag hinter uns, einzig die Dornen in meiner Kleidung blieben an meiner Seite. Und Joshua, der mit einem Kopfnicken strahlend auf einen winzigen, kreisrunden See, nur wenige hundert Meter entfernt, deutete.

Ich hörte unsere Verfolger hinter den dicken Büschen fluchen und zetern, die ersten begannen mit Schwertern Löcher in die Heckenwände zu schlagen. Welch einen Vorsprung wir uns wohl gesichert hatten...?

Geduckt hasteten wir auf den kleinen See zu, Joshua reichte mir das Amulett. Das Metall war noch von seiner Berührung gewärmt und lag angenehm vielversprechend in meiner Hand. Der Schlüssel zu meiner Tür nachhause.

Wir hatten es geschafft.

Lachend machte ich den ersten Satz in den See hinein, vorbei an einem Messingschild mit der Aufschrift Des Wassers Grund hat Gold im Mund.

Es war eher ein Teich - das kühle, kristallklare Wasser reichte mir gerade bis zur Hüfte. Als Joshua nach mir vom Ufer hinabstieg, schlugen leichte Wellen gegen meine Brust. Der rote Umhang zerrte noch schwerer an meinen Schultern als im Trockenen.

Behutsam ließ ich das Amulett sinken, behielt es im Auge, bis es den Sand und die bunten Kiesel unter meinen Füßen berührte. Adrenalin strömte durch meine Adern. Ich streckte eine Hand nach Joshua aus, der sie Stoßgebete murmelnd, aber ohne zu Zögern ergriff, die andere tastete nach der Goldkette.

Ich holte tief Luft, schloss die Augen, tauchte unter. Stein und Sand.

Endlich die Kette.

Zuversichtlich schlossen sich meine Finger um das Schmuckstück, zogen es voller Eifer nach oben - ich hielt es in der Hand. Ganz locker, ohne den geringsten Widerstand, hatte es sich aufheben lassen.

Hustend tauchte ich auf, die Überraschung hatte mich nach Luft schnappen lassen. Mein Herz setzte einige Schläge aus.

Nein. Das durfte nicht sein. Das konnte nicht -

Golden FairytaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt