Zwischen den Fronten

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Amelias Sicht:

Urplötzlich zog mich eine starke Hand an meiner Jacke in die nächste Ecke. Ehe ich richtig schalten konnte stand ich auf einmal Draco gegenüber.

„Amelia, ich muss mit dir reden!", seine Stimme klang dringend und er sah mich aus seinen eiskalten Augen aus an.

Warum war ich bloß jedes mal erneut so fasziniert von ihnen?

„Draco...", brachte ich immer noch leicht verwirrt hervor und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Ich spürte, wie Blut in meine Wangen gepumpt wurde.

„Ich habe leider schlechte Neuigkeiten."

Bei seinen Worten sackten meine Schultern automatisch weiter nach unten. Konnte es überhaupt noch schlimmer werden?

Draco wollte erneut anfangen zu reden, als er auf einmal von einer forschen Stimme unterbrochen wurde: „Amelia, hier bist du!"

Rachels Miene zeigte nicht einen Hauch von Überraschung, als sie Draco bemerkte. Er musterte sie stirnrunzelnd von oben bis unten.

Sie stellte sich breitbeinig vor mich -dabei war sie wesentlich kleiner als ich oder Draco- und drehte ihm eiskalt den Rücken zu.

„Denkst du wirklich, dass ist jetzt eine gute Gelegenheit für ein Rendez-vous?", flüsterte sie mir hinter vorgehaltener Hand eilig zu und blickte mich mit warnend an.

Ich zuckte leicht mit den Schultern und schaute mich um. Auf einmal schien mir die dunkle Ecke gar nicht mehr so ein gutes Versteck zu sein. Überall schienen Augen und Ohren zu sein.

„Amelia!", Dracos Stimme klang nun leicht genervt. Oder war es wütend?

„Nicht jetzt, Malfoy! Du weiß gar nicht, was du der kleinen hier antust, oder?", Rachel drehte sich mit eiskalten Blick zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust.

Bei dem Wort 'kleine' musste ich leicht zusammenzucken, schließlich war Rachel hier diejenige mit nur 1,58m Größe.

Bestimmt nahm sie meine Hand und zog mich hinter sich her. Sicher leitete sie mich durch die Schülertrauben, die sofort anfingen zu flüstern, als ich in ihre Nähe kam.

Schnell drehte ich mich zu Draco um und warf ihm einen entschuldigen Blick zu. Aber Rachel hatte Recht, dass hier war nicht der richtige Ort um zu reden.

Am liebsten würde ich allen hier sagen, dass unsere Beziehung nur gefakt war, doch ich glaubte, dass würde mir jetzt keiner mehr abkaufen.

Besonders vor den Slytherin verspürte ich eine gewisse Angst.

Sie wirkten nicht gerade GLÜCKLICH über die jetzige Situation.

Na ja, ganz stimmte das nicht. Es schien, als würden sie mich am liebsten vor Ort und Stelle in Stücke zerfetzten wollen und könnten sich nur mit größter Anstrengung zurückhalten.

Leider sah es bei den Gryffindor nicht anders. Ich stand zwischen den Fronten, wie mir jetzt klar wurde, und das war verdammt schlecht.

Wie, als würden nun beide Seiten mit den Gewehren auf mich schießen wollen und ich stehe alleine in der Mitte, ohne irgendeinen Schutz...nur Draco ist noch da.

Der Gedanke daran, dass wenigstens EINER auf meiner Seite stand, beruhigte mich jedoch kein Stück.

Selbst die Lehrer warfen mir komische Blicke zu, besonders Prof. McGonagall. Doch sie schien mich eher nachdenklich zu mustern und nicht so, als wäre ich völlig übergeschnappt.

                                                                                   ***

„Ist das alles wirklich SO schlimm?", fragte ich Rachel nach der Mittagspause, als wir uns in eine ruhige Ecke auf dem Grundstück vor dem Schulgebäude zurückgezogen hatten und die letzten, warmen Sonnenstrahlen in diesem Jahr genossen.

Es wurde langsam Winter und das spürte man.

Nicht nur, dass langsam fast alle bunten Blätter den Weg in den Kompost gefunden hatten, auch die Temperaturen sanken in der Nacht bereits auf nahe dem Gefrierpunkt.

Rachel rückte ihren Mantel zurecht und legte den Kopf in den Nacken. Seufzend schloss sie die Augen und die Sonne ließ ihre Haare fast rot erscheinen.

„Hmmm...na ja, ich würde sagen, es liegt daran, dass es so etwas einfach noch nicht gegeben hat. Sie sind die Vorstellung hier nicht gewöhnt, dass zwei so prominente Personen aus dem Hause Gryffindor und Slytherin zusammen sind."

Ich ließ meine Finger durch das leicht feuchte Gras wandern und pflückte eine vereinzelte Gänseblume: „Aber ich bin doch gar nicht berühmt!", widersprach ich ihr.

Noch während ich die Worte aussprach, bemerkte ich den fast kindlichen Trotz in meiner Stimme.

Rachel öffnete langsam ihre Augen und hatte dabei verdammt viel Ähnlichkeit mit einer Raubkatze, als sie mich anblinzelte und eiskalt feststellte:

„Doch, Miss Potter, das sind sie ganz sicher!"


Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt