Alte Erinnerungen

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Dracos Sicht:

„Lass das!", ich versuchte ihre Hand mit dem kalten Tuch, das über mein Gesicht strich, wegzuwischen. Das Mädchen war einfach sonderbar, anders konnte ich es nicht beschreiben.

„Komm schon, nur ein wenig...", ihre Hand war wieder an meinem Gesicht, sie zog sanfte Linien über meine Stirn und ich musste mich zurücklehnen. Ich versuchte sie zu beobachten.

Sie schien konzentriert darauf, ihre Arbeit auszuführen und nicht darauf zu achten, was wir beide hier gerade taten.

„Ahhh, verdammt!", brüllte ich fast, als sich mehrere Beulen gleichzeitig an meinem Rücken bemerkbar machten. Innerlich verfluchte ich mich dafür.

In Amelias Gesicht spiegelte sich Mitleid wieder.  

Ich wurde mir ihrer Nähe unangenehm bewusst. Ihre Hand, die mir durch die Haare fuhr, ihre Augen, die im Licht vor Sorge aufblitzten. Sie selbst.

Nicht nur, dass ich hier wie der letzte Volltrottel vor mir her verfaulte, dazu war ich auch noch so laut, dass man Angst haben musste, mich in unserem Gemeinschaftsraum zu hören! Dazu kam, dass ich hier mit einer Gryffindor zusammensaß und diese mir half, die Nacht durchzustehen.

Aber nicht irgendeine, nein, es war ausgerechnet Harry's Schwester! Obwohl, ob ich eine andere Gryffindor so nah an mich ran gelassen hätte, wusste ich nicht.

Höchstwahrscheinlich nicht. Nein, auf keinem Fall. Aber das alleine schon zuzugeben war echt schräg.

„Wir müssen uns etwas überlegen, ich meine, wir können hier nicht ewig bleiben. Man wird unser Fehlen bemerken und sich Sorgen machen! Harry wird nach mir schauen kommen und..."

Ihre Stirn zog sich zusammen und zwei süße Falten entstanden. Moment mal, hatte ich das gerade wirklich gedacht? Ich war wirklich neben der Spur, wenn ich gesund wäre, wäre mir das nicht passiert.

„Wir brauchen noch Vielsafttrank. Das habe ich vorher auch benutzt!", schlug ich meine Lösung vor.

„Vielsafttrank?", fragte Amelia sichtlich verwirrt.

„Ja, dadurch sehe ich so aus wie ich na ja, eben sonst aussehe. Normal halt. Aber ich kann den jetzt nicht machen...", ich sehe an mir herunter. Armselig, wirklich! Dieser verdammte Fluch hat mich total außer Gefecht gesetzt und jetzt bin ich sogar auf andere Hilfe angewiesen!

Meine Arroganz schlägt mir abermals vor, sie wegzuschicken. Wenn sie nicht geht, dann beleidige sie solange, bis sie es tut!, stachelt mich meine äußere Hülle an, doch mein innerstes lässt das nicht zu. Normalerweise mache ich immer alles, was mir mein geschaffene Persönlichkeit sagt.

„Kein Problem, dann mach ich den eben!", Amelia legt den Kopf schief und schaut mich nachdenklich an, „du musst mir nur sagen, wie."

„Okay, gehen wir es an", ich kann nicht verhindern, dass ich sie leicht anlächle. Dieses Mädchen scheint die Kontrolle über mich genommen zu haben. Das ist nicht gut. Niemand sollte über mich bestimmen.

Ich darf mich von meinen Gefühlen nicht ablenken lassen, denn dann tut man mir weh. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Ich muss aufpassen. Eine Erinnerung durchzuckt mich:


„Draco, komm her! Du böser, böser Junge du. Wie konntest du bloß?"

„Mami, ich wollte das nicht, wirklich!"

„Nenn' mich nicht Mami, wenn das jemand hört! Willst du etwa, das man uns nicht ernst nimmt? Hmm, willst du das?"

„Nein, Ma...Narzissa"

„Gut so. Und jetzt sag mir, dass du nie wieder mit dem Hufflepuff-Mädchen spielst! Sag es!"

„Ich..ich werde nie wieder mit dem Mädchen spielen!" Nie, nie, nie wieder.

„Ach Schatz, mein kleiner Draco, ich hab dich lieb", sagt sie und nimmt mich in den Arm. Auffordernd sieht sie mich an.

„Ich habe dich auch lieb..."


„Draco?", Amelia sieht mich schüchtern an und ich seufze leise: „Fangen wir an!

Es dauert eine ganze Stunde, bis sie das Gebräu einmal gut schüttelt und dann mir reicht. Ich merke, dass ich ihr bis jetzt kein guter Nachhilfelehrer war. Und das macht mich nicht gerade glücklich. Denn ich bin jetzt dafür verantwortlich, dass Amelia von Snape nicht mehr runtergemacht wird.

„Aber das kannst du doch nicht tagelang machen! Du musst dir eine Ausrede überlegen. Obwohl, willst du das überhaupt? Ich verstehe dich nicht, warum sagst du nicht einfach, dass es Gryffindor waren?" , hakt sie mit Präzise nach.

Sie beißt sich auf die Lippen und ich würde sie jetzt gerne...NEIN! Hör auf damit! Aber es ist schon erstaunlich, wie schnell sie sich damit abgefunden hat, dass es Gryffindor waren. Obwohl ich das nie beweisen werden kann. Und sagen kann ich es auch nicht, zumindest noch nicht. Das gönne ich ihnen nicht. Wie sagt man so schön? Rache ist süß!

Ich schaue sie an, schüttele den Kopf und murmele: „So einfach ist das nicht."



Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt