Draco~Meine Probleme, deine Probleme

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Dracos Sicht:

Mit großen Augen glotzt Vincent mich an. Ich habe keine sonderlich gute Laune, nachdem ich von der Nachhilfestunde komme, und daher auch keine Lust auf dämliche Fragen.

„Lass mich einfach in Ruhe!", knurre ich langsam durch zusammengebissene Zähne, damit es auch in seinen Kopf rein geht.

„Was'n los?", fragt Vincent und eine glänzende Haarsträhne fällt in sein Gesicht. Angeekelt wende ich mich ab. Das darf doch nicht wahr sein. Warum muss ich bloß von solchen Idioten umgeben sein?

Genervt verdrehe ich die Augen. Doch als ich aufblicke, schaue ich geradewegs in die dunklen Augen von Pansy Parkison. Überrascht halte ich inne.

„Draco", fängt sie mit lieblicher Stimme an, auf mich einzureden, „was ist denn los? Ich habe dich brüllen gehört..."

Sie schaut mich interessiert an, doch ich weiß nicht, ob sie das wirklich so meint. Ob sie wirklich wissen will, was passiert ist. Hier ist einfach zu viel geheuchelt.

Ich räuspere mich. War ich tatsächlich so laut gewesen?

„Nichts..."

„Ich bitte dich. Komm, setzt dich hin, was liegt dir auf dem Herzen?", säuselt sie und auf einmal steht sie direkt neben mir.

Fast ist es mir unheimlich, doch sie sieht nicht schlecht aus und ich brauche für manche meiner Aktionen weibliche Unterstützung.

Pansy ist schon immer für mich da gewesen und hat die anderen Mädchen animiert, bei meinen Plänen mitzumachen. Ohne sie lief nicht viel, ich durfte sie nicht verlieren.

Trotzdem war ihre Art mir unangenehm, doch der echte Draco mochte so einen Ton. Er mochte es, wenn Menschen Macht besaßen, am liebsten er selber.

Ich schlucke und fange an zu sprechen. Vielleicht kann sie mir ja wirklich helfen? Darüber habe ich eigentlich noch gar nicht nachgedacht.

Doch ... will ich überhaupt, dass sie mir hilft?

Ja! Ich brauche ihre Hilfe. Mit Amelia zusammen in einem Raum werde ich keine weitere Woche mehr aushalten, schließlich ist sie die Schwester von Harry Potter!

Aber meine Innere, schon fast völlig zurückgewiesen Stimme sagt mir, dass sie die einzige Person gewesen ist, die sich in den letzten Jahren für meine Persönlichkeit interessiert hat.

Und das nicht für die Machtbesessene, völlig abgehärtete, sondern für das, was wirklich innen drin saß.

Doch will ich überhaupt, dass sie, irgendjemand, den ich kaum kannte, meine wirkliche Seite zu Gesicht bekam?

Ich habe sie jetzt all die Jahre unter Verschluss gehalten, da werde ich jetzt nicht so einfach jene wie eine kaputte Haut abstreifen können!

Deswegen, weil ich mich vor der Umstellung fürchte, fange ich langsam an zu erzählen: „Es gibt viele Veränderungen in letzter Zeit. Und es ist so, dass ich jetzt Nachhilfe gebe..."

„Das weiß ich doch!", sie lächelt mich an und versucht, mir die weiteren Wörter auf die Zunge zu legen: „ Magst du die Person etwa nicht, der du etwas beibringen musst? Wer ist es?"

Plötzlich springt sie aufgeregt vom Stuhl und ihre Stimme quietscht vor Sucht, als erste den neusten Tratsch erzählt zu bekommen: „Wer?"

Ich schweige sie an. Kann ich das mit guten Gewissen herum erzählen? Sollten Amelia und ich uns nicht erst einmal besser kennen lernen?

Gut, einen besonders netten Eindruck hat sie nun wahrlich nicht von mir bekommen, doch vielleicht kann ich das wieder gerade biegen.

Ich sollte erst einmal abwarten, was weiterhin passieren würde.

„Draco, nun sag schon?", nörgelt Pansy.

Und das ist einer der vielen Gründe, weshalb ich ihren Unterhaltungen und Verabredungen, und auch der, der meisten anderen, aus dem Weg ging: Weil sie immer alles wissen wollen und keine Sekunde Ruhe geben.

Ich verstelle mich, um so zu sein, wie es von mir erwartet wird. Mittlerweile finde ich es gar nicht mehr schlimm, da ich mich schon so sehr daran gewöhnt habe.

Doch diese Personen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, die tun das nicht. Die sind immer so und werden wahrscheinlich auch nie anderes sein.

„Pansy, bitte...", stöhne ich fast auf und rücke ein Stück von ihr weg.

„Ohh...," ruft sie erschrocken aus: „Es ist doch nicht etwa jemand von den Gryffindors?"

Sie spuckt aus und ihre Augen sind mittlerweile weit aufgerissen. Ich schüttele über sie den Kopf.

Und wenn?, denke ich mir, doch nützen tut es nichts. Je mehr Ärger ich durch diese Situation bekomme, desto wütender werde ich. Und warum habe ich den ganzen Ärger?

Wegen Amelia!

Und deswegen nimmt meine Wut auf sie auch stetig zu. Eine Stimme sagt mir, dass das nicht fair ist, ich soll Amelia da raus halten, doch die andere macht mich immer rasender.

Meine Augen blicken hilfesuchend in Pansys und ihre versuchen mir einzuleuchten, dass ich genau an der richtigen Adresse bin, dass sie mir helfen würde. Das alles in Ordnung ist.

„Amelia", flüstere ich mit einen Seufzen.



Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt