Einfach nur Willensstärke

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Amelia's Sicht:

„Was ist denn bloß los heute? Alle sind so...seltsam drauf...", ich versuchte die allgemeinen Glückshormone, die die Gryffindor versprühten, zu ignorieren. Doch die ganze Situation war mir einfach nicht verständlich. Ich schaute Harry fragend an.

„Das ist nicht so einfach, Amelia", versuchte er meine Frage zu umgehen. Ich wusste einfach nicht, warum mir hier keiner etwas sagte. Frustriert ließ ich meine Faust auf den Tisch sinken:

„Irgendetwas ist doch!", ich hoffte, dass meine Stimme nicht allzu verzweifelt klang.

„Schsch", Harry sah mich mitleidig an und nahm mich in den Arm: „Ich weiß, dass die letzten Tage sehr anstrengend waren. Man sollte dich von deinem Nachhilfeunterricht bei diesem...diesem Ekel befreien!" Er versuchte sichtlich, sich im Zaun zu halten. Ich seufzte tief:

„Das ist es nicht...", ich schielte zu den Slytherin. Doch Draco saß nicht am Tisch. Kein Wunder, so weiß wie er gewesen war. Und dennoch, irgendetwas stimmte hier nicht! Und ich würde herausfinden, was es war. Ich löste mich aus der Umarmung und schaute meinen Bruder beruhigend an. „Das geht schon in Ordnung. Wirklich!"

Er nickte mir ein wenig erleichtert zu. Plötzlich kam ein Ruf von weiter hinten. Dort standen bereits sechs Gryffindor im Kreis zusammen: „Harry, kommst du? Wir wollen uns besprechen!"

Ich behielt ihn im Auge, als er sich entschuldigte mit den Worten: „Wir müssen üben, morgen ist ein Spiel", und betont gleichgültig zu der Gruppe hinüber schlenderte. Misstrauisch schaute ich hinterher. Mir war nicht entgangen, dass das Wort besprechen außerordentlich betont worden war. Doch war das wirklich meine Angelegenheit?

Ich kam hier neu an die Schule und wollte, dass alle mich akzeptierten. Okay, das war ja schon mal ordentlich in die Hose gegangen. Aber ein bisschen mehr Vertrauen hätte ich mir schon gewünscht. Nun gut, jetzt würde ich erst einmal Draco suchen Kellertrakt. Ich bemerkte, wie ich fast auf Zehenspitzen den Gang entlang schlich.

Nur, weil mir bewusst geworden war, dass die Slytherin hier ihr Quartier hatten und im Moment nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen waren. Ich hielt sogar den Atem an und atmete erst wieder aus, als ich den Raum betrat, wo wir sonst immer Zaubertränke hatten. Das Licht der Lampen flackerte und warf ein wechselndes Schattenspiel an die Wand.

„Hallo?", rief ich scheu in den Raum und meine Worte hallten wieder, bis sie sich endgültig verloren.

„Amelia?", kam es von weiter hinten.

 Erleichtert folgte ich der Stimme und meine Beine setzten Fuß um Fuß vor. Doch als ich um die Ecke bog, ließ mich der Anblick erstarren. Draco lehnte an der Wand und seine Augen waren geschlossen. Sein Kopf war zurück gelehnt und ein Bein angewinkelt, die Arme vor dem Bauch verschränkt. Alles in allem machte er einen leidenen Anblick.

„Draco, alles in Ordnung?", fragte ich völlig unnötiger weise.

Natürlich war es das NICHT. Ich konnte mich immer noch nicht rühren. Aber da öffnete Draco seine Augen und sie blicken mich völlig matt und erschöpft an. Er versuchte auf zu stehen und tat einen Schritt vorwärts. Kam es mir nur so vor, oder schwankte er leicht.

„Hallo Amelia. Mir geht's gut", versuchte er mir einzureden. Ich schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte man nur so stur sein.

„Wir können das ganze auch einfach abblasen, wenn du willst...", bot ich ihm an, denn sein Gesicht war noch weißer geworden, wenn das denn möglich war.

Jetzt war er es, der den Kopf schüttelte und in seinen Augen blitzte wider Willen auf: „Nein. Mir geht's gut!", wiederholte er nun standfester und lief zielstrebig auf zwei Stühle zu.

Mit einem leisen Seufzer ließ er sich auf dem einem nieder und ich folgte seinem Beispiel.

„Also, wo waren wir stehen geblieben?", er vermied es, mir in die Augen zu schauen.

War ich ihm zu schlecht?

Hatte er in Wahrheit die selben Abneigungen gegen mich wie gegen jeden anderen Gryffindor?

Konnte das wirklich sein?

Ich wusste ja schließlich selber nicht so richtig, wie ich ihm begegnen soll. Doch darüber machte ich mir nicht mehr viele Gedanken, denn plötzlich stand Draco ruckartig auf und lief durch den Raum. Zumindest versuchte er es. Schnell sprang ich auf und stütze ihn.

Die Berührung an seinem Arm ließ uns beide innehalten. Er schaute mich überrascht an und blickte dann hinunter auf meine Hand, die seinen Oberarm umfasste. Dann krümmte er sich schmerzhaft zusammen.



Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt