Allwissender Erzähler:
Jim Moriarty sitzt gerade in seinem Wohnzimmer auf der Couch, gekleidet in eine graublaue Jeans und eng anliegendem, grauem T-shirt. Sein Handy liegt neben ihm und Sebastian steht am Fenster und schaut hinaus auf den Garten.
"Seb, alles gut. Charles kümmert sich schon darum", versucht Jim ihn zu beruhigen und setzt ein genervtes Gesicht auf.
"Du kannst jetzt wirklich gehen."
Da dreht sich der blonde, muskulöse Mann zu ihm um und schaut ihn ernst an.
"Es ist mein Job mir Sorgen um dich zu machen."
"Aber jetzt ist es überflüssig."
"Wenn du meinst."
Nachdem er seinen Freund kurz schweigend gemustert hat, fügt er hinzu:
"Du willst wieder mit ihr telefonieren, nicht wahr?"
"Und wenn schon, das geht dich nichts an, Seb. Jetzt geh endlich, du hast mich den ganzen Tag schon genervt."
"Ich verstehe nur nicht wieso? Normale Menschen siehst du doch normalerweise nicht mal an, geschweige denn dass du mit ihnen redest."
"Mir ist langweilig Seb!", stöhnt Jim.
"Und Melody ist nicht 'normal'. Mit ihr rede ich gern."
Da schmunzelt der Blonde und geht kopfschüttelnd auf die Tür zu.
"Meinetwegen."
Als er endlich aus der Tür ist, schnappt Jim sich sein Handy und drückt auf Wahlwiederholung. Melody ist für ihn wie eine gute Freundin, mit der er gerne Zeit verbringt, auch wenn er spürt, dass er mehr will. Melody allerdings lässt ihn nicht an sich heran, was er aber verstehen kann. Ihre Panik vor Männern macht deutlich, dass sie schon sehr schlechte Erfahrungen mit solchen gemacht hat. Auch wenn er nur eine vage Ahnung hat, von welcher Art ihre Erfahrungen sein können.
Er hält sich das Handy ans Ohr und wartet darauf, dass die junge Frau abnimmt und ihn fröhlich begrüßt. Bei diesem Gedanken muss Jim lächeln, doch auch nach acht Mal klingeln nimmt Melody nicht ab. Das ist seltsam, da sie eigentlich sonst immer sofort da ist.
Jim versucht es noch eine Zeit weiter, doch schließlich legt er auf und starrt nachdenklich das Telefon in seiner Hand an. Er sollte das nicht tun, nein, er sollte das wirklich nicht tun. Andererseits macht er sich Sorgen um sie und will wissen wo sie ist.
Nach fünf Minuten versucht er es erneut, doch wieder geht sie nicht ran. Da steht er auf und geht mit schnellen Schritten die Treppe hoch in sein Arbeitszimmer zu seinem Laptop.
Während er ihn hochfährt ringt er in Gedanken wieder mit sich. Er sollte es auf gar keinen Fall tun.
"Ach was."
Er öffnet das Ortungsprogramm, welches er selbst geschrieben hat und verbindet es mit seinem Handy. Dann sucht er per GPS nach dem Handy der jungen Frau.
Schon nach kurzer Zeit findet es der Computer, es befindet sich tatsächlich in der Straße wo sie wohnt. Allerdings nicht in ihrem Haus, sondern auf einem leeren Grundstück ein paar Häuser weiter. Besorgt legt Jim die Stirn in Falten und faltet die Hände vor seinem Mund. Dann steht er auf, geht in den Flur und zieht sich seinen Mantel und die Schuhe an. Sebastian erscheint in der Tür.
"Wo willst du denn noch hin, Boss?"
"Sie geht nicht ran und ihr Handy befindet sich auf einem alten Baugrundstück. Da stimmt was nicht, Seb", erwidert Jim nur, nimmt eine Pistole aus dem Wandschrank und steckt sie sich hinten in den Hosenbund. Das erinnert ihn an alte Zeiten, doch diese Gedanken sind unwichtig. Er wundert sich nicht mal darüber, dass Sebastian noch nicht gegangen ist.
"Sollte ich das nicht lieber machen?", fragt der Bodyguard, doch Jim wirft ihm einen vernichtenden Blick zu.
"Ich schaffe das, Seb. In einer Stunde bin ich zurück."
Mit diesen Worten öffnet er die Haustür, tritt hinaus und schließt sie wieder.
Draußen ist es dämmrig und kühl geworden, doch Jim spürt das gar nicht, sondern eilt auf sein kleines, schwarzes Privatauto zu. Er öffnet die Tür, steigt ein und fährt los ohne sich anzuschnallen.
Der Weg dauert nicht lange und schon bald hält er vor dem alten Baugrundstück. Das verlassene Gebäude sieht groß, bedrohlich und gefährlich aus, die leeren, schwarzen Fenster gähnen ihm entgegen und nur wenig Licht dringt ins Innere.
Jim steigt aus, betritt das Grundstück durch die selbe Lücke wie Melody Stunden zuvor gekommen ist, und geht vorsichtig hinein.
Das untere Stockwerk ist leer und schnell macht er sich auf nach oben. Es riecht recht streng nach Schweiß, Erbrochenem und auch Blut, sowie Dämpfe von den Drogen, die hier genommen werden.
Im zweiten Stock liegen vereinzelt Gestalten an den Wänden und Jim schleicht vorsichtig durch die offenen Räume.
"Melody?", ruft er leise, erntet aber nur genervtes Aufstöhnen der Junkies um ihn herum. Plötzlich entdecken seine Augen durch eine Türöffnung einen Stiefel, sowie eine Hand und einen Zipfel eines Mantels. Langsam betritt er den Raum und schaut sich um. Große, leere Fenster lassen bleiches Straßenlaternenlicht herein. Dieses bescheint die Gestalt, die auf der Seite an der Wand liegt. Das unnatürlich blasse, aber dennoch schöne Gesicht einer jungen Frau ist zu sehen, umrahmt von dunkelbraunem Haar. Sie hat dunkle, tiefe Ringe um die Augen und sieht krank aus, doch es ist unverkennbar Melody.
Sofort eilt Jim zu ihr, kniet sich neben sie und sucht nach einer Verletzung oder ähnlichem. Erst jetzt bemerkt er ihren rechten, freien Arm und die Nadel der Spritze, die noch immer in ihrer Haut steckt. Überrascht betrachtet er dies, doch erkennt schnell, dass sie selbst das war.
Behutsam berührt er ihre Haut am Arm und zieht mit größter Sorgfalt die Spritze heraus. Die junge Frau ist vollkommen ausgekühlt.
Jim entdeckt nun auch das Kästchen und die Phiole mit der klaren Flüssigkeit, die auch in der Spritze war und nimmt alles an sich. Dann schiebt er den Ärmel wieder über ihren Arm und wickelt sie vorsichtig in ihren Mantel. Sie macht keinen Mucks als er sie hoch und auf seine Arme nimmt. Erschreckenderweise ist sie sehr leicht, zu leicht für eine Frau in ihrem Alter, wenn auch nicht viel.
Schnell bringt Jim sie hinaus aus dem Haus und legt sie hinten auf die Rückbank seines warmen Autos. Sanft streicht er mit der Hand über ihre Wange, dann setzt er sich nach vorne und fährt zurück, zu ihm nach Hause.
"Sebastian!", ruft er als er Melody aus dem Wagen holt und der Blonde erscheint sofort in der Tür. Jim muss gar nichts erklären, sondern er tritt zurück und lässt seinen Chef mit der jungen Frau in den Armen vorbei und nach oben laufen.
Dort ist das Gästeschlafzimmer, welches allerdings so gut wie nie genutzt wird. Jim hat in letzter Zeit nur selten Frauenbesuch.
Das Zimmer ist groß, hell und einfach gehalten, mit vorwiegend weißen Möbeln und wenig Dekoration. In der Mitte des Raums steht ein großes Einzelbett mit dem Kopfteil an der Wand, dahinter ist ein hohes Fenster mit weißen Vorhängen davor. Rechts ist ein Schrank in die Wand eingelassen und auf der rechten Seite des Betts steht eine Kommode.
Behutsam legt er sie auf dem Bett ab, zieht ihr die Schuhe aus und hadert kurz mit sich, ob er ihr den Mantel auch ausziehen soll oder nicht. Schließlich lässt er es, Melody wäre geschockt wenn sie aufwacht und irgendjemand hat ihr den Mantel ausgezogen. Vorallem wenn es ein Mann war.
Seufzend setzt sich Jim auf die Bettkante als er fertig ist, stützt den Kopf in die Hände und reibt sich die Stirn. Dann schaut er auf das blasse Gesicht der jungen Frau und legt ihr sanft eine Hand an die Wange. Sein Daumen streicht über ihre weiche, kühle Haut, da zuckt sie zusammen und sofort nimmt er seine Hand weg. Dann steht er auf und verlässt das Zimmer um nach unten zu gehen.
Seinen Mantel hängt er an die Garderobe, nimmt aber das Metallkästchen mit. Mit der linken Hand fährt er sich durch die schwarzen Haare und mustert das Kästchen, während er sich aufs Sofa fallen lässt. Sebastian kommt in den Raum, lehnt sich gegen den Türrahmen und schaut seinen Freund und auch gleichzeitig Chef abwartend an. Jim betrachtet das Kästchen nachdenklich, öffnet es und besieht sich den Inhalt.
"Darf ich fragen was sie dort gemacht hat?", fragt Sebastian und Jim lehnt sich zurück.
"Das hier hat sie gemacht", antwortet er, schließt erschöpft die Augen, hält das Kästchen hoch und lässt es dann neben sich fallen.
"Drogen?"
"Mhm", macht Jim zustimmend und schlägt die Augen wieder auf.
"Sie hatte in diesem Kästchen nur eine Dosis, und zwar war diese eher für eine, naja, wie sage ich das, erfahrene Person bestimmt. Aber ihr Körper ist nicht mehr daran gewöhnt, weswegen sie dies nicht so gut verkraftet hat", erklärt er und starrt zum Fenster.
"Nicht mehr?", hakt Sebastian nach und Jim dreht den Kopf in seine Richtung.
"Ja. Sie hat das früher wohl öfter gemacht, das kann man ihr ansehen. Es ist nur noch ganz schwach, aber sie zeigt typische Verhaltensweisen für eine ehemals Drogenabhängige, wie ihr Tick, wenn sie nervös ist mit ihren Fingern zu spielen. Ich habe eine Theorie weshalb sie Drogen genommen haben könnte, aber weshalb sie urplötzlich wieder damit angefangen hat kann ich mir nicht erklären."
"Vielleicht hat sie etwas an ihre Probleme, wegen denen sie Drogen genommen hat, erinnert", vermutet Sebastian und Jim reißt die Augen auf.
"Natürlich! Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Danke Seb."
Mit diesen Worten steht er auf und läuft nach oben, in sein Zimmer.
"Wo gehst du hin?", ruft Sebastian ihm hinterher.
"Schlafen", antwortet Jim und schaut hinunter zu seinem Bodyguard.
"Das solltest du auch mal probieren, vielleicht bist du dann nicht mehr ganz so launisch. Du kannst jetzt auch nach Hause gehen."
"Pah, ich und launisch. Solltest du dich mal erleben", murmelt Sebastian schmunzelnd so leise, dass sein Freund das unmöglich hören kann, geht zur Tür und kurze Zeit später hört Jim, wie die Haustür ins Schloss fällt. Er geht leise ins Gästezimmer um nach Melody zu schauen. Sie liegt noch immer so wie er sie abgelegt hat.
Behutsam schließt er die Tür und geht ins Bad um sich bettfertig zu machen.
Wenig später geht er in sein Zimmer, löscht das Licht und legt sich aufs Bett.~×~×~×
Ich hoffe ihr lest das hier, obwohlich nur ungerne Nachrichten unter Kapitel schreibe :) Ich habe irgendwie das Gefühl dass viele das Kapitel "Die Bande" gar nicht gelesen haben. Es kommt noch vor "Rückfall" und einige scheinen nicht mitbekommen haben dass es veröffentlicht wurde. Deswegen können Plotholes bei euch entstehen, die bei mir aber gar nicht vorgesehen sind ^^ Also einfach mal nachschauen.
(Nur deswegen veröffentliche ich dieses Kapitel heute, ich hoffe es gefällt euch ;) Eigentlich soll es erst übermorgen kommen, aber naja. Bevor ihr verwirrt seid wollte ich das aufklären. Viel Spaß noch.)
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Moriarty In Love
Fanfiction"Jim, ich vertraue dir." "Ich weiß Honey." Das Leben der jungen Melody ist kein Zuckerschlecken. Eine miese Wohnung, fehlendes Geld und nur einen mickrigen Job in einem Schnell-Restaurant sind da noch nicht mal das Schlimmste. Ihre Angst vor Männern...