59. Neuer Morgen und Besuch

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Ich werde am nächsten Morgen von Jims sanfter Stimme und zärtlichen Berührungen geweckt.
"Guten Morgen", murmele ich und strecke mich gähnend, dann schaue ich Jim an, der sich über mich beugt. Nun sind seine dunkelbraunen Augen voller Liebe und er bringt mich zum Lächeln.
"Neben dir aufzuwachen hat mir gefehlt", sagt er leise und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Mehr als ich gedacht hätte."
Er lächelt und betrachtet mich nachdenklich.
"Ich habe dich auch vermisst Jim", meine ich und er berührt meine Nase mit seiner. Dann küsst er mich sanft auf den Mund und ich erwidere den Kuss mit geschlossenen Augen. Und wie ich ihn vermisst habe.
Ich will mich gar nicht von ihm lösen und schlinge meine Arme um seinen Hals um Jim noch enger auf mich herunter zu ziehen. Erst lässt er es zu, doch dann löst er sich von mir und lächelt.
"Ich liebe dich Mel", flüstert er und steckt mich mit seinem Lächeln an.
"Ich dich auch."
"Sebastian wollte heute vorbeischauen."
"Um zu schauen ob wir beide noch leben?"
Er lacht.
"Ja, so ungefähr. Hast du Hunger?"
Ich nicke und er steht auf, ich selbst bleibe allerdings noch liegen.
"Komm einfach runter wenn du soweit bist", meint er und verschwindet aus dem Zimmer. Wir haben die Nacht in Jims Zimmer verbracht, zusammengekuschelt und glücklich, doch jetzt erinnere ich mich an die ganzen Sachen die Jim mir erzählt hat und ich atme tief durch. Mit beiden Händen fahre ich mir übers Gesicht und bemerke die Verbände an meinen Unterarmen, die wir gestern noch erneuert haben, sowie die Verletzungen an meinem Kopf. Vielleicht hat Narbengesicht alias Schneekopf mich zu fest geschlagen und es ist mir deswegen egal was Jim getan hat. Obwohl, egal ist es mir nicht, es ist erschreckend und irgendwie... gruselig. Aber gleichzeitig zieht mich Jims Dunkelheit an wie ein Magnet und ich spüre dieses seltsame Kribbeln im Bauch wenn ich daran denke, dass er Menschen für mich umgebracht hat. Gott, das ist doch nicht normal!
Nach einer Weile folge ich Jim nach unten und treffe ihn in der Küche, wo er gerade vor dem geöffneten Kühlschrank steht.
"Ich fürchte wir haben nix zu essen", murmelt er und ich werfe einen Blick über seine Schulter.
"Doch", erwidere ich, greife nach ein paar Eiern und noch anderen Sachen und stelle sie auf die Ablage.
"Ich frage mich was du nur machst wenn ich nicht da bin um zu kochen", meine ich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem vielsagendem Blick zu Jim.
Er lacht leise in sich hinein und schaut mir zu wie ich eine Pfanne aus dem Schrank hole. Es ist so wie früher, nur mit dem Unterschied dass ich jetzt viel mehr über Jim weiß als vorher. Ich weiß wie sehr er mich liebt, aber auch was für eine Art Mensch er ist. Er ist skrupellos, kalt, brutal und unberechenbar, doch gleichzeitig so liebevoll, zärtlich, charmant und vorsichtig. Wie Hell und Dunkel, Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Wie mein Jim.
Trotz Jims Behauptung, wir hätten nichts zu essen, sitzen wir später in der Küche am Tisch und in der Küche riecht es lecker nach gebratenem Ei und anderen Dingen. Triumphierend schaue ich Jim an und stecke mir eine Gabel Omelett in den Mund.
Heute geht es mir schon so gut dass ich keine Hilfe beim Duschen brauche und wir die Verbände um meine Unterarme weglassen können.
Gekleidet in meine eigenen Klamotten bin ich später in der Küche und trinke einen heißen Tee. Mit geschlossenen Augen genieße ich den Geruch des Tees und trinke einen Schluck davon, dann wärme ich meine Hände an der Tasse. Ich habe ein langärmeliges, dunkelrotes Shirt an, was meine Wunden ganz gut versteckt, und eine Jeans. Es tut gut Tee zu trinken und den Frieden von Jims Haus zu genießen.
Plötzlich klingelt es an der Haustür und ich stelle die Tasse ab bevor ich durch den Flur dahin gehe. Kurz sammele ich mich, denn das letzte Mal wurde ich entführt nachdem ich eine Tür geöffnet habe, dann mache ich die Tür auf und erblicke Sebastian. Seine blonden Haare sind nass vom Regen, genauso wie seine alt wirkende Armeejacke, und er hat die Hände in den Jackentaschen vergraben. Kurz blitzt Erstaunen in seinen blauen Augen auf, doch dann lächelt er mich an.
"Hallo Melody."
"Hey Seb", antworte ich freundlich und trete beiseite, damit er hereinkommen kann. Ich schließe die Tür hinter ihm während er sich seine nasse Jacke auszieht und an einen Haken der Garderobe hängt.
"Wie geht es dir?", erkundigt Seb sich bei mir und mustert mich prüfend.
"Ganz gut."
Nervös zupfe ich an den Ärmeln meines Shirts, da kommt Jim ins Wohnzimmer. Mit einem Handtuch rubbelt er sich über den Kopf und nickt Sebastian zu. Er trägt auch ein langärmeliges Shirt, allerdings in dunkelblau.
"Da bist du ja", meint er nur und wirft Seb das Handtuch zu als er fertig ist. Mit einer lässigen Bewegung fängt dieser es und grinst, dann trocknet er sich auch die Haare. Danach stehen sie wie die Stacheln eines Igels in alle Richtungen ab, jedenfalls solange bis Seb sie mit einer Hand wieder in eine Frisur streicht. Schmunzelnd gehe ich in die Küche und hole meinen Tee, da kommt Seb mir hinterher.
"Du weißt also Bescheid?", fragt er nach und ich nicke.
"Ich bin noch dabei alles zu verstehen, aber ja, ich weiß Bescheid. Du bist also ein Sniper?"
"Jap, und ein verdammt guter wenn ich das so sagen darf", antwortet er und ich nicke.
"Also tötest du Leute wenn Jim dich darum bittet?"
"Naja, bitten würde ich das nicht nennen... aber ja, das tue ich. Manchmal soll ich sie auch nur anschießen."
Nachdenklich trinke ich von meinem Tee während Seb mich wieder mustert.
"Irgendwie berührt das dich ja nicht besonders."
Ich winke ab.
"Keine Ahnung warum. Ich sollte mal dringend zum Psychologen, normal kann ich ja nicht sein."
Da lacht Seb auf und schüttelt grinsend den Kopf.
"Du und Jim, ihr seid ein Traumpaar!"
Er lacht wieder, doch dann wird er wieder ruhig.
"Nein im Ernst, du bist die erste Frau die bei Jim bleibt ohne komplett verrückt zu werden. Die meisten kommen nichtmal so weit, sondern werden durch eine von Jims Launen oder die Konkurrenz getötet."
Erschrocken starre ich Sebastian an, der nun merkt dass er etwas falsches gesagt hat.
"Jim hat seine Freundinnen getötet?"
"Nur ein paar, nicht alle!", sagt Seb schnell, doch das trägt nicht dazu bei dass ich mich besser fühle.
"Das kann ja heiter werden", murmele ich, da kommt Jim ebenfalls in die Küche.
"Was kann heiter werden?", erkundigt er sich und wir beide schauen ihn an.
"Ich habe ihr gerade erzählt was du mit Grace, Bella und Jane gemacht hast", meint Seb mit einem leichten Grinsen und Jim erstarrt. Er schiebt den Unterkiefer vor und macht ein Gesicht, das man am besten mit einem Duck-face beschreiben kann.
"Musste das sein?", seufzt er schließlich und schaut mich an.
"Die Drei hatten etwas an sich was mich genervt hat. Mal war es die Stimme, mal die mangelnde Intelligenz, oder das dringende Bedürfnis, ständig mit mir zu schlafen."
Er schüttelt leicht den Kopf, als müsse er eine Erinnerung vertreiben, da schaltet Seb sich ein.
"Naja, bei Jane meintest du es sei das Zahnfleisch und das ewige Summen."
Jim knirscht mit den Zähnen.
"Nicht hilfreich Seb", knurrt er dann wendet er sich wieder mir zu. Ich schaue ihn mit großen Augen und ein wenig ängstlich an, denn diese Erzählungen sind echt angsteinflößend.
"Also wenn ich dich nerve bringst du mich auch irgendwann um?", frage ich leise und Jim vergräbt seufzend sein Gesicht in beiden Händen.
"Genau dieses Gespräch wollte ich vermeiden", murmelt er. Tief atmet er durch und schaut mich wieder an.
"Nein, das wird nicht passieren. Ich habe dir schon gesagt, du hast etwas getan was noch niemand zuvor geschafft hat. Außerdem..."
Er wirft Seb einen kurzen Blick zu.
"... habe ich keinen Grund dich zu töten. Wirklich keinen."
Statt auf seine Worte zu reagieren trinke ich meinen Tee aus und meide seinen Blick. Das kann wirklich heiter werden.
Da berührt Jim mich am Arm und ich schaue zu ihm auf.
"Du brauchst keine Angst zu haben", sagt er leise und streicht mir über den Arm während er mich aufmerksam mustert. Mit einem leichten Nicken gebe ich ihm zu verstehen dass es okay ist und er gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Gemeinsam mit Sebastian gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns aufs Sofa und einen Sessel, wobei ich mich neben Jim setze.
"Wie lange war ich eigentlich weg?", frage ich und Jim schaut Sebastian an.
"Also... vor vier Tagen haben wir dich da rausgeholt", meint Jim und Sebastian fügt hinzu:
"Du hattest sehr hohes Fieber und hast die ganze Zeit geschlafen. Wenn du mal wach warst hast du nur gemurmelt und keinen von uns erkannt, das war echt gruselig."
"Und... wie lange war ich gefangen?"
"Circa 72 Stunden", antwortet Jim und ich reiße erschrocken die Augen auf.
"Eine Woche lang war ich nicht zu Hause?"
Als Antwort nickt mein Freund nur und ich starre ihn an.
"Katie wird ganz krank vor Sorge sein!", meine ich und nun sieht Jim erschrocken aus.
"Oje", murmelt er und Sebastian legt den Kopf schief.
"Als ich da war, also in deiner Wohnung, klingelte dein Handy wie verrückt, aber ich bin nicht rangegangen."
Ich vergrabe das Gesicht in beiden Händen. Hoffentlich beschließt Katie nicht hierher zu kommen um zu sehen was los ist.

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So, weil DerSchatten hier gerade so sehr quengelt weil ich ja 3K views geknackt habe und so, muss ich jetzt noch ein Kapitel veröffentlichen. Dafür will ich aber Mitleid, ich bin krank .-.













Nein Spaß, hab euch doch lieb

Moriarty In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt