Im Terminal laufen viele Leute umher und ich brauche einen kleinen Moment um mich in der Menge zurecht zu finden. Der Flughafen ist an sich schon riesig, aber das Terminal auch. Vorallem wenn man selbst gerade total aufgewühlt und nervös ist weil man den Mann geküsst hat den man liebt.
Doch nach fünf Minuten finde ich endlich die Check-in Schlange für meinen Flug und kann auch sofort mein Gepäck abgeben, da ich erste Klasse fliege. Zugegeben, das ist ziemlich cool, aber momentan denke ich an ganz andere Dinge als an den Flug. Während ich mir einen Weg zu den Sicherheitskontrollen bahne denke ich an Jim und bin mir schließlich fast sicher dass er den Kuss erwidert hat.
An den Sicherheitskontrollen habe ich dieses Mal kein Problem mit dem durchkommen, denn ich sehe viel besser und gesünder aus als noch vor einem halben Jahr. Noch eine Sache die ich Jim zu verdanken habe.
Als ich es endlich geschafft habe zum richtigen Gate zu kommen beginnt das Boarding nur fünf Minuten später und ich kann sofort mit meinem Rucksack an Bord gehen. Aufgeregt lasse ich mich von einer freundlichen Stewardess zu meinem Platz am Fenster bringen und mache mich für den Start bereit. Die Kaugummis von Jim drehe ich so lange in der Hand herum, bis wir anfangen uns zu bewegen, dann nehme ich ein Kaugummi. Der scharfe Geschmack nach Minze breitet sich in meinem Mund aus während ich interessiert aus dem Fenster schaue, wo das Rollfeld bereits zu sehen ist.
Schließlich stehen wir auf der Startbahn und das Flugzeug beschleunigt so sehr dass ich in den Sitz gepresst werde, bevor wir abheben und mein Magen einen Satz macht. Doch ich behalte mein Frühstück bei mir und schon bald weicht das unangenehme Gefühl, dafür bleibt aber ein Druck auf den Ohren und der Lärm des Flugzeugs dröhnt in meinem Kopf.
Über London zu fliegen ist wunderschön und ich schaue beinahe die ganze Zeit aus dem Fenster bis wir über dem Atlantik sind. Meine Gedanken kreisen noch immer um Jim und ich freue mich jetzt schon darauf ihn wiederzusehen. Vielleicht habe ich in einer Woche einen festen Freund.
Irgendwann wird mir langweilig und ich hole mein Handy und meine Kopfhörer heraus um ein bisschen Musik zu hören. Da spricht mich eine Stewardess an ob ich ein Kopfkissen haben möchte und ich nehme es dankend an, obwohl ich zu aufgeregt bin um mich auszuruhen oder zu schlafen. Doch zu meiner großen Überraschung schlafe ich bereits nach dem dritten Lied ein, ungeachtet der fremden Umgebung und dem Geräusch des Flugzeugs um mich herum.~~~
Vier Stunden später wache ich wieder auf und bin für einen Moment verwirrt wo ich bin, doch dann fällt es mir wieder ein und ich nehme die Kopfhörer ab. Gerade gehen die Stewardessen herum und geben den Gästen der ersten Klasse das im Preis inbegriffene Mittagessen und ich merke dass ich Hunger habe. Dankbar nehme ich das Essen an und genieße beim essen die Aussicht über den blauen Atlantik, mit vereinzelten Wolken unter uns.
Schließlich bin ich fertig und höre wieder Musik um die letzten dreieinhalb Stunden zu überbrücken.~~~
Endlich befinden wir uns im Landeanflug auf Detroit und ich packe meine Sachen weg. Die Aussicht hat sich verändert, nicht mehr blau wie das Meer, sondern wir befinden uns bereits wieder über dem Land. Meine Aufregung steigt wieder bei dem Gedanken endlich Katie wieder zu sehen und zu hören, nicht nur am Telefon.
Auch die Landung hat es in sich, es holpert und mein Magen rebelliert, aber ich muss mich glücklicherweise nicht übergeben. Ich warte noch bis wir am Gate angekommen sind und das Signal aufleuchtet dass man sich abschnallen kann, dann stehe ich auf und nehme meinen Rucksack. Schnell überprüfe ich noch ob ich alles dabei habe, dann mache ich mich auf den Weg raus aus dem Flugzeug. Aufgeregt folge ich den Schildern und anderen Passagieren zur Gepäck-Ausgabe und registriere nur am Rande dass auch dieser Flughafen groß ist. Überall um mich herum höre ich amerikanisches Englisch, aber auch andere Sprachen. Sogar russisch.
Am Gepäckband warte ich bis mein Koffer kommt, was ein bisschen dauert da ich eine der ersten am Band bin und die Koffer ja erstmal aus der Maschine geholt werden müssen. Doch nach etwa zwanzig Minuten entdecke ich meinen Koffer und hieve ihn vom Gepäckband herunter, dann mache ich mich auf in Richtung Ausgang.
Wieder sind im Termial so viele Menschen sodass es mir schwerfällt den Überblick zu behalten. Da stehen Menschen mit weißen Schildern auf denen Namen stehen, aber ich gehe an ihnen vorbei und halte Ausschau nach meiner Freundin.
"Melody!"
Ich schrecke auf und entdecke die Person die mich gerufen hat.
"Katie!"
Ich renne meiner Freundin entgegen und falle ihr überglücklich um den Hals. Wir wirbeln lachend im Kreis herum bis wir uns voneinander lösen und ich sie anschauen kann. Ihre ehemals blasse Haut ist nun braun gebrannt und ihre blonden Haare sind nun strähnenweise rötlich gefärbt. Sie strahlt über das ganze Gesicht und ihre braunen Augen blitzen vor Freude während sie mich ebenfalls mustert.
"Ich freue mich so unglaublich dich endlich wiederzusehen!"
"Und ich mich erst! Ich habe dich so sehr vermisst", antworte ich grinsend und nehme sie erneut in den Arm.
"Du bist ganz schön braun geworden."
Sie lacht und lässt mich wieder los.
"Wärest du auch, nach sechs Monaten. Stattdessen siehst du aus wie ein Schneemann im Gegensatz zu mir."
"Schneefrau! Wir wollen doch schön auf die Geschlechtertrennung achten, nicht wahr?", korrigiere ich sie ebenfalls lachend und sie kichert. "Apropos Trennung, wie fühlst du dich so ohne Jim?"
Beim Klang seines Namens kommt die Erinnerung an den Kuss heute morgen wieder hoch und ich spüre wie ich leicht erröte.
"Super, und da gibt es übrigens gute Neuigkeiten", antworte ich und Katie ist nun ganz aus dem Häuschen.
"Sag bloß du hast ihn zum Abschied geküsst?"
Als ich nicke stößt sie mit der Faust in die Luft.
"Yes!"
Dann nimmt sie mit der einen Hand meinen Koffer und legt den anderen Arm um meine Schultern während wir gemeinsam nach draußen gehen.
"Das musst du mir jetzt erzählen."
Lächelnd verdrehe ich die Augen, aber ich erzähle ihr was heute morgen passiert ist. Ab und zu werde ich von ihr mit einem "Awwwwww" unterbrochen, doch erst am Ende sagt sie wirklich etwas dazu. Da sind wir schon draußen und die Sonne scheint mir so unvermittelt ins Gesicht dass ich blinzeln muss. Bei uns in London würde es bereits dämmern.
"Mensch, ich freue mich für dich Mel", meint Katie zu mir und ich lächle glücklich. Es tut so gut wieder bei ihr zu sein.
"Weswegen denn?", fragt da plötzlich die Stimme von Dave und ich erkenne dass wir zum Auto der beiden gegangen sind.
"Mel hat einen Freund!", erzählt Katie ihm und gibt ihm meinen Koffer. Ich erröte schon wieder während Dave den Koffer ins Auto packt.
"Naja, erst wenn ich wieder in London bin."
"Aber das ist doch toll! Als ich dich das letzte Mal gesehen habe hast du keinen Kerl auf fünf Meter an dich herangelassen", meint Dave lächelnd und schaut mich an. Er hat meerblaue Augen und dunkelbraune Haare und ein eigentlich ganz attraktives Äußeres. Allerdings kommt er nicht an Jim heran.
"Jap, da hast du recht. Hi übrigens", erwidere ich grinsend und er lacht.
"Schön dich wiederzusehen. Können wir los?"
Ich nicke und Katie öffnet die hintere Tür des Autos, damit wir beide einsteigen können. Dave gibt sie einen Kuss auf die Wange und sagt leise etwas zu ihm, dann setzt sie sich zu mir. Dave geht ums Auto herum und steigt ein, erst da wird mir bewusst dass die Autos hier das Lenkrad auf der linken Seite haben. Und ich habe mich schon gewundert was Dave auf dem Beifahrersitz will.
Wir fahren los und ich erlebe gleich die nächste Überraschung, nämlich dass hier alle auf der rechten Straßenseite fahren. Doch ich lasse mich davon nicht irritieren und rede lieber mit Katie während wir fahren.
"Ach ja, du wohnst bei uns für die Woche die du hier bist. Ich hoffe das ist nicht schlimm für dich?", informiert sie mich grinsend und ich schaue sie mit einem Ist-das-dein-Ernst-Blick an.
"Soll das ein Witz sein? Das ist fantastisch!"
Lachend geht die Fahrt weiter und ich erzähle dass ich jetzt auch wieder Auto fahre.
"Echt?", fragt Katie mit großen Augen und Dave schaut uns über den Rückspiegel hinweg an.
"Wir sind gleich da."
"Okay Schatz", antwortet Katie, da hält Dave auch schon an.
"Soviel zu der Definition von 'gleich'", sage ich lachend während wir aussteigen und Dave zuckt grinsend mit den Schultern.
"Gleich ist eine relative Zeitangabe."
Er steigt auch aus und holt meinen Koffer aus dem Kofferraum, dann gehen wir die Einfahrt hoch zum Haus. Es ist schön und vorallem groß, mit einer Veranda aus Holz und einer roten Tür, sowie zwei Stockwerken.
"Ich hatte gedacht ihr würdet in einer Villa wohnen", meine ich und Katie verdreht die Augen.
"Haha. Komm schon, wer braucht denn bitte eine Villa? Das Haus ist sehr groß, und außerdem haben wir noch einen Garten mit Pool."
Wir gehen hinein und ich seufze auf. Drinnen ist es wesentlich kühler als draußen, was für mich sehr angenehm ist.
"Hier ist dein Zimmer", meint Katie zu mir und öffnet eine Tür im Erdgeschoss. In dem großen Raum steht ein Bett, ein Schrank und eine Kommode, und es gibt eine Tür zu einem Badezimmer ganz für mich alleine.
"Oh, wie cool. Danke."
Dave stellt meinen Koffer neben das Bett und ich lege meinen Rucksack dazu, dann setze ich mich auf die Tagesdecke und schaue Katie grinsend an.
"Und wann geht es los?"
"Übermorgen schon!", antwortet sie nun aufgeregt und strahlt wieder über das ganze Gesicht.
"Ich freue mich schon so sehr darauf! Wir werden im Saal eines erstklassigen Hotels feiern und danach gibt es Tanz und Musik."
"Wow, das hört sich super an."
Da gähne ich auf einmal.
"Entschuldige, zu Hause wäre es jetzt schon nach neun."
"Kein Problem, du kannst dich hier gerne einrichten und etwas ausruhen. Du sollst dich ja hier wohlfühlen", beruhigt Katie mich lachend und ich nicke dankbar.
"Ich hole dich zum Abendessen", verabschiedet sie sich, dann schließt sie die Tür und ich bin alleine im Zimmer. Mit einem glücklichen Seufzen lasse ich mich rücklings auf das Bett fallen und betrachte die Decke, dann mache ich mich endlich daran meinen Koffer auszupacken.~~~
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Moriarty In Love
Fanfiction"Jim, ich vertraue dir." "Ich weiß Honey." Das Leben der jungen Melody ist kein Zuckerschlecken. Eine miese Wohnung, fehlendes Geld und nur einen mickrigen Job in einem Schnell-Restaurant sind da noch nicht mal das Schlimmste. Ihre Angst vor Männern...