14. Fahrt nach Hause

1.4K 87 4
                                    

Irgendwann später ertönen plötzlich die Geräusche eines Schlüssels im Schloß der Haustür und ich drehe mich um. Die Tür öffnet sich und Jim kommt herein, freundlich lächelnd als er mich sieht.
"Hallo", begrüßt er mich und hängt seine Jacke an die Garderobe neben der Tür.
"Hey", antworte ich und schalte die Musik aus.
"Hast du dich also doch noch aus dem Bett quälen können", meint er grinsend und kommt zu mir ins Wohnzimmer, da fällt sein Blick auf meine gesammelten Sachen.
"Oh, willst du etwa schon weg?"
"Naja, ich muss morgen zur Arbeit, ausserdem habe ich deine Gastfreundschaft schon zu lange in Anspruch genommen", erkläre ich und schaue verlegen auf meine Hände.
"Also du störst mich nicht um ehrlich zu sein. Ich habe dich gerne um mich."
Da schaue ich ihn an und er realisiert was ich wirklich damit meine. Nichts desto trotz ist es anstrengend für mich, so mit Jim, einem Mann, zusammenzuleben.
"Aber wenn du gehen möchtest ist das natürlich in Ordnung. Solange du noch mit mir redest!"
Er lächelt mich an und ich muss lachen.
"Klar, wie könnte ich etwas anderes tun. Wo du mir doch geholfen hast. Ausserdem behandelt man Freunde so nicht, deshalb wirst du wahrscheinlich schon morgen Abend wieder von mir hören."
"Super! Und weißt du schon ob das nächsten Samstag schon geht?"
Ich nicke und stehe vom Sofa auf.
"Jim, ich habe wirklich nichts gegen dich und ich möchte auf gar keinen Fall dass du das falsch verstehst. Ich mag dich wirklich gerne, aber ich will nach Hause. Bitte", bringe ich befangen hervor doch Jim winkt ab.
"Keine Sorge, ich verstehe dich. Jetzt. Das war einfach alles ein bisschen viel für dich, da ist sowas normal."
Ich nicke bestätigend und ziehe mir meinen Mantel über.
"Weißt du wo die nächste Bushaltestelle ist?"
"Oh, ich dachte ich fahre dich eben wenn du nichts dagegen hast?"
Er legt fragend den Kopf schief und ich muss lachen.
"Na gut, aber mehr nehme ich nicht von dir an! Du gibst mir seit Freitag so viel, das werde ich nie in meinem Leben wieder zurückgeben können."
"Einverstanden", meint er grinsend, nimmt seine Jacke wieder vom Haken und einen Autoschlüssel vom Schlüsselbrett.
"Kommst du?"
Er zieht sich die Jacke in einer fließenden Bewegung an und ich nehme meine Sachen.
"Ich bin direkt hinter dir."
Damit folge ich ihm zur Haustür, die er mir wie ein Gentleman aufhält und gehe an ihm vorbei nach draußen. Neugierig drehe ich mich um und betrachte die Hausfassade, die ich ja noch nie gesehen habe.
Das Haus ist groß aber nicht protzig, weiß und sieht sehr schön aus.
"Gefällt mir", kommentiere ich grinsend und schaue wieder zu Jim, der die Haustür abschließt und lachend zu mir kommt.
"Danke, mir auch."
Er überholt mich und geht vor mir her zu einem schwarzen PKW, einem kleinen, normalen Auto. Er öffnet die Beifahrertür und grinst mir zu.
"Wenn sie so gnädig wären und Platz nehmen würden Misses Grand."
"Aber natürlich Mister Moriarty."
Ich steige ein, stelle die Tüte zwischen meine Beine in den Fußraum und schnalle mich an. Jim schließt meine Tür, geht um das Auto herum und steigt auf der rechten Seite ein. Er startet den Motor und fährt los, erst dann schnallt er sich ganz entspannt an. Er fährt aus der Straße und in Richtung Hauptstraße.
Die Gegend hier ist recht vornehm, große Häuser stehen an beiden Straßenseiten und teure Autos stehen in den Einfahrten.
"Wow, ganz schön protzig", meine ich und Jim lacht.
"Findest du? Naja, ich habe selbst ein oder zwei teurere Wagen, aber ich benutze sie nicht so oft. Eher zum Eindruck machen."
Er zwinkert mir zu und ich schüttele grinsend den Kopf.
"Männer und ihre Autos", murmele ich.
"Komm, es gibt auch wirklich schöne Autos", beharrt Jim und ich schaue ihn überrascht an.
"Ich hätte dich nicht für einen großen Autoliebhaber gehalten."
"Bin ich auch nicht. Ich sage nur, dass es auch schöne Autos gibt."
"Aha."
"Fährst du eigentlich selbst, ich meine, hast du einen Führerschein?", fragt mich Jim nach kurzem Schweigen und ich ziehe eine Augenbraue hoch.
"Meine Mutter ist an einem Autounfall gestorben, seitdem fahre ich nicht."
"Aber du hast einen Führerschein?"
"Ja."
Da fällt mir etwas ein und ich runzele die Stirn.
"Ist was?", hakt Jim nach.
"Naja, mir ist nur eingefallen dass ich eigentlich seit dem Unfall generell nicht gerne Auto fahre", stelle ich fest und grinse schief.
"Dennoch tust du es."
"Ja, und seltsamerweise habe ich auch keine Angst", murmele ich eher zu mir selbst und starre gedankenverloren aus dem Fenster.
Jim hat wirklich eine besondere Wirkung auf mich. Durch ihn beruhige ich mich, habe keine Albträume mehr und lerne langsam wieder mit Männern umzugehen. Ausserdem kann ich mit ihm Auto fahren ohne Panik zu bekommen.
"Alles in Ordnung?", fragt Jim besorgt nach als ich auch nach fünf Minuten nichts gesagt habe.
"Hm, was? Ähm, ach ja, klar, alles okay. Ich war nur in Gedanken."
"Dann ist ja gut."
Danach schweigen wir den Rest des Weges lang, aber es ist kein unangenehmes Schweigen, mehr eins von der angenehmen Seite. Als mir auffällt, dass Jim zielstrebig auf mein Zuhause zufährt, stutze ich und schaue ihn fragend an.
"Woher weißt du wo ich wohne?"
"Was meinst du wie ich dich gefunden habe als du auf diesem Baugrundstück warst?", stellt er mir eine Gegenfrage und ich erschrecke unwillkürlich.
"Du hast mein Handy verfolgt?", frage ich ihn leicht verärgert, aber er lässt sich davon nicht abschrecken.
"Per GPS, ja. So habe ich auch deine Adresse herausgefunden."
"Du weißt, dass das ein klein wenig gruselig und nebenbei noch illegal ist?"
"Illegal ist es wenn ich mich dafür in eine Website hacke, aber wenn ich das Programm selbstgeschrieben habe ist das legal."
Ich schaue ihn mit skeptisch hochgezogener Augenbraue an.
"Das hast du dir gerade ausgedacht. Es ist immer illegal, weil du dich dafür bei einem Satelliten der Regierung einschleusen musst."
"Na gut, erwischt. Schlimm?"
Ich zögere mit meiner Antwort. Seltsamerweise stört mich das überhaupt nicht.
"Nö", gebe ich zu und schaue wieder auf die Straße.
"Trotzdem ist das gruselig. Machst du das mit jedem den du kennenlernst?"
"Nein, die meisten schmeißen mir ihre Adresse fast schon hinterher oder sind Klienten."
Ich schnaube.
"Kein bisschen eingebildet, nein,", murmele ich und bemerke aus dem Augenwinkel wie Jim grinst.
"Wenn ich es doch sage!"
"Pff, jaja."
"Komm schon Mel, du hast doch auch sofort mit mir geschrieben."
Entsetzt starre ich ihn an.
"Aber doch nicht deswegen! Du weißt wie ich Männern gegenüberstehe und dass ich-"
Da bemerke ich, dass ich mich selbst gerade verrate und Jim lacht.
"Na, siehst du?"
"Ach halt die Klappe", brummele ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Eine Weile lang grinst Jim noch blöd vor sich hin, bis ich ihm einen Schlag auf den Oberarm gebe.
"Au!", ruft er, lacht aber während er sich die Stelle reibt. Schmunzelnd schaue ich wieder aus dem Fenster, da biegt Jim in meine Straße ein und hält vor dem Häuserblock.
"Danke Jim. Für alles", bringe ich unbeholfen hervor und er lächelt.
"Gern geschehen."
Ich schnalle mich ab, öffne die Tür und steige aus. Ich nehme meine Sachen, schließe die Tür und gehe um das Auto herum. Jim öffnet das Fenster und grinst mich an.
"Tschüß, bis bald am Telefon", meine ich und er nickt.
"Auf jeden Fall."
Ich drehe mich um und gehe zur Haustür, fische den Schlüssel aus meiner Tasche und schließe auf. Gerade als ich hindurchgehe, höre ich, dass Jim weiterfährt und drehe mich nochmal zur Straße um. Doch er ist schon nicht mehr zu sehen und ich mache mich auf den Weg zu meiner Wohnung.
Oben angekommen schließe ich auch hier meine Tür auf, trete ein und mache sie wieder zu. Mit einem erleichterten Seufzen lasse ich die Tüte fallen, ziehe mir meinen Mantel aus und hänge ihn an den Haken meiner Garderobe. Da bemerke ich zwei große Pakete an der Wand. Ein kleiner Zettel liegt auf dem größeren und ich bücke mich um ihn zu lesen.
"Das hier lag vor der Tür. War an sie adressiert, habe mir erlaubt es hereinzuholen. S."
Ach ja, Sebastian war hier. Wer auch immer das genau ist. Neugierig schaue ich mir die Pakete an und schiebe sie mit einem Fuß in die Küche. Tatsächlich steht mein Name auf dem Empfänger und ein Blick auf den Absender lässt mich aufseufzen. Ich hole mein Handy hervor, stecke es ans Ladekabel und öffne WhatsApp.

Me: Dein Ernst Katie??! Õ.o

Nur Sekunden später kommt ein Grinsesmiley zurück.

Katie: Was denn? Soweit ich mich erinnere hast du doch noch Platz in deinem Wohnzimmer :D

Grinsend schüttele ich den Kopf und lege das Handy weg. Ich hole ein Messer aus der Schublade, setze mich zu den Paketen auf den Boden und öffne das Klebeband. In dem größeren Karton befindet sich eine nagelneue Musikanlage mit CD-Player und Radio.
Im kleineren finde ich mit großen Augen ganz viele neue und alte CDs von meinen Lieblingsmusikern oder den Bands, die ich gerne höre. Sofort schnappe ich mir wieder mein Handy und schreibe aufgeregt an Katie.

Me: O GOTT KATIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEE! DANKEDANKEDANKEDANKE!!!!♥♥♥♥♥

Katie: :) Gerne geschehen. ^^ Hab dich auch lieb :3

Me: Hab ich Geburtstag???? O.o????

Katie: Nö ^^

Lachend lege ich das Handy wieder weg und packe die Anlage ganz aus, dann bringe ich sie aufgeregt ins Wohnzimmer.

~~~

Moriarty In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt