34. Die Hochzeit

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Auf dem Weg zu dem Saal in dem die Trauung stattfinden soll ist Katie seltsam schweigsam und ich sehe wie ihre Hand vor Aufregung zittert. Kurzerhand ergreife ich ihre Hand und drücke sie sanft, dann gehen wir weiter. Hamish strahlt vor Glück seine Tochter auf ihrer Hochzeit begleiten zu können und er nimmt seine Rolle sehr ernst.
Das Hotel ist sehr schön und der Teppich auf dem Boden ist rot und weich, was sich ein bisschen seltsam unter den Schuhen anfühlt.
Vor dem Eingang des Saals, außerhalb der Sicht der Gäste drinnen, bleiben wir stehen und ich schaue Katie lächelnd an.
"Du wirst sehen, gleich ist die Nervosität vorbei", meine ich aufmunternd zu ihr und nehme sie in den Arm.
"Danke Mel", bringt sie hervor und schluckt, dann lässt sie mich los und ich betrete den Saal. Im Innern sitzen alle Gäste schon und es herrscht eine angenehme Atmosphäre, leises Geplauder ist zu hören und ich gehe unauffällig zu dem Platz auf der linken Seite an dem Clary und die anderen bereits sitzen. Sie haben einen anderen Weg genommen und schauen mich erwartungsvoll an.
"Ist sie sehr nervös?", fragt Kenia mich besorgt und ich nicke.
"Sie ist aufgeregt, aber ich hoffe ehrlich dass alles gut geht."
Da beginnt Musik zu spielen und alle stehen auf, auch wir. Wir richten unseren Blick zuerst nach vorne, wo Dave schon sichtlich aufgeregt steht, und danach schauen wir nach hinten, wo Katie gerade von ihrem Vater hereingeführt wird. Dave beginnt zu strahlen als er sie sieht und ich lächle glücklich. Das ist Liebe wie sie sein soll.
Auch Katie strahlt vor Freude während sie auf ihn zu geht und ich sehe dass sie sich bemühen muss um nicht zu ihm zu rennen. Endlich sind sie vorne angekommen und Dave nimmt Katies Hand von ihrem Vater entgegen, der sich danach in die erste Reihe zu Clara setzt. Die ganze Gesellschaft setzt sich, und der Pfarrer beginnt zu sprechen. Ich höre ihm bewusst nicht zu, da ich noch immer Angst vor Pfarrern und Priestern habe und nicht das Bedürfnis habe zu erfahren was sie sagen. Ich glaube diese Angst wird nie völlig verschwinden.
Nun lasse ich unauffällig den Blick durch den Saal schweifen. Es ist wunderschön hier, heller Sonnenschein flutet durch die hohen Fenster zu meiner Linken und die Wände sind in einem warmen Gelb gestrichen worden. Blumen und Girlanden schmücken den Raum und die weißen Holzstühle, auf denen wir sitzen, sind mit Kissen gepolstert. Dave und Katie stehen eine Stufe erhöht und lächeln sich an, dann küssen sie sich. Anscheinend sind wir hier fertig.
Jubelnd erheben die anderen Brautjungfern und ich uns, dann fallen alle anderen Anwesenden mit ein. Dave nimmt Katies Hand und legt sie sich auf den Arm, dann schreiten beide den Mittelgang entlang und biegen auf der Hälfte in Richtung Fenster ab, denn dort gibt es eine Tür, die die ganze Zeit geöffnet ist. Als nächstes folgen ihnen die Eltern der beiden und wir, die Brautjungfern, nach draußen in den hellen Sonnenschein. Ein angenehmer Wind weht und ich atme tief durch, dann will der Hochzeitsfotograf ein paar Fotos machen. Irgendjemand wirft Blütenblätter in die Luft und wir stehen alle in einem Gruppenbild, mit dem glücklichen Paar in der Mitte.
Ein paar Fotos später geht Katie nach vorne und wirft den Brautstrauß, den Kenia neben mir mit sicherem Griff fängt.
"Das ist ein gutes Zeichen!", meine ich grinsend zu ihr und sie nickt.
"Das glaube ich auch."
Dann gehen wir rüber zu dem Saal, in dem wir essen und feiern werden, bevor es am Abend in den Ballsaal geht. Am Eingang warten Katie und Dave um alle zu begrüßen die zur Hochzeit gekommen sind und ich warte bis der erste Ansturm vorbei ist.
"Melody!", ruft Katie freudestrahlend und hüpft fast vor Freude auf und ab als sie mich sieht.
"Ich habe es geschafft!"
"Habe ich dir doch gesagt!", erwidere ich lachend und nehme sie und danach Dave fest in den Arm. Dave betrachtet uns lächelnd und gibt Katie dann einen Kuss auf die Wange.
"Ich persönlich habe nie daran gezweifelt", sagt er liebevoll und Katie strahlt noch mehr. Sie sieht so glücklich aus dass sich ein warmes Gefühl in mir ausbreitet und ich nicht aufhören kann zu lächeln.
"Ich freue mich wirklich für euch."
"Melody?", höre ich da plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme hinter mir und drehe mich sofort herum. Gleichzeitig traue ich meinen Augen kaum, denn ein paar Schritte vor mir steht Jim, in einem grauen Anzug mit weißer Rose im Knopfloch. Er trägt seine Haare locker und ohne Gel darin und sieht überrascht aus, doch dann breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
"Jim?", bringe ich hervor und kann es noch immer nicht fassen. Was macht er hier?
Doch ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in den Arm um mein Gesicht zu verbergen. Sein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase und ich spüre wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe. Da lasse ich ihn los und lächle ihn glücklich an. Seine dunkelbraunen Augen mustern mich warm und ich registriere einmal mehr wie gut er doch aussieht.
"Ich freue mich dass du hier bist, wenn es auch überraschend ist", sage ich zu ihm und er senkt ein wenig verlegen den Blick.
"Das kann ich nur zurück geben." Plötzlich besinne ich mich und drehe mich zurück zu Katie und Dave. Katie beobachtet uns ein wenig erstaunt, aber sagt nichts. Schnell nehme ich Jims Hand und wir gehen zu dem Paar zurück. Dave begrüßt ihn als erster mit einem Lachen und einem Handschlag, dann küsst Jim wie ein Gentleman die Hand von Katie.
"Herzlichen Glückwunsch!", sagt er lächelnd und Katie grinst.
"Dankeschön. Du bist also Jim. Nett dich mal kennenzulernen."
"Ganz meinerseits. Katie, richtig?"
"Jap, absolut. Melody hat viel von dir erzählt."
Augenblicklich erröte ich und Jim grinst.
"Ach tatsächlich?"
Er schaut zu mir herüber und zwinkert mir zu.
Katie wirft mir einen Blick zu, der mir verrät dass sie auf jeden Fall noch mit mir sprechen wird, dann gehen wir auch schon hinein zu den anderen, die mittlerweile alle angekommen sind. Vorsichtig lässt Jim meine Hand los, flüstert mir aber ins Ohr:
"Tanzen wir nach dem Essen zusammen?"
Ich erinnere mich an die Überraschung die wir für Katie vorbereiten wollen und nicke lächelnd. Gleichzeitig breitet sich ein Kribbeln in mir aus.
"Sehr gerne Jim."
Er lächelt zurück und geht zu seinem Platz etwas weiter hinten im Raum. Die Art wie er Dave begrüßt hat und die Tatsache dass er weiter hinten sitzt legen nahe dass er keiner der engeren Freunde von Dave ist. Warum aber ist er dann hier?
Da setzen sich alle hin und ich nehme zwischen Katie und Clary Platz.
"In Echt sieht er ja noch besser aus", sagt Katie zu mir und ich lächle.
"Finde ich auch."
"Und er ist niedlich. Sieh nur, er schaut dich die ganze Zeit an!"
Schnell schaue ich zu Jim und fange für einen Moment seinen Blick auf, doch dann erhebt sich Hamish und ich drehe den Kopf wieder weg. Jedoch spüre ich seinen Blick weiterhin auf mir und kann mich kaum auf die Rede von Hamish konzentrieren, weil meine Gedanken nur um eine Frage kreisen: Wie soll ich mich Jim gegenüber nun verhalten? Erinnerungen an den Kuss im Auto und an seinen Status schwirren mir durch den Kopf und ich werde nur aufgeschreckt weil plötzlich alle applaudieren. Verwirrt falle ich ein, da stupst Katie mich neckend an.
"Na du wirkst aber ganz schön durcheinander. Ist es wegen ihm?"
Ich nicke und spüre wie ich erröte.
"Das ist voll süß. Bei ihm wäre ich auch ganz schön abgelenkt wenn er mir so zugezwinkert hätte", meint Katie und legt mir eine Hand auf den Arm, dann lenkt sie mich ein bisschen ab. Das ganze Essen über habe ich kaum Zeit um über Jim und mich nachzudenken, allerdings schaue ich ab und zu zu ihm herüber und lächle wenn er mich gerade auch ansieht.
"Ich habe einen Wunsch", holt Katie mich da wieder zurück und ich schaue sie an.
"Als Hochzeitsgeschenk?"
Sie nickt und grinst.
"Ich möchte dass du mit ihm tanzt. Du hast das eine Mal doch geschrieben wie toll er tanzen kann und ich würde euch so gerne live sehen! Außerdem, wer weiß, vielleicht passiert dabei ja etwas..."
Da muss ich lachen und Katie grinst nur noch mehr. Aber gleichzeitig grinse ich auch innerlich. Das passt ja perfekt in unseren Plan um Katie die Überraschung zu geben! Außerdem habe ich dadurch einen Grund, so oft wie es geht mit Jim zu tanzen.
"Ja, ich werde mit ihm tanzen", erwidere ich als ich endlich aufhören kann zu lachen. Ist ja nicht so als hätte er mich sowieso schon gefragt. Da stößt Clary mich an und zeigt mit dem Kopf auf Steffi, die grinsend beide Daumen hochhält. Anscheinend haben sie die Unterhaltung mitbekommen.
"Sehr gut", flüstert Clary mir zu und grinst.
"Du sag mal, der Typ den du da vorhin begrüßt hast sieht aus wie Jim."
"Ja, das ist er auch", antworte ich mit einem Lächeln und Clary zwinkert mir zu.
"Und, was willst du nun machen? Immerhin musst du jetzt nicht warten bis du wieder in London bist."
"Naja, ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau... ich lasse es fließen", meine ich ein wenig unsicher und schaue zu Jim zurück. Dieser schaut mich gerade nicht an, sondern hört seinem Nachbarn zu, der ihm irgendetwas erzählen will. Seine ganze Ausstrahlung ist glücklich und er lächelt die ganze Zeit über.
"Dave?", frage ich Katies Ehemann über ihren Platz hinweg und er hebt fragend eine Augenbraue.
"Ja?"
"Woher kennst du Jim eigentlich?"
"Ach, das ist ewig her. Er hat mir in meinem ersten zwei Semestern an meiner Uni in Dublin geholfen. Im Gegenzug habe ich ihn halt auf meine Hochzeit eingeladen."
Ich nicke und bedanke mich lächelnd, dann schaue ich wieder zu Jim.
Schließlich sind wir alle mit dem Essen fertig und stehen auf, denn jetzt geht es weiter zum Tanzen. An sich eine etwas unvorteilhafte Planung da man mit vollem Magen nicht so gut tanzen kann, aber gut.
Sofort finden sich die meisten mit ihren Freunden oder Partnern zusammen, doch ich stehe etwas verloren alleine im Raum. Da schubst Katie mich sanft und ich stehe plötzlich neben Jim.
"Hey", sage ich nervös und er lächelt. Seine Augen leuchten förmlich und er wirkt aufgeweckt.
"Hey. Gehen wir?"
Er bietet mir seinen Arm an und ich hake mich bei ihm unter, dann führt er mich nach draußen und zum Tanzsaal.

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