13. Ein Traum

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Eine halbe Stunde später sind die Pizzen im Ofen und lautes Lachen tönt aus der Küche. Jim und ich reden ohne Unterlass miteinander und müssen bei jedem zweitem Satz lachen. Giggelnd erzähle ich von einem Streich den ich mal einem Lehrer gespielt habe und Jim lacht lauthals los. Dadurch, dass er von meiner Vergangenheit weiß, kann ich viel lockerer mit ihm umgehen. Ich vertraue Jim und weiß, dass er mir nicht wehtun wird.
"Oh Mann, das habe ich ja noch nie gehört", lacht er und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
"Schade dass du nicht auf meiner Schule gewesen bist."
"Das finde ich auch", erwidere ich ebenfalls lachend, da piepst die Küchenuhr und Jim holt die Pizzen aus dem Ofen.
Immernoch kichernd gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns an den gedeckten Tisch. Wobei gedeckt meint, dass Teller und Wasser auf dem Tisch stehen.
"Und, wie geht es dir so?", fragt Jim plötzlich und gießt mir und sich Wasser ein. Er nimmt einen Schluck und schaut mich erwartungsvoll an.
"Mir geht's super! Ich meine, besser als sonst in der Gegenwart eines Mannes", antworte ich und er grinst.
"Das freut mich. Das freut mich sogar sehr", sagt er und beginnt seine Pizza zu essen. Nachdenklich schaue ich auf mein Wasserglas bevor auch ich etwas trinke und anfange zu essen. Die Pizza schmeckt richtig gut und schon bald sind wir fertig.
Gerade will ich aufstehen um mein Geschirr in die Küche zu bringen, da springt Jim auf und nimmt mir die Sachen aus der Hand.
"Neinneinnein, du gehst und machst dich bettfertig."
"Aber-"
"Keine Widerrede. Ab mit dir."
Seufzend gebe ich mich geschlagen und trotte ins Badezimmer. Mein Kulturbeutel liegt neben dem linken Waschbecken und ich hole meine Zahnbürste sowie Zahnpasta heraus.
Ich putze gerade seit zwei Minuten meine Zähne, da kommt Jim herein und geht zum rechten Waschbecken.
Schließlich stehen wir zusammen vor den Spiegeln und putzen unsere Zähne, da langt Jim nach eine Knopf und drückt ihn. Sofort spielt Musik und ich grinse. Er schneidet ein paar Grimassen und ich pruste los. Zum Glück bin ich fertig und habe bereits die Zahnpasta ausgespuckt, sonst wäre das wohl schief gegangen. Ich bürste mir meine Haare, da spielt auf einmal ein wunderschöner Wiener Walzer und ich wippe mit. Amüsiert beobachtet Jim mich, als ich plötzlich beginne alleine Wiener Walzer durchs Badezimmer zu tanzen. Jim schaut mir neugierig zu und als das Lied vorbei ist hebt er einen Daumen und grinst.
"Das sieht echt gut aus."
Schüchtern lächle ich ihn an und packe meine Sachen wieder zusammen.
"Es überkam mich einfach gerade", entschuldige ich mich, doch Jim winkt ab.
"Entschuldige dich bloß nicht! Das war toll!"
"Danke", sage ich schüchtern und spüre, wie meine Wangen rot werden.
"He, du bist es wohl nicht gewohnt Komplimente zu bekommen", meint Jim lächelnd und fährt sich mit der Hand einmal durch die Haare. Ich schüttele den Kopf und trete den Rückzug durch die Tür an.
Da ich nicht weiß wie ich mit solchen umgehen soll, flüchte ich meistens davor.
"Ey!", ruft Jim lachend aus und folgt mir. Schnell laufe ich die Treppe hoch und will gerade in das Gästezimmer schlüpfen, da ist Jim schon bei mir und hält mich auf.
"Mooooment."
Grinsend sieht er mir in die Augen und ich muss unwillkürlich auch lächeln.
"Jaaaa?", frage ich unschuldig und er schaut mich eine Weile lang an, schüttelt dann aber den Kopf.
"Ach nichts. Gute Nacht."
Er legt mir kurz eine Hand auf die Schulter und verschwindet dann immernoch grinsend in seinem eigenen Zimmer. Leicht verdattert bleibe ich erst auf dem Flur stehen, dann erst betrete ich das Gästezimmer und schließe die Tür hinter mir. Verwirrt und müde ziehe ich mir meinen Pullover aus und eine Leggings, die noch in der Tüte war, an. Dann lasse ich mich auf das Bett fallen und schlafe beinahe sofort ein.

¤¤¤

Hände. Hände die mich sanft berühren. Es sind zwei, und sie liegen erst auf meinen Schultern. Dann streichen sie über meinen Rücken und verweilen an meiner Taille. Ich habe die Augen geschlossen, kann sie nicht öffnen und mich auch nicht bewegen. Sprechen funktioniert ebenfalls nicht, aber ich habe merkwürdigerweise keine Angst.
"Melody", flüstert eine männliche Stimme an meinem Ohr, die ich erschrocken als die von Jim erkenne und ich spüre seine Präsenz vor mir. Sanft ziehen mich seine Hände zu ihm, meine Arme schlingen sich automatisch, ohne dass ich etwas dagegen tun kann, um ihn und lehne mich gegen seine Brust. Da fühle ich seine Lippen an meiner Wange und das leichte Kitzeln seines Bartes auf meiner Haut. Er küsst meine Wange und ich spüre seinen Atem an meinem Ohr.
"Ich bin immer für dich da wenn du mich brauchst."

¤~¤~¤~

Mitten in der Nacht wache ich auf und öffne sofort meine Augen. Ich liege auf dem Rücken und starre dann an die Decke. Mein Kopf versucht zu begreifen was dieser Traum sollte, aber er schafft es nicht. Langsam setze ich mich auf und schwinge die Beine über die Bettkante.
Durch die zugezogenen Vorhänge dringt nur ganz schwach Licht ins Zimmer, es ist also noch recht früh. Es dämmert gerade erst.
Entschlossen stehe ich auf und gehe leise zur Tür und auf den Flur. Im Haus ist alles still, kein Geräusch dringt an meine Ohren ausser meinem eigenen Atem. Die Tür zu Jims Zimmer ist geschlossen und ich widerstehe der Versuchung sie zu öffnen und hineinzuschauen. Stattdessen laufe ich lautlos die Treppe hinunter und in die Küche.
Nach kurzem Suchen finde ich ein Glas und das Wasser und trinke etwas. Dann lehne ich nachdenklich an der Arbeitsfläche und schaue auf die Uhr des Backofens. Sie zeigt 5:07. Doch nicht ganz so früh.
Leise seufzend schaue ich auf meine Füße, die noch in den Socken von gestern stecken. Die Kühle des Fliesenbodens dringt durch den Stoff und lässt mich frösteln, dann gehe ich aus der Küche ins Wohnzimmer. Wie in Trance stehe ich mitten im Wohnzimmer und starre ins Leere, als ich plötzlich ein Geräusch von der Treppe höre. Ich drehe mich herum und erblicke einen verschlafenen Jim, der mich mit strubbeligen Haaren fragend anschaut.
"Melody", sagt er mit vom Schlaf rauer Stimme und gähnt einmal lang.
"Was machst du hier unten so früh?"
"Ich wollte was trinken...", antworte ich leise und schaue Jim lange an. Er sieht wirklich sehr gut aus. Die dunklen Augen lassen ihn in diesem Moment unglaublich niedlich aussehen und die Bartstoppeln in seinem Gesicht geben ihm einen verwegenen Look.
"Und, hast du schon?", fragt er und ich nicke abwesend.
"Wieso bist du hier?", frage ich zurück und senke den Blick, da ich bemerke, dass ich ihn schon zu lange angestarrt habe.
"Ich bin durch ein Geräusch wachgeworden."
"Oh", mache ich und gähne.
"Ich muss wieder ins Bett", murmele ich eher zu mir selbst und gehe auf die Treppe zu. Jim beobachtet mich die ganze Zeit und macht mir Platz, um mir dann nach oben zu folgen.
In dem Flur trennen sich unsere Wege und wir gehen je wieder in unser beziehungsweise in seins und das Gästezimmer.
Müde lege ich mich wieder ins Bett und bin schon kurze Zeit später wieder eingeschlafen.

~~~

Beim nächsten Aufwachen scheint helles Sonnenlicht durch die Vorhänge und ich vergrabe stöhnend meinen Kopf im Kissen. Ich liege auf dem Bauch, die Decke halb über mir und weigere mich, meine Augen zu öffnen.
Da klopft es an die Tür und ich murmele dumpf eine Antwort.
Jim kommt herein und bleibt in der Tür stehen.
"Was ist denn das?", fragt er amüsiert und ich rolle mich auf den Rücken.
"Ich will meine Augen nicht öffnen."
"Aha."
Da kommt er auf einmal näher ans Bett und ich schlage sofort die Augen auf. Jim steht grinsend da.
"Gut zu wissen wie man dich wachbekommt."
"Haha", mache ich, setze mich hin und schaue zu ihm hoch.
"Was möchtest du?"
"Ich wollte dir nur sagen dass ich für ein, zwei Stunden weg muss und du damit alleine hier bist. Ist das okay für dich?"
"Ja aber, ich meine, das ist doch dein Haus und nicht meins..."
"Das geht schon klar. Ich vertraue dir."
"Oh, Danke", antworte ich, lächle und schaue ihn an. Einen Moment lang schaut Jim warm zurück, dann senkt er den Blick und geht wieder.
"Bis gleich", sagt er noch, dann verlässt er das Zimmer. Ich höre seine Schritte auf der Treppe, dann bin ich auch schon alleine im Haus.
Überwältigt von dem Vertrauen, das Jim mir schenkt, bleibe ich erst mal im Bett sitzen und versuche meine Gedanken zu ordnen. Doch schließlich stehe ich auf, nehme mir nochmal frische Kleidung aus der Papiertüte und die getragene Jeans von gestern und gehe nach unten ins Badezimmer.
Nachdem ich geduscht bin hole ich alle meine Sachen nach unten, mache das Bett und hinterlasse alles so, wie ich es gerne vorfinden würde. Dann schaue ich in den Kühlschrank und nehme mir einen kleinen Joghurt als Frühstück. Jim wird schon nichts dagegen haben, sonst würde er mich ja nicht hier alleine lassen.
Ich räume alles auf und weg, sodass man meinen könnte, ich wäre nie hier gewesen und setze mich dann aufs Sofa. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster und spiele mit meinen Haaren während ich auf Jims Rückkehr warte. So ganz alleine in dem großen Haus ist es sehr still, aber das stört mich nicht. Leise beginne ich zu singen und hole mein Handy hervor um mir Musik anzumachen. Mit geschlossenen Augen sitze ich auf dem Sofa und lausche den Klängen meiner Lieblingslieder.

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Moriarty In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt