19. Ein Kampf

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Als ich am nächsten Morgen sehr spät aufwache ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Das helle Sonnenlicht flutet mein Schlafzimmer und verursacht mir Kopfschmerzen. Es muss schon weit nach Mittag sein.
Schließlich aber grabe ich mich aus meiner Decke hervor, setze mich hin und gähne einmal lang. Ich trage ein altes T-shirt und meine graue Jogginghose, obwohl ich mich kaum daran erinnern kann wie ich sie angezogen habe. Mein Kleid liegt über der Lehne eines Stuhls in meinem Zimmer.
Schlaftrunken schlurfe ich über den Flur und in die Küche, wo ich mir erst mal einen Tee mache. Während ich warte bis das Wasser heiß ist überlege ich, was gestern Abend noch passiert ist nachdem wir die Feier verlassen haben.
Jim und ich waren im Auto, wir sind zu mir nach Hause gefahren. Er hat mich noch hoch gebracht, dann ist er auch schon wieder gegangen.
Da fällt mir wieder der Kuss von gestern Abend ein und wie wir getanzt haben. Ein warmes Gefühl durchströmt mich und ich gieße mir Tee auf. Lächelnd erinnere ich mich an gestern und hole mir etwas zu essen. Es hat mir mehr Spaß gemacht als ich gedacht hätte.
Als der Tee fertig ist trinke ich ihn und esse ein leckeres Frühstück, während ich überlege was ich noch machen möchte. Auf einmal bekomme ich Lust ein wenig Laufen zu gehen und ich mache mich nach dem Frühstück dafür fertig.
Ich packe meinen Schlüssel ein, schlüpfe in meine Laufschuhe und verlasse meine Wohnung. Gelassen gehe ich die Treppen herunter und plane meinen Weg, den ich laufen will. Nicht zu lang, aber schön.
Schließlich jogge ich los und bleibe noch eineinhalb Stunden an der frischen Luft, bis ich nass geschwitzt und ausgepowert wieder nach Hause komme. Dann gehe ich erst einmal duschen.
Mit nassen Haaren komme ich wieder in die Küche, hole mein Handy heraus und schalte es an. Vielleicht haben sich Katie oder Jim gemeldet.
Entspannt setze ich mich auf die Fensterbank und schließe die Augen. Plötzlich klingelt mein Handy und ich gehe ran, ohne auf den Namen zu achten. Entweder Jim oder Katie.
"Melody hier?"
"Hey Mel!"
"Hi Jim."
Ich lächle erfreut und auch Jim hört sich fröhlich an.
"Na, wie geht's dir?"
"Sehr sehr gut, danke der Nachfrage. Und dir?"
"Ebenfalls sehr gut. Ich hoffe dir hat der Abend gestern gefallen?"
Ich nicke eifrig und muss grinsen als ich weiterspreche.
"Absolut! Ich fand's super, besser als ich gedacht hätte."
"Das freut mich zu hören. Ach ja, Danke nochmal für das, was du gestern gemacht hast."
"Kein Problem."
"Ouf, da bin ich aber froh. Hättest du Lust dich heute nochmal mit mir zu treffen?"
"Ja klar. Wann denn?"
"Jetzt gleich."
"Wie soll ich das denn machen?", frage ich lachend.
"Schau einfach nach unten."
"Häh, was?"
Verwirrt schaue ich aus dem Fenster, von wo aus ich auf die Straße vor dem Haus schauen kann und entdecke Jim, der mit dem Handy am Ohr zu mir hoch schaut.
"Oh, da bist du."
Er grinst und winkt. Er trägt eine Jeans, ein weißes T-shirt und ein schwarzes Jackett darüber.
"Darf ich hochkommen?"
"Ja. Warte kurz, ich drücke dir auf."
Ich springe vom Fensterbrett, laufe zur Tür und öffne für Jim unten die Haustür. Dann lege ich auf und flitze einmal schnell durch die Wohnung um eventuelle Peinlichkeiten zu vermeiden.
Plötzlich klopft es zaghaft an der Tür, ich öffne sie und falle Jim überglücklich um den Hals. Lachend erwidert er die Umarmung.
"Nanu, war ich so lange weg?", fragt er und schaut mich überrascht an als wir uns wieder loslassen.
"Nö, aber manchmal brauche ich so eine Umarmung", erwidere ich grinsend und trete zurück um Jim einzulassen.
"Schuhe aus."
Schmunzelnd bückt er sich und zieht sich seine Schuhe aus. Seine Füße stecken in braunen Socken.
"Schön hast du's hier", meint er während er sich nochmal umschaut. Ich zucke mit den Schultern, schließe die Tür und gehe in die Küche.
"Ist nichts besonderes. Tee?"
"Ja gerne."
Ich hole eine zweite Tasse, gieße Tee hinein und reiche sie ihm mit einem Lächeln.
"Danke."
Er trinkt einen Schluck und schlendert durch den Flur, während ich in der Küche saubermache.
"Ist das das Geschenk was du meintest?", höre ich seine Stimme plötzlich aus dem Wohnzimmer und folge ihm dorthin. Er steht vor der Musikanlage von Katie und studiert die CDs, die ich im Regal daneben stehen habe.
"Ja, das ist sie. Ich habe mich voll gefreut als ich sie bekommen habe."
Ich setze mich auf meinen Sessel und zeige mit einer Hand auf den anderen.
"Setz dich ruhig."
"Gerne."
Jim setzt sich, grinst mich an und wir trinken gemeinsam unseren Tee.
"Wie kommt es das du hier warst?", erkundige ich mich, als meine Tasse leer ist und stelle sie auf den Fußboden neben den Sessel. Jim tut es mir nach, zieht die Füße hoch und setzt sich bequemer hin.
"Naja, ich war in der Nähe und dachte mir, dass du vielleicht gerne Gesellschaft hättest."
"Aha. Naja, ich finde es schön dass du da bist. Deine Anwesenheit ist... beruhigend."
Ich lächle verschmitzt und Jim legt fragend den Kopf schief.
"Wieso brauchst du denn Beruhigung?"
"Ich bin immernoch etwas aufgewühlt von der Feier gestern. Sie war schön und es hat mir auch sehr gefallen, aber ich bin sowas nicht mehr gewöhnt."
Jim nickt verständnisvoll.
"Mir geht es ähnlich, obwohl ich öfters auf solche Feiern gehen muss. Es ist angenehm wenn du dabei bist."
Ich will gerade etwas erwidern, als es plötzlich an der Tür klingelt. Verwundert schaue ich auf die Uhr. An einem Sonntag Nachmittag?
"Ich geh kurz schauen wer das ist", meine ich, stehe auf und gehe zur Haustür. Leider habe ich keinen Türspion, weshalb ich immer die Tür öffnen muss um zu sehen wer davor steht.
Vorsichtig öffne ich die Tür und schaue nach draußen auf den Flur, als eine Faust mich im Gesicht trifft und ich nach hinten taumle. Die Tür wird krachend aufgetreten und zwei Männer kommen herein. Beide sind groß, muskulös und haben einen fast kahlgeschorenen Kopf. Es sind Zwillinge.
Der eine stürmt mit einem langen Schritt auf mich zu und packt mich am Hals, während der andere die Tür wieder schließt. Brutal drückt er mich gegen die Wand und ich versuche mit beiden Händen seinen Griff zu lockern, doch er hält mich weiter fest.
"Bist du Melody Grand?", fragt er kalt, aber ich kann und will nicht antworten. Da meint der andere:
"Sie ist es."
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er den Ausweis aus meinem Portemonnaie hochhält.
"Was wollen... sie... von mir?", presse ich hervor und ziehe nochmal an seiner Hand. Wo ist Jim?
"Einen Auftrag erfüllen", antwortet er, reißt mich nach vorne und packt mich an den Haaren, sodass ich aufschreie vor Schmerz. Nun wütend trete ich dem Mann mit der Ferse vors Knie und er reißt an meinen Haaren. Sofort höre ich auf, da es sich anfühlt, als ob meine ganze Kopfhaut fast vom Kopf gezogen wird. Er zieht mich an meinen Haaren nach hinten und ich greife mit den Händen schreiend nach seinen um meine Kopfhaut zu entlasten.
Gerade will er mir mit der Faust nochmal ins Gesicht schlagen, da hole ich mit meinem rechten Arm aus und wir treffen uns beide gleichzeitig im Gesicht. Der Mann lässt mich augenblicklich los und ich bringe Abstand zwischen uns. Meine Nase blutet, aber das ist mir gerade ziemlich egal, Adrenalin durchströmt meinen Körper und ich beobachte aufmerksam die beiden Männer. Der, der die ganze Zeit nur zugesehen hat, kommt drohend auf mich zu, doch ich wehre seine Schläge ab und treffe ihn im Bauch. Doch dann greifen beide mich gleichzeitig an und packen mich so, dass ich mich nicht mehr wehren kann. Sie verdrehen meine Arme so sehr, dass ich vor Schmerz die Zähne zusammenbeiße um nicht zu schreien.
"Lasst sie los. Sofort", ertönt plötzlich die Stimme von Jim, doch er klingt kalt, gefährlich und irgendwie... leicht wahnsinnig.
Die beiden Männer schauen überrascht hoch und ich versuche mich aus ihrem Griff zu winden, da bekomme ich einen Schlag in die Seite. Stöhnend beende ich meinen Versuch und schaue zu Jim, der als dunkle Silhouette vor dem hellen Licht aus dem Wohnzimmer steht. Nur ungefähr kann ich seine Augen ausmachen, doch er starrt mit einem unergründlichen Blick auf die beiden Männer. Er hat nun etwas tödliches, wie eine Raubkatze kurz vor dem Sprung.
"Ich sagte, lasst sie los", fordert er nun lauter und drohend.
"Wer ist das? He? Ist das dein Freund?", fragt der eine Mann mit der blutigen Nase und zieht mich brutal nach oben. Ich will schreien, aber beiße mir stattdessen auf die Zunge. Tränen bilden sich in meinen Augen und lassen die Umgebung verschwimmen, doch ich sehe wie Jim einen Schritt vortritt und sich anspannt.
"Jim Moriarty. Ihr wisst wer ich bin, also lasst sie auf der Stelle los."
Ich höre die unterdrückte Wut in seiner Stimme, die er versucht ruhig und gelassen zu halten. Beim Klang seines Namens schnaubt der eine Mann.
"Bestimmt nicht."
Mit diesen Worten verdreht er meinen Arm noch stärker und kugelt ihn mir mit einem Ruck aus. Ich übertöne das Knacken mit einem gepeinigten Schrei und winde mich wild im Griff der beiden Männer.
Da ist Jim blitzschnell bei uns, und ehe ich mich versehe bin ich frei und Jim kämpft gegen den Mann. Naja, kämpfen ist das falsche Wort, Jim ist unglaublich schnell und seine Schläge sitzen perfekt, sodass sein Gegner kaum eine Chance hat und nach kurzer Zeit bewusstlos am Boden liegt. Ich werde zu Boden gestoßen als der andere Mann nun auf Jim losgeht und lande auf meinem verletzten Arm, doch ich schreie nicht. Lediglich ein schmerzerfülltes Zischen gebe ich von mir und rolle mich dann mühsam von den kämpfenden Männern weg.
An eine Wand gelehnt schöpfe ich Atem und rappele mich dann langsam auf. Jim hat mittlerweile auch den anderen Mann erledigt und kommt auf mich zu.
Meine Nase blutet und mein T-shirt ist bereits rot, mein Arm brennt wie Feuer und auch meine Seite schmerzt. Vorsichtig legt Jim mir eine Hand auf den Rücken und schaut mich besorgt an. Der Wahnsinn in seinen Augen ist nun verschwunden.
"Ist alles okay?", fragt er und ich nicke knapp. Mit der einen Hand halte ich meinen Arm und lehne an der Wand.
"Wir müssen die Polizei rufen", sage ich heiser und räuspere mich. Mein Hals tut noch weh von dem Würgen. Jim nickt und schaut auf die Männer.
"Die sind noch etwa eine Stunde lang ausser Gefecht gesetzt, bis dahin kümmern wir uns um deine Wunden."
Er berührt mein Gesicht neben dem linken Auge und ich zucke zurück.
"Au."
"Mhm, du hast da einen großen blauen Fleck. Komm, ich helfe dir mit deinem Arm."
Er führt mich in die Küche.
"Kannst du denn einen Arm wieder einrenken?"
"Ja. Es ist aber sehr schmerzhaft", meint er und ich setze mich auf einen Stuhl.
"Ist schon okay."
Er nickt, packt meine Schulter und meinen verletzten Arm und renkt ihn mit einem Ruck wieder ein. Ein brennender Schmerz zuckt durch mich hindurch und mir schießen die Tränen in die Augen. Keuchend krümme ich mich zusammen und bewege dann den Arm vorsichtig. Er ist empfindlich, aber ich kann ihn wieder benutzen.
"Danke."
"Kein Problem."
Er setzt sich mir gegenüber auf einen Stuhl und reicht mir die Küchenrolle.
"Hier, du solltest das Blut abwaschen damit ich nachschauen kann ob die Nase gebrochen ist."
Nickend nehme ich die Rolle an und befeuchte ein Blatt davon.
"Geht das so?", erkundige ich mich als ich fertig bin und Jim nickt, dann stellt er sich vor mich hin. Behutsam befühlen seine Finger meinen Nasenrücken, dann schaut er mir prüfend in die Augen. Seine Hände legen sich sanft an meinen Hals und er fühlt auch dort ob alles in Ordnung ist. Seine Finger sind warm und angenehm, doch schließlich nimmt er sie weg und ich taste nach dem blauen Fleck an meinem Auge.
"Hast du eine Ahnung was die wollten?", fragt Jim mich vorsichtig, doch ich schüttele den Kopf.
"Nein."
Nun holt mich der Schock des erlebten ein und ich spüre meinen malträtierten Körper komplett. Tränen laufen mir über die Wangen und ich fange an zu zittern.
"Die hätten mich fast umgebracht!", schluchze ich, da nimmt Jim mich in den Arm und ich verberge mein Gesicht an seiner Schulter. Beruhigend streicht er mir über den Rücken und zieht mich eng an sich.
"Shhhh, alles ist gut. Es ist vorbei, dir kann nichts mehr passieren", sagt er leise und legt sein Kinn an meinen Kopf. Mit seiner anderen Hand streicht er über meinen Hinterkopf und ich schlinge meine Arme um ihn. Nach einer Weile habe ich mich wieder beruhigt, lasse Jim aber nicht los. Stattdessen atme ich seinen Geruch ein und spüre seinen Herzschlag, der ein wenig beschleunigt ist.
"Ist es jetzt besser?", fragt er und ich schaue ihn an. Sanft streicht er mir mit einer Hand übers Haar und ich nicke, dann lasse ich ihn los.
"Ich danke dir Jim. Schon wieder."
Ein schwaches Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und plötzlich verspüre ich das dringende Bedürfnis ihn zu küssen. Erschrocken halte ich mich zurück und nehme ihn stattdessen nochmal in den Arm, um mein Gesicht zu verbergen. Denn das wird ein wenig rot.
"Oh, wie kommt denn das?", fragt Jim lachend, erwidert aber meine Umarmung.
"Ach, halt die Klappe", murmele ich.

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So, hier ein etwas längeres Kapitel :3 Und auch etwas früher weil ich krank bin und eure Kommentare mich immer aufheitern ♥ Ich hoffe es gefällt euch

Moriarty In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt