Kapitel 18

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Ich streiche sorgfältig mein völlig zerzaustes Haar glatt, während ich mich auf den Weg zurück in den großen Saal mache. Wir hätten definitiv vorsichtiger sein sollen, denke ich flüchtig und kehre mit unruhigem Atem zurück in den wirklich belebten Teil des Hauses. Ich kann nur hoffen, dass Marian und Georg tatsächlich den Mund halten-falls ich mich nicht schon durch mein Aussehen verrate.

„Elena! Zum Glück habe ich dich gefunden!“ Plötzlich taucht Stefan hinter mir auf. Er trägt, wie sein Bruder, einen dunklen Anzug, der seine blattgrünen Augen perfekt zur Geltung bringt. Seine Haare sind fein säuberlich nach hinten gekämmt und auf seinem Gesicht erscheint ein jugendliches Lächeln. Erstaunlich, dass es wirklich mal eine Zeit gab, in der er völlig sorglos war.

„Mein Vater sucht dich schon. Er möchte uns noch ein paar Leuten vorstellen.“ Ich schlucke bei Stefans nächsten Worten, da ich nicht sicher bin, ob ich noch weitere Neubegegnungen überleben werde, folge ihm jedoch trotzdem.

Wir bahnen uns den Weg durch die Menschenmenge und erreichen schließlich einen länglichen Tisch, an dem abgesehen von Damon, Katherine und Guiseppe, noch drei weitere Personen platzgenommen haben. Ein großer dunkelhaariger Mann im Anzug, eine ein paar Zentimeter kleinere Frau und…Marian!

Ich versuche ihr zuerst nicht in die Augen zu blicken und setze mich schweigend neben Katherine. Als ich aufsehe, bemerke ich jedoch, dass sie genauso unsicher ist, wie ich. Sie hat ihre unruhigen Hände auf ihrem Schoß zusammengefaltet und schaut hektisch von einem zum anderen. Auch Damon scheint sich nicht gerade wohl zu fühlen.

„Das sind Mr. Und Miss. Forbes, sowie ihre Tochter Miss. Marian Forbes“, stellt Guiseppe, die drei mehr oder weniger neuen Gesichter vor. Dann wendet er sich Stefan und mir zu. „Und das sind Miss. Elena Pierce und mein jüngerer Sohn, Stefan Salvatore.“ Ich nehme an, dass er Katherine und Damon schon vorgestellt hat, da er nicht erneut auf sie eingeht.

Ich rutsche unruhig auf meinem Platz hin und her, als uns der Kellner unsere Weingläser reicht. Ich habe mich mutwillig nicht neben Damon gesetzt, allerdings werde ich das ungute Gefühl in meinem Magen trotzdem nicht los. Und die Tatsache, dass mindestens zwei Personen mit am Tisch sitzen, die wissen, dass Damon und ich sehr wohl zusammen hier sind, macht es mir nicht gerade leichter. Ich nehme mir mein Glas und trinke einen-durchaus notwendigen-großen Schluck Wein. Das wird definitiv noch ein langer Abend werden.

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Buch, Taschenuhr, alte Bilder, noch mehr Bücher…wo zum Teufel ist seine alte Uniform? Damon hat in der letzten halben Stunde erfolgreich sein Zimmer auf den Kopf gestellt, allerdings ohne auch nur ansatzweise das zu finden, wonach er eigentlich gesucht hat.

Er hatte seine alten Sachen nicht weggeworfen, da ist er sich sicher. Jedenfalls nicht die, des Jahres 1864. Es war ihm irgendwie wichtig gewesen, etwas aus der Zeit zu behalten, in der er gelebt hatte -wirklich gelebt hatte. Wahrscheinlich waren die Bilder und Kleidungsstücke für ihn das Selbe, wie für Stefan das Tagebuchschreiben - eine Sache, die er nebenbei gesagt nie tun würde.

Und diese Kleidungsstücke muss er unbedingt finden, sonst kann er das mit der Zeitreise vergessen. Eine Option, die er definitiv nicht in Erwägung ziehen will. Nachdem er die Hexe gefühlte zwei Stunden bearbeitet hatte, den Zauber erneut zu sprechen, kann er das Ganze jetzt nicht versauen, indem er nicht passend angezogen ist.

Also sitzt er auf dem Boden seines Zimmers und wühlt den letzten Ort durch, an dem er erwartet würde  noch irgendetwas Hilfreiches zu finden - seinen Kleiderschrank. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel sich in gut hundert Jahren so ansammeln kann. Hut, Weste, komisches anderes Zeug… noch viel mehr Bücher… Wozu braucht er nochmal die ganzen Bücher?

Hättest du mich 1864 kennengelerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt