Kapitel 21

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Er beobachtet fasziniert wie sich Emilys Züge entspannen und an Stelle des Schocks Ungläubigkeit auf ihr Gesicht tritt. Sie mustert ihn erneut, wobei ein kleines Lächeln auf ihren Lippen erscheint.

Damon runzelt irritiert die Stirn. „Was ist jetzt wieder?“

„Es ist nichts, nur…“ Die Hexe überlegt einen Moment. „Du wirktest auf mich irgendwie immer so impulsiv und rebellisch. Ich hätte nicht gedacht, dass du so lange als Vampir überlebst.“ Der Vampir zieht einen Schmollmund, woraufhin Emilys Lächeln größer wird. „Aber schön zu sehen, dass du scheinbar ein bisschen erwachsener geworden bist.“

„Das kann man interpretieren wie man will.“ Damon verdreht die Augen. „Hilfst du mir jetzt Elena zu finden, damit du uns zwei wieder zurückschicken kannst?“

Emilys Gesichtsausdruck wird schlagartig ernst, doch Damon unterbricht sie bevor sie antworten kann. „Keine Sorge, ich habe den Spruch, den du dafür brauchst.“ Er greift in seine Hosentasche und holt ein kleines Blatt Papier hervor. Bonnie hatte den Zauber aufgeschrieben und ihm den Zettel in die Hand gedrückt, kurz bevor er in die Vergangenheit gereist war. Nun hält er ihn Emily vor die Nase.

„Ja, das dürfte funktionieren“, meint die Hexe nachdenklich, nachdem sie das Geschriebene überflogen hat. Sie schweigt einen Moment. „Es war allerdings trotzdem ziemlich riskant von dir hier her zu reisen“, stellt sie schließlich nüchtern fest. „Du hättest in einem völlig anderen Jahr landen  und nie wieder in deine Zeit zurückkommen können.“

Damon schüttelt den Kopf und stößt ein humorloses Lachen aus. „Sicher. Aber ich kann ohne Zweifel sagen, dass ich alles für Elena tun würde. Sie ist mein Leben. Ich liebe sie mehr als irgendwen sonst auf dieser Welt.“

Als er aufsieht ist seine Mine todernst. Ja, das ist wohl sein Fluch. Er würde immer dafür sorgen, dass es Elena gut geht. Er würde alles für sie tun. Er würde sie immer lieben-auch wenn sie, wenn das alles vorbei ist, wieder zu seinem Bruder zurückrennt. Und das ist ein Gedanke, der ihm wirklich einen Stich ins Herzen versetzt.

Die Hexe  sieht ihn jetzt beinahe mitfühlend an. „Aber du hast Angst, dass sie nicht genauso empfindet.“ Ja, das würde es eigentlich zusammenfassen. Emily, die Damons Schweigen anscheinend als Ja interpretiert, fährt fort. „Sie hat mir nicht erzählt, dass sie dich und offensichtlich auch deinen Bruder in der Zukunft kennt und ich glaube ich verstehe langsam warum. Ich weiß nichts Genaueres über die Beziehung zwischen euch dreien und ich habe auch nicht vor mich da großartig einzumischen, allerdings kann ich dir eine Sache sicher sagen. Sie empfindet mehr für dich, als sie zugibt. Und ich weiß, dass sie hier mehr Zeit mit dir, als mit irgendjemanden sonst verbracht hat.“

Damon seufzt tief und schenkt Emily ein kleines Lächeln. „Danke.“

Normalerweise, würde er sich nicht so schnell Bedanken, vor allem nicht bei einer Hexe. Emily hat es allerdings geschafft, ihn innerhalb von wenigen Minuten zu beeindrucken. Sie sollte ihn eigentlich hassen. Doch das tut sie offensichtlich nicht. Sie will ihm helfen, in jeder erdenklichen Weise und vor allem unter dem Risiko, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, falls Katherine, Guiseppe oder sonst irgendwer aus diesem Jahrhundert etwas davon mitbekommt.

Emily lächelt im Gegenzug. Sie nimmt ihm die Weinflasche aus der Hand und verstaut sie in einem der anderen Schränke. Dann geht sie an ihm vorbei. „Komm mit. Wir sollten zu sehen, dass wir deine Freundin finden.“

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Ich stoße einen erleichterten Atemzug aus, als Guiseppe uns endlich entlässt. Das ist unter Umständen eines der langweiligsten Essen gewesen, die ich je miterleben musste. Er steht gemeinsam mit den Forbes auf und verlässt den Tisch. Aufatmen tue ich allerdings trotzdem nicht. Ich sehe schockiert zu, wie Katherine zu Damon hinüberläuft und ihn um einen Tanz bittet.

Hättest du mich 1864 kennengelerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt