Kapitel 24

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Wir fallen nach wie vor, inzwischen schon seit gut fünf Minuten. Meine Augen sind geschlossen und ich habe mich unbewusst immer stärker an Damons Hand festgeklammert. Ich habe Angst wir könnten uns wieder verlieren. Immerhin sind meine Erfahrungen mit dem Zeitreisen bis jetzt nicht die besten.

Ich würde es nicht überleben ohne ihn in einer anderen Zeit zu landen. Selbst wenn er im Moment scheinbar nicht mit mir reden möchte. Mir ist bewusst, dass Damon meine Reaktion verletzt hat. Ihm ist offensichtlich völlig klar, was zwischen ihm und mir im Jahr 1864 passiert ist. Natürlich weiß er es, immerhin sind er und sein Ich aus der Vergangenheit dieselbe Person!, meint mein Unterbewusstsein tadelnd. Aber ist es wirklich möglich, dass er sich an unsere gemeinsame Zeit erinnert, als sei er dabei gewesen? So wie er sich verhalten hat, wahrscheinlich.

Mir kommt sein verletzter Gesichtsausdruck in den Sinn und ich bemerke wie mich ein unangenehmes Gefühl überkommt. Ich weiß, was er denkt. Er meint, ich würde zu Stefan zurücklaufen, sobald wir ihn in unserer Zeit gerettet haben. Doch das wird sicher nicht passieren! Ich bereue nicht was im Jahr 1864 zwischen Damon und mir geschehen ist, allerdings kann ich Stefan auch nicht einfach aufgeben. Was soll ich nur tun?

In diesem Moment kommen wir auf einem harten Boden auf.  Wieso können wir nicht einmal auf etwas Weichem landen? Ich habe immer noch die Augen geschlossen und halte Damons Hand fest als würde mein Leben davon abhängen. Wir sind angekommen, nun würde sich entscheiden, wie gut Emilys Zauber war.

Ich atme scharf ein. „Damon?“

„Ja?“

„Sind wir in der richtigen Zeit?“ Mir ist bewusst, dass diese Frage ziemlich dumm klingt, wenn man bedenkt, dass ich auch einfach selbst nachschauen könnte. Doch ich habe Angst davor, die Augen zu öffnen und festzustellen, in einem völlig anderen Jahrhundert angekommen zu sein.

Ich spüre wie Damon leicht meine Hand drückt. „Ich schlage vor du öffnest die Augen und siehst einfach selbst nach, Elena.“

Ich öffne zögerlich meine Lieder und schaue mich im Raum um. Mein Blick fällt zuerst auf eine rote Kautsch, die sich mitten im Zimmer befindet. Dann wandert er über zahlreiche Bücherregale, einen großen Tisch bis hin zu einer offenen Tür die direkt in die Küche führt. Mein zu Hause. Ich blicke über beide Ohren strahlend Damon an. „Wir haben es geschafft!“, erkläre ich glücklich und springe vom Boden auf. „Wir sind wieder zurück.“ Ich blicke mich um, als wäre ich Jahre lang nicht in diesem Haus gewesen, dabei ist es in Wirklichkeit nur vier Tage her.

Dann wende ich mich Damon zu, der inzwischen ebenfalls zögerlich vom Boden aufgestanden ist. Er runzelt nachdenklich die Stirn. Als ich die Sorge in seinen eisblauen Augen erkenne, tue ich es ihm gleich. „Was ist los?“

Er schenkt mir ein schwaches Lächeln und schüttelt energisch den Kopf, wobei ihm ein paar Strähnen seines nachtschwarzen Haares ins Gesicht fallen. „Nichts. Ich teile einfach deinen Optimismus nicht. Nach allem was wir durchgemacht haben, wäre es das erste Mal, dass eine Sache tatsächlich spontan richtig verlaufen ist.“

„Und das wäre wirklich zu tragisch.“ Ich ergreife-für den Moment glücklich, dass er überhaupt mit mir redet-Damons Hand und ziehe ihn hinter mir her in die Küche. Dort bleibe ich vor einem großen über dem Esstisch hängenden Kalender stehen.

„Der 10. Juli 2011“, lese ich laut vor. „Das ist der Tag an dem ich in die Vergangenheit gereist bin und das alles angefangen hat. Wir sind zurück.“ Ich drehe mich freudestrahlend zu Damon um, der nicht so glücklich über diese Information aussieht, wie ich gehofft hatte. Natürlich ist er das nicht, denn jetzt kann ich vor meinen Freunden so  tun, als wäre nichts gewesen und mich wieder Stefan zuwenden. Das ist es auf jeden Fall, was er anzunehmen scheint. Aber es entspricht nicht der Wahrheit! Ich will gerade den Mund öffnen, um zu reden, als ich das knarren einer Tür wahrnehme.

Hättest du mich 1864 kennengelerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt