Kapitel 5

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„Könnte mir vielleicht jemand verraten, was Elena gerade im Jahr 1864 macht?“, fragt Rick, der inzwischen von seinem Stuhl am Esstisch aufgestanden ist und sich zu den anderen gesellt hat. Alle Augen heften sich auf Bonnie.

„Ja, genau, ich dachte sie wollte nur ein Jahr in die Vergangenheit reisen, um zu verhindern, dass Stefan und ich ihr Leben ruinieren.“ Bonnie kann förmlich spüren, wie Damons eisblaue Augen sie durchbohren. Sie weiß, dass hinter Damons Fassade aus Wut vor allem eines steckt: Er ist verletzt.

Allerdings haben die beiden recht. Wieso gerade 1864?

„Elena musste an eine bestimmte Person denken, um zu beeinflussen wo sie landet. Sie wollte zum Friedhof, jedoch ins Jahr 2010. Sie wollte nicht nur ihr Leben besser machen, sondern das Leben von jedem von uns. Auch das von euch beiden, Damon.“ Bonnie sieht den Älteren der beiden Salvatorbrüder vielsagend an. „Sie wollte, dass ihr euch nicht mehr um sie streiten müsst und euer Leben sorgenfreier führen könnt.“

Damon schnaubt verächtlich. „So ein Schwachsinn, als wenn…“

„Ich war noch nicht fertig“, fällt Bonnie ihm ins Wort. „Sie hätte also an Stefan denken müssen, doch das hat sie nicht getan.“ Sie schweigt einen Moment, bevor sie Damon wieder direkt anblickt. „Sie hat an dich gedacht, es gibt keine andere Möglichkeit. Wieso sie dabei gerade im Jahre 1864 angekommen ist, kann ich allerdings nicht sagen.“

Bonnie ist deutlich überrascht, dass Damon schweigt. Sie hätte ein breites Grinsen erwartet, oder einen witzelnden Kommentar, aufgrund der Tatsache, dass er Elena in diesem Moment scheinbar wichtiger war, als seinem jüngeren Bruder. Doch nichts dergleichen passiert. Damon sieht eher so aus, als könne er selbst nicht fassen, was er gerade gehört hat.

Alaric bricht schließlich das Schweigen. „Gut, dann würde ich vorschlagen, wir sehen erst einmal nach, ob wir noch etwas in diesen staubigen Büchern finden. Damon kann uns wissen lassen, wenn er wieder irgendwelche neuen Erinnerungen hat.“ Er lässt sich mit einem Buch in der Hand wieder zurück auf seinen Stuhl fallen.

„Ich schätze du hast recht“, meint Bonnie und setzt sich ebenfalls wieder neben Jeremy. Damon zögert kurz und nimmt sich schließlich auch ein Grimoire. Irgendwie wird Bonnie jedoch das Gefühl nicht los, als ob sich Damon nicht unbedingt auf die Zaubersprüche konzentrieren könnte.

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Nachdem Katherine gegangen war, hat Emily mir ein Zimmer zurechtgemacht und angefangen mich passend einzukleiden. Ich weiß nicht wie lange sie mich gefoltert hat, aber ich bin sicher, es hat ein paar Stunden in Anspruch genommen. Nun stehe ich endlich allein in dem prunkvoll eingerichteten Raum und trage außerdem die wahrscheinlich unbequemsten Sachen, die man sich vorstellen kann. Das Korsett, in das Emily mich hineingezwängt hat, bescherte mir eine deutliche Atemnot. Ich bin mir sicher, dass die Kleidung dieses Jahrhunderts nicht das Richtige für mich ist. Daher bin ich umso überraschter, als ich in den Spiegel schaue.

Das dunkelblaue Kleid mit der schmalen Taille und dem für meinen Geschmack ein bisschen zu tief reichenden Ausschnitt, lässt mich fast aussehen wie eine verlorene Prinzessin. Meine Haare, die zuvor aufwändig eingedreht wurden, fallen mir in feinen Wellen über die Schultern und meine braunen Augen scheinen vor Erwartung zu leuchten. Emily betritt das Zimmer und sieht zufrieden zu mir herüber. „So“, meint sie. „Jetzt siehst du passabel aus.“

„Danke“, stammele ich. „Du warst wirklich sehr zuvorkommend.“

„Das habe ich gern getan, Elena.“ Emily lächelt mich warm an. „Ich muss noch Katherine aufsuchen und ihr bei etwas helfen. Wenn du möchtest kannst du dir gerne meine Grimoire ansehen. Vielleicht findest du sogar etwas, das dir weiterhilft. Dinner ist um sechs.“ Mit diesen Worten verlässt sie den Raum.

Hättest du mich 1864 kennengelerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt