Wie man sich von öffentlichen Verkehrsmitteln unabhängig macht (2/3)

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„Was steht denn für heute so an?"

„Nicht so viel. Auf Plattform sieben war vor einer Stunde wieder ein Selbstmörder, aber den haben sie direkt weggebracht." Die Sekretärin Fräulein Hübsch schaute nachdenklich auf einen frisch eingetroffenen Brief, dessen Inhalt sie wiedergab.

„Schon wieder einer."

„Ja. Der dachte wohl, es reicht, den Drachen zu kitzeln, und schon wird man gebraten."

„Aber auf der Plattform hatte der doch einen Maulkorb."

„Ja, das hat der wohl übersehen. Sonst ist das ja schon eine ziemlich sichere Methode zum Sterben."

„Ach, hör bloß auf. Weißt du noch, der vor zwei Wochen? Die haben es immer noch nicht ganz geschafft, den Rest vom Tor zu kratzen."

„Was sollen wir mit dem hier jetzt machen?"

„Was wohl? Wir übergeben den der Armee."

„Schon wieder?"

„Er hat eine Ordnungswidrigkeit begangen. Wir sind nicht dafür zuständig, über so was zu richten."

„Mhm." Sie schrieb eine entsprechende Antwort.

„Ich bin vielleicht, äh, wahrscheinlich bin ich, also, ich bin die nächsten drei Tage weg."

„Oh. Wegen dem Besuch eben?"

„Genau."

„Und wer macht dann alles hier?"

„Na, du. Und der Stationsmeister Mellrich. Als ich letztes Jahr die Woche bei der Konferenz war, hat das doch auch funktioniert."

„Das kam jetzt aber bisschen kurzfristig."

„Ja, für mich auch."

„Wohin musst du denn?"

„Äh..." Horst zögerte. Weißt du, die alte Freundin, die... die hatte mal ziemlich Probleme mit dem Imperium und ich dachte... wenn jemand rausfindet, dass ich bei der war, fasst das das Imperium vielleicht falsch auf.

„Unterbriks.", murmelte er.

„Ah. Und was ist da?"

„Kann ich eine Brieftaube haben?", fragte Horst.

„Klar." Sie nahm eine aus dem Käfig hinter ihr.

Horst und die Taube zischten ab ins Büro, wo Horst noch einige Anweisungen an Meister Mellrich weitergab, wie in seiner Abwesenheit zu verfahren sei.

Dann machte er sich auf den Weg zu den Ställen, um sich den Drachen zu organisieren, mit dem er und dieser Elb morgen wohl oder übel abfliegen mussten. Er kam an einigen weiteren brandsicheren Gebäuden vorbei. Einige Hausbesitzer hatten allerdings etwas geschummelt und in der Inneneinrichtung trotzdem etwas Holz zugelassen.

Utanfeste war eine Drachenstation, und zwar eine der größten im ganzen Imperialen Drachennetz. Neben den üblichen Anlagen zum An- und Abreisen gab es auch große Stallungen, Zuchstationen und ganz in der Nähe auch das Ausbildungslager, das Horst besucht hatte. Rundherum standen auch noch einige Häuser, in denen größtenteils Mitarbeiter des Drachennetzes, Würstchenverkäufer oder andere Leute, die an der Station verdienten, lebten. Deswegen könnte man das ganze auch als Ortschaft bezeichnen. Vor allem aber stellte Utanfeste einen dicken weißen Fleck dar, einen Fleck, in den viele bunte Linien hinein- und wieder hinausgingen, viele, die treppab führten und sich über die Stufe zerstreuten, viele andere, die geradewegs treppauf zur nächsten Stufe führten, und auch einige versprengte, die von der Seite her auf die Station zustrebten. Die Stelle als Koordinator für dieses Gebiet hatte Horst durch etwas Glück erlangt, als einer seiner Ausbilder im Lager erkannte, dass Horst als Pilot eher schlecht als recht, aber woanders viel sinnvoller einsetzbar war. Anfangs hatte er noch kleinere Streckenabschnitte weiter treppab bewacht, dann war er bis hierhin aufgestiegen.

Horst Meier und die Stange des SchreckensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt