Wohin man sich wenden muss, damit die Handlung einen ganz neuen Impuls... (2/6)

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Wohin man sich wenden muss, damit die Handlung einen ganz neuen Impuls bekommt (2/6)

Auf einer Hügelkuppe hinter Untanfeste beobachteten vier Menschen eine dicke schwarze Rauchfahne, die davon zeugte, dass soeben ein Haus auf nachhaltige Art und Weise zerstört worden war. Diverse Explosionen machten den Zuschauern klar, dass auch magischer Sprengstoff eingesetzt wurde.

Diese vier Menschen hießen Hans Wurst, Martin Schneider alias Verexus, Anna Hüpsch und Horst Meier.

Oh, einen davon hatten wir ja noch gar nicht. Hans Wurst betrieb das beliebte Gasthaus zum verspäteten Fluggast an der Straße nach Utanfeste. Einst war er der stolze Inhaber einer einfachen Würschenbude gewesen, aber dann hatte er glücklicherweise ein Haus an der Straße von seinem Onkel geerbt und sich ein wenig Geld geliehen, und so war die Würstchenbude gewachsen. Nun konnte man sich die Würstchen sogar aufs Zimmer bestellen.

Außerdem hatten die Eltern von Hans und Horst früher in nebeneinanderliegenden Wohnungen gelebt. Später hatte sich ihr Abstand vergrößert, aber hin und wieder sahen sie sich immer noch.

„Heute morgen hat mir ein besoffener Soldat erzählt, dass sie dich verhaften wollen. Aber das war natürlich Quatsch, das wusste ich. Jeder könnte gegen das Imperium rebellieren, dachte ich, aber nicht Horst. Und da hab ich mir gedacht, komm, dem hilfst du jetzt."

„Ach. Und war das gerade alles Ihr Bier?", fragte Anna verblüfft.

„Och, das war nicht so schlimm. Ich hatte dieses Jahr viel übrig."

„Wie haben Sie das denn hingebracht?"

„Mit meiner Transportkutsche." Er deutete auf das entsprechende Gefährt, das samt Kutscher an der Straße stand.

Kurze Zeit später regnete es auf die Trümmer von Horsts Haus. Die Soldaten zogen ab. Einige stellten fest, dass die riesigen Schilde als Regenschirme nicht allzu viel taugten: Auf Dauer war es einfach zu anstrengend, sie über den Kopf zu halten.

Eine Kutsche mit fast leerem Laderaum bewegte sich fort von Utanfeste. Mit ihr fuhren ein Gasthausbesitzer und Würstchenverkäufer, ein Drachenflug-Koordinator, eine Sekretärin und ein uralter Buchwächter. Außerdem noch ein Kutscher, den der Gasthausbesitzer angestellt hatte. Der steuerte das Ding, ist aber ansonsten nicht wichtig.

Gerade wurde der Buchwächter von der Sekretärin ausgefragt.

„Aber Sie standen schon an der richtigen Stelle, bevor das Bier angekommen ist. Woher wussten Sie das?"

„Vom Buch.", meinte Martin. „Das hat mir alles das Buch verraten, als ich da drin war."

„Nein, jetzt mal ehrlich..."

„Ehrlich."

„Und was hat das Buch Ihnen noch so verraten?"

„Dass ich heute Morgen alles einpacken soll, bevor wir abhauen?"

„Und was haben Sie eingepackt?"

„Na, ein Handtuch, eine Zahnbürste, die Stange und das Buch."

„Was?", schreckte Horst auf. „Du hast es?"

„Jep. Einer muss hier ja mitdenken." Zum Beweis öffnete Martin seinen großen Mantel, den er sich von Horst ausgeborgt hatte. In einer Innentasche steckte das grüne Buch. Die Stange hatte er irgendwie mit kleinen Bändchen an der Innenseite befestigt.

Draußen regnete es stärker. Der Kutscher nieste. Neben ihm auf dem Kutschbock saß Hans Wurst, jetzt kam er allerdings ins Innere des Gefährts.

„Horst?"

„Ja?"

„Jetzt würde mich aber schon mal interessieren, was das war, warum die dich verhaften wollten, oder sogar umbringen."

„Oh, ja, stimmt. Ach ja, das. Also, ich hab keine Ahnung. Ich war in den letzten Tagen unterwegs und der Zwerg hat gesagt, er hat einen anonymen Hinweis gekriegt, dass ich beim Widerstand bin."

„Hm. Irgend ne Idee, wer der Anonyme ist?"

„Nein."

Hans überlegte kurz.

„Dann war das wahrscheinlich alles nur ne Farce. Die wollten dich aus dem Weg haben, weil du irgendeinem wichtigen Typen im Weg warst. So was passiert. Hab ich schon oft gehört."

„Ja, vielleicht."

„Also, ihr könnte gerne eine Nacht bei mir schlafen, aber dann müsst ihr weiter. Sonst finden die euch."

„Gut, danke." Düster grübelte Horst vor sich hin.

„Wie heißen die anderen beiden?"

„Wer? Ach so, die. Ja, das ist Anna, meine Sekretärin und das ist... erklär ich später."

„Nennen Sie mich einfach Verexus."

Irgendwo hinter Utanfeste gelangt man so langsam in ein Gebiet, in dem kaum noch Drachen unterwegs sind. Das merkt man an der Landschaft. Die ist nämlich nicht mehr so verkohlt. Nach und nach wird das Gras üppiger, es gibt auch öfter mal Bäume und schließlich gelangt man in... nennen wir es mal die Wildnis. Insgesamt ist es eine recht langweilige Wildnis. Durch sie führt eine Straße, die Utanfeste und die Hauptstadt von Distreal 9,75 verbindet.

Etwa auf halber Strecke zwischen den Orten lag das Gasthaus zum verspäteten Fluggast, eine schlichte, aber ziemlich große Bude aus Holz. Drei Menschen lagen darin in ihren Betten und überlegten, wie es mit ihnen weitergehen sollte.

Horst überlegte Folgendes: Er wurde vom Imperium gesucht. Vermutlich drohte ihm der Tod, sollte er gefasst werden. Also sollte er eventuell besser nicht gefasst werden. Und um nicht gefasst zu werden, musste er sich schnell von Ort zu Ort bewegen, ganz unregelmäßig, damit ihn niemand fand. So weit, so gut. Und wohin sollte er sich unregelmäßig bewegen?

Ganz offensichtlich gab es jemanden, der das für ihn entschied, und dieser jemand war das grüne Buch. Anna hatte vorgeschlagen, nach Briks zu gehen und die Archive der Akademie einzusehen. Irgendwo dort musste noch ihre Prüfung sein, wenn sie Glück hatten. Dann konnten sie womöglich das Buch lesen und hatten vielleicht eine Ahnung, wohin diese alte Schwarte sie denn lenkte.

Aber da war auch noch diese Stange. Ein gefährliches, furchtbares Ding. Was sollten sie damit anfangen? Nichts. Dieses grässliche Ding mussten sie so schnell wie möglich loswerden. Irgendjemand musste doch in der Lage sein, verantwortungsvoll damit umzugehen. Aber wer? Weder jemand wie dieser grässliche Dämon in Dis... in Chouloushimajka noch die ebenso grässliche Revolutionärrin Komma wären verantwortungsvoll damit umgegangen. Da steckte er wohl irgendwie zwischen den Fronten.

Wenn es jemanden gäbe, der beiden Seiten neutral gegenüberstand, dann könnte er ihm die Stange geben und wäre immerhin eine Sorge los.

Wer weiß, vielleicht konnte er ihm bei der Gelegenheit auch noch das olle Buch andrehen.

Horst Meier und die Stange des SchreckensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt