Den ganzen Tag lang schien das weiße Licht der Sonne auf Pshelikalja. Es wärmte leider nicht besonders. Hinter den Häusern lagen die Felder. Viele waren leer. Auf einigen ernteten einsame Gestalten Schneegurken. Es war harte Arbeit, sie aus dem tiefgefrorenen Boden zu ziehen. Schneegurken schmeckten nicht besonders toll, aber bei dem Wetter konnte man nichts anderes anbauen. Was einer der Gründe war, warum so viele Felder leer waren. Insbesondere waren kaum junge Menschen zu sehen.
Dann ging die Sonne unter. Die Dorfbewohner machten für heute Schluss und zogen sich in ihre Häuser zurück, um den Schneegurkeneintopf ihrer Ehefrauen oder Mütter zu sich zu nehmen.
Einer von ihnen hieß Washlup. Bei ihm machte die Mutter den Eintopf. Sein Vater saß in einem Stuhl und meckerte.
„Das gehört sich nicht."
Washlup seufzte.
„Was soll ich denn sonst machen?"
„Die nehmen uns alles weg, und dann gehst du zu denen arbeiten."
„Wenn ich nicht auf der Großfarm arbeiten würde, dann müssten wir hungern."
„Ich hab auch so Hunger. Gibt's wieder nur Eintopf?"
„Und wenn ich nicht arbeiten würde, gäbe es noch weniger Eintopf."
„Aber der lange Weg bis Mashelchak. Du bist erst so spät wieder zu Hause.", warf seine Mutter ein.
„Ich hab schon überlegt, ob ich mir dort eine Hütte bauen soll. Chino hat das auch schon gemacht. Jetzt arbeitet er noch länger, und er muss trotzdem etwas später aufstehen."
„Dann willst du uns hier alleinlassen, ja?", murrte sein Vater.
„Ich würde euch ja besuchen."
„Du hast gesagt, die würden dich befördern."
„Machen sie ja auch bald, hoffe ich."
„Das hast du letztes Jahr auch gesagt."
„Ja, die sind da doch ziemlich geizig mit Beförderungen. Aber immerhin bin ich hier im Haus der einzige, der ein bisschen Geld mitbringt.", entrüstete sich Washlup.
„Gestern hab ich mich mit dem alten Marsh unterhalten."
„Ach."
„Er meinte, sein Sohn arbeitet nicht auf der Großfarm."
„Was macht er denn sonst?"
„Er ist beim Antidrakonistischen Widerstand."
„Papa!", rief Washlup erschrocken und schaute sich um, ob nicht zufällig ein imperialer Spitzel auf dem Schrank saß.
„Was denn? Der macht wenigstens was dagegen."
„Die Widerständler sind Kriminelle."
„Wer sagt das? Der Gouverneur?"
„Ich hab heute gehört, wie die Lagerleiter darüber gesprochen haben. In Anchishin haben sie einen Mitarbeiter ermordet."
„Aha."
„Was soll denn das bringen, wenn die einfach irgendwelche Leute umbringen?"
„Wahrscheinlich war es eine wichtige Person, die schon viel Unheil angerichtet hat. Oder weißt du, warum die ausgerechnet den umgebracht haben?"
„Naja, es gibt das Gerücht, dass..." Wieder sah sich Washlup vorsichtig um. „...dass ein Drache geklaut wurde. Aus dem Stall des Imperiums."
„Ein Drache? Sehr gute Idee. Ich hasse diese Biester. Das ist nicht natürlich, hier haben noch nie Drachen gelebt."
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Horst Meier und die Stange des Schreckens
FantasyHorst lebt ein friedliches Leben in den Diensten des Stufenimperiums und koordiniert Flugpläne für Drachen. Aber weil es ziemlich langweilig wäre, nur über so ein friedliches Leben zu schreiben, gelangt Horst eines Tages zufällig an ein Buch, das sä...