Scherben

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Alicias POV:

Nach ein paar Minuten beschlossen wir wieder weiter zu gehen.

"Komm" Chloe erhob sich, stellte sich vor mich und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich nahm sie und lies mich von der Blondine auf die Beine ziehen. Wir liefen nebeneinander durch die dunkle Nacht. Die einzigste Lichtquelle, die wir hatten, war die Taschenlampe, die ich aus Elyzas Rucksack hatte. Die Kreuzung, an der wir vor einigen Minuten ankamen, hatten wir einfach ignoriert und gingen gerade aus weiter. Ich war völlig in Gedanken, stellte mir vor, wie früher die Kinder auf den Straßen und in den Gärten spielten, wie man Abends streitende Ehepaare durch die Fenster sehen konnte, gestresste Leute, die zur Arbeit fuhren oder Familien, die einfach glücklich waren. Und irgendwann wurde mir klar, dass ich so gut wie nichts über Elyzas Vergangenheit wusste. Ich wusste jeglich, dass sie damals von zuhause abgehauen war und eben noch ein paar Details über sie und Chloe.

"Alicia Achtung!" brüllte Chloe, ehe sie mich hinter ein Auto zog. Schüsse prallten gegen den roten Mustang. Mein Herz raste. Ich zitterte am ganzen Leib.

"Wer ist da?" fragte ich die 19-jährige nervös.

"Der Typ von eben und noch ein anderer. Zumindest hab ich nur die beiden gesehen." erklärte sie hektisch, während sie immer wieder über das Auto schaute und auf die Männer schoss. 

"Alicia schieß verdammt!" zischte die Blondine. Ich führte meine Hand zu der Pistole in meinem Hosenbund, holte sie aber nicht raus. Ich konnte nicht schießen, ich konnte keinem Menschen Leid zu fügen. Der Gedanke daran, dass einer diese Männer Familie, Kinder haben könnte und ich den Vater der Kinder töten würde lies mich erschaudern. Ein paar Tränen kullerten über meine Wange, bildeten nasse Flecken, welche kaum spürbar waren, auf meiner Hose. Ich dachte an meinen Vater, als er uns damals einfach verlassen hatte. Ich begann meiner Mum Vorwürfe zu machen, weil sie so wenig für mich da war, sich mehr um Nick gekümmert hat. Es gab Tage, an denen hatte ich das Gefühl, ich war ihr egal. Und irgendwann schleppte sie dann auch noch einen neuen Typen an. Ich war verdammt sauer gewesen, auch wenn ich mich mittlerweile mit Travis verstand. Ich hatte ihn auch irgendwie ins Herz geschlossen, aber er war eben nicht mein Dad.

"Alic- Ah! Scheiße!" schrie Chloe mit schmerzerfüllter Stimme. Mein Blick landete blitzschnell auf der jungen Frau, die sich soeben gegen das zerbeulte Auto gelehnt hatte. Sie zog scharf die Luft ein, hielt sich die Schulter. Ich krabbelt zu ihr und zog vorsichtig ihre Hand weg. Ihre Klamotten im Bereich ihrer rechten Schulter waren Blut getränkt. Ein Loch durchfuhr ihr schwarzes Shirt. Entschuldigend sah ich sie an, ehe ich meinen Kopf über die Motorhaube des Autos hob und nach den Männern schaute. Sie waren nicht mehr da. Ich blickte ein letztes Mal zu Chloe, ehe ich um den Wagen schlich um mich um zusehen, doch war weit und breit niemand. Langsam richtete ich mich auf. Ich zuckte zusammen, als ich den Lauf einer Pistole oder ähnlichen an meinem Rücken spürte.

"Hände dahin wo ich sie sehen kann, langsam umdrehen!" eine laute, kratzige Männerstimme ertönte hinter mir. Langsam kam ich dem Befehl des Mannes nach und drehte mich um. Zwei Männer, schwer bewaffnet. Der eine zielte mit einem Sturmgewehr auf mich. Der andere, es war der, den wir bereits getroffen hatte, hielt einer geknebelten Chloe ein Messer an die Kehle und eine Pistole an den Kopf. Ihr Blick  war leidend, teilweise auch sauer. Der eine Mann, ging einen Schritt auf mich zu, zog die Pistole aus meinem Hosenbund und drückte mich gegen das Auto. Er griff nach meinen Händen, legte sie hinter meinem Rücken zusammen. Wenig später spürte ich wie an meinen Handgelenken Druck ausgeübt wurde, und sich ein kratziges Seil um sie schnürte. Die großen Hände des schwarzhaarigen Mannes tasteten meinen Körper ab, ehe er mich nah an seinen Körper zog. Im Augen winkel konnte ich sehen, wie der Bärtige den Kofferraum des Autos öffnete und versuchte Chloe rein zu drücken. Sie währte sich allerdings, doch war der Mann stärker, schlug ihren Kopf gegen das Auto. Die Blondine sackte in seinen Armen zusammen und wurde in den Kofferraum gehoben. Ich begann zu zappeln, versuchte nach den Kerlen zu treten, doch kam ich ebenfalls nicht weit. Der eine öffnete die Tür zur hinteren Sitzbank, während der andere mich reinschubste. Das nächste was ich bemerkte, war ein fester Schlag gegen den Hinterkopf. 

Stille.


Elyzas POV:

Ich hatte die ganze Nacht kaum geschlafen, immer musste ich daran denken, was diese Leute wohl meiner Alicia antun würden. Inzwischen hatte ich auch den Endschluss gefasst, dass Alicia und Chloe wirklich die einzigsten sein könnten, von denen Rian gesprochen hatte. Zwischen durch hatte ich bereits versucht die Tür zu öffnen, aber vergeblich, sie war wie vermutet abgeschlossen. Und umso mehr Zeit verging, umso nervöser wurde ich. Ich musste mit dieser Frau sprechen, ihr irgendeinen Deal anbieten. Ich begann wie wild rum zuschreien.

"HEY!" brüllte ich"HALLO!" immer wieder wiederholte ich mich, bis ich nach der Vase griff und sie gegen die Tür schmetterte. Ein lautes Klirren ertönte, Scherben lagen vor der Tür zerstreut. Ich konnte schnelle Schritte auf dem Gang vernehmen, ehe die Tür sich ruckartig öffnete. Die Brünette, scheute auf den Boden und schüttelte kurz den Kopf, ehe sie über die Vasenstücke trat und die Tür hinter sich schloss. 

"Was ist?" fragte sie sichtlich genervt.

"Die beiden Frauen, die nach mir gesucht haben....haben Sie sie schon gefunden?" fragte ich.

"Warum sollte ich dir das sagen, Lex?" skeptisch blickte sie mich an.

"Ich schlage ihnen einen Deal vor" 

"Fahr fort" sagte sie interessiert, ehe sie sich auf den Stuhl im Zimmer fallen lies und mich gespannt ansah. 

"Wenn Sie mir versprechen, den beiden nichts anzutun, dann beantworte ich all ihre Fragen" schlug ich vor.

"Denkst du wirklich, dass du mich damit überzeugen kannst?" lachte sie spöttisch.

"Bitte, ich tue alles was Sie wollen,nur tun Sie ihnen nichts" flehte ich die Brünette an.

"Sie sind dir wichtig. Wer sind die beiden? Familie, Freunde?" ihr Blick war gefüllt mit Neugier.

Stille.

"Du sagtest du antwortest auf all meine Fragen!" sagte sie streng.

"Meine Freundin und meine Ex" murmelte ich. Sie nickte, erhob sich, lies sich neben mir auf dem Sofa nieder.

"Du stehst auf Frauen?" Ich nickte. Die Brünette biss sich auf die Unterlippe, betrachtete meinen von jeglich einer dünnen Decke bedeckten Körper genau. 

"Erzähl mir was über dich, Elyza"

"Was wollen Sie wissen?"

"Deine Eltern..." 

Ich seufzte, atmete tief durch, nickte, begann zu sprechen.


Hey ;)

So hab das Kapi dann Mal korrigiert....Ich weiß noch nicht ob morgen eins kommen wird. Ich hoffe jedenfalls es hat euch gefallen<3


Maybe in another life~(Band I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt