Tränen

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Elyzas POV:

Langsam öffnete ich meine Augen. Aufgrund des grellen Lichts, welches den Raum erhellte, musste ich mehrmals blinzeln, bevor sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten. Gähnend streckte ich mich und krabbelte unter der weißen Bettdecke hervor. Verschlafen stand ich auf und schlenderte zu einem dunklen Schrank rüber. Zu unserem Glück hatten die Vorbesitzer dieser Yacht noch ein paar ihrer Sachen hier, wie zum Beispiel Klamotten. Ich nahm mir ein blaues Shirt raus und eine graue Hose. Schnell zog ich mich um, ehe ich auch schon den Raum mit dem Doppelbett verließ. Seit Alicia und ich uns getrennt hatten, schlief ich mit Chloe in einem Bett, während Alicia weiterhin auf der Couch schlief. Nach den anderen beiden hätten wir die Betten-Einteilung so lassen können, wie sie war, doch weigerte ich mich mit Alicia in einem Bett zu schlafen. Ich würde ihre Nähe wahrscheinlich genießen, doch wollte ich nicht, dass sie sieht wie ich mich jeden Abend wegen ihr in den Schlaf weinte. Mit der Zeit wurde mir alles ein bisschen zu viel. Mein altes Leben war komplett zerstört, wobei es damals auch schon viel ums überleben ging. Ich verwarf meine Gedanken wieder in dem Wissen, dass ich eh nie wieder in mein altes einsames, ab und zu kriminelles Leben zurück konnte.7

Gemütlich schlenderte ich in die Küche und holte mir ein paar Knäckebrote aus dem Schrank. Es war ganz praktisch, dass die Vorbesitzer auch diese noch hier hatten, so hatten wir wenigstens ein Frühstück, welches nicht Fisch war. Ich entschied mich nach draußen zu gehen und zu gucken, wer schon wach war. Während ich in das dünne Gebäck biss, sah ich mich auf dem Deck um. Madison und Chris saßen am Tisch und unterhielten sich. Nick stand am Heck des Bootes und angelte. Ich beschloss Madison und Chris zu ignorieren und zu dem brünetten jungen Mann zu gehen. 

"Guten Morgen" begrüßte ich den Bruder meiner Ex-Freundin.

"Woah! Elyza, erschreck mich doch nicht so!" meckerte Nick.

"Sorry, ich dachte du hättest mich bemerkt." 

"Hab ich auch, nach dem du mich zu Tode erschreckt hast. Und es ist übrigens bereits Mittag" grummelte er.

"Du hast aber heute schlecht Laune..."

"Vielleicht"

"Und warum, wenn ich fragen darf?"

"Weil...Alicia hat schlechte Laune..." meinte er leicht bedrückt.

"Schön für sie" grummelte ich.

"Wegen dir..."

"Warum wegen mir?" wurde ich nun aufmerksam.

"Sie...ach egal. Sie würde mich umbringen, wenn ich das sage..."

"Komm jetzt sag schon!" bettelte ich.

"Ich weiß nicht"

"Bitte!"

"Sie ist eifersüchtig...auf Chloe" meinte er. Eifersüchtig?! 

"Als ob. Ich glaub dir kein Wort. Ich bin deiner scheiß kleinen Schwester egal!"

"Ach ja? Warum geht's ihr dann mindestens genauso dreckig wie dir? Warum hat sie sich heute Nacht bei mir ausgeheult, wie leid ihr alles tut und wie sehr sie dich vermisst? Sie liebt dich, Elyza!"

"Ja, klar. Natürlich tut sie das. Nick, ich bin ihr egal, okay? Ich stehe ihr und ihren Plänen nur im Weg!" fauchte ich, während ich mir eine Träne wegwischte. 

"Elyza..."

"Lass es einfach Nick!" zischte ich, ehe ich zurück in mein Zimmer ging und mich weinend aufs Bett schmiss. Warum erzählte dieser Idiot mir so 'ne Scheiße? Als ob Alicia mich vermissen oder lieben würde. Ich war ihr egal. Ich beschloss den restlichen Tag im Bett zu bleiben. Ich hatte keine Lust Nick oder Alicia zu begegnen. Ich nahm mir meinen Zeichenblock und einen Bleistift aus meinem Rucksack, legt mich wieder aufs Bett und begann zu zeichnen. Irgendwas. 
Nach einer Weile betrachtete ich meine Zeichnung und musste leider feststellen, dass ich niemand geringeren als meine Ex-Freundin höchstpersönlich gezeichnet hatte. Mir lief eine Träne die Wange runter und tropfte auf das weiße Blatt Papier. Sofort riss ich es aus dem Block  raus, knüllte es zusammen und warf es in eine andere Ecke des Zimmers. Ich atmete einmal tief durch und wischte mir mit meinem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Ich griff wieder nach dem Stift und setzte erneut zum zeichnen an. Dieses Mal konzentrierte ich mich genau auf das was ich zeichnete und kritzelte nicht irgendwas auf das Blatt. Ich zeichnete schon als kleines Kind gerne und oft. Meistens waren es Landschaften oder Stillleben. Es beruhigte mich einfach. 
Meine Aufmerksamkeit galt nach einer viertel Stunde nicht mehr meiner Zeichnung, sondern einem Klopfen, welches von der Tür kam.

"Elyza?" ertönte Madisons Stimme hinter der Tür. Seufzend erhob ich mich vom Bett, ging auf die Tür zu und öffnete diese.

"Was?" fragte ich genervt.

"Nick hat mir von eurer....Diskussion erzählt."

"Das ist schön für Nick"

"Elyza, er hat Recht. Alicia liebt dich. Du solltest ihr verzeihen."

"Wenn sie mich so liebt, dann soll sie zu mir kommen und sich bei mir entschuldigen. Nein, warte sie soll sich vor mich knien und mir sagen, wie wichtig ich ihr bin und wie sehr es ihr leid tut! Allerdings wird das niemals passieren, weil ich ihr nichts bedeute"

"Denkst du das wirklich, dass du ihr nichts bedeutest?" 

"Ja und es ist auch so" eigentlich fing ich langsam an mit dem Gedanken zu spiele, dass ich ihr wichtig war, doch wollte ich es wiederum nicht war haben.

"Elyza..."

"Nein, nichts Elyza! Ich hab keinen Bock mehr darauf! Lasst mich doch alle in Ruhe!" keifte ich sie an, ehe ich die Tür vor der Blondine zu knallte und mich wieder aufs Bett legte. Meine Kopf versteckte ich unter einem Kissen und versuchte die blonde Frau zu ignorieren, die gerade die Tür geöffnet hatte und ins Zimmer kam. Wenig später merkte ich wie die Matratze ein wenig nach unten sackte und mir jemand sanft über den Rücken streichelte. Madison hatte sich neben mich gesetzt.

"Elyza, hey, vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollte sie wirklich auf den Knien angekrochen kommen und sich bei dir entschuldigen, aber solange brauchst du dich nicht weinend in deinem Zimmer verkriechen." sagte sie ruhig. Ich zog meinen Kopf unter dem Kissen hervor und sah sie an.

"Sie wird aber nicht zu mir kommen und sich entschuldigen und das weißt du. Dafür ist sie viel zu stur."

"Diese Sturheit hat sie wohl von mir...zumindest sagt...Travis das immer" sagte sie leicht lachend. Ich musste darauf kurz lächeln. Der Blick der Blondine fiel auf die Zeichnung neben mir. Es war ein kleines Mädchen darauf zu sehen, welches auf einem Hügel stand und sich an einen Baum lehnte. Es schaute auf ein kleines Dorf hinab.

"Hast du das gezeichnet?" fragte Madison.

"Ähm...ja" sie nahm das Blatt Papier in die Hand und sah es sich genauer an.

"Das ist echt gut" meinte sie. 

"Ähm...danke"

"Du zeichnest gerne oder?"

"Ähm...ja. Es...es beruhigt mich"

"Das ist schön. Komm lass uns raus gehen." meinte sie, während sie das Bild wieder zurück legte und aufstand. Ich nickte und erhob mich ebenfalls vom Bett. Zusammen verließen wir das Zimmer und gingen raus.


Hey :) 

So ein neues Kapi, ich hoffe es gefällt euch<3 Ich dachte vielleicht lasse ich mal Elyzas empfindliche Seite zum Vorschein kommen. In den nächsten Kapiteln wird es auch Häppchenweise immer mehr von ihrer Vergangenheit geben.


Maybe in another life~(Band I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt