Kapitel XV

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Es war schon über ein Monat vergangen, seitdem Baekhyun in dieser Welt war. Er hatte sich an das meiste gewöhnt und hatte angefangen, vieles zu kapieren, was eigentlich sinnlos erscheinen würde.

Er lief durch das Schloss und sah den Dienern beim Arbeiten zu. Die Langeweile zeigte sich auf seinen sanften Gesichtszügen, als er ziellos durch die Gänge irrte.

"Eure Hoheit! Ihre Majestät erwartet Sie!", krächzte dann ein Diener, der hechelnd zu ihm gerannt kam. Überrascht blieb Baekhyun stehen.
"Bitte folgen Sie mir!", sagte der Junge und lief voraus, während Baekhyun ihm verwirrt folgte. Was wollte Chanyeol von ihm so plötzlich?

Der Diener führte ihn durch zahlreiche Gänge, bis sie im Hof ankamen. Da stand der König und strich über den Hals eines braunen Pferdes, während ein Diener den Sattel befestigte und sicherte. Das Erste, was Baekhyun auffiel, war, dass Chanyeol keinen Kimono trug, wie sonst immer, sondern eine dunkelbraune Hose mit langen schwarzen Stiefeln, dazu ein dunkelblaues Oberteil, das westlich aussah, mit dunkelbrauner Jacke darüber. Auch fehlte jeglicher Schmuck an ihm.

"Eure Majestät, das Mondscheinkind", sagte der Diener und verbeugte sich tief. Chanyeol sah vom Pferd weg und zum Diener.
"Danke. Du kannst gehen", sagte er und ließ das Pferd los, um zu Baekhyun zu gehen.
"Guten Tag, Baekhyun", sagte er lächelnd und nahm eine von Baekhyuns Händen, um einen Kuss auf dessen Handrücken zu hauchen. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter, als er die roten Wangen des Jungen sah.
"Warst du jemals reiten?", fragte er und senkte seine Hand, mit der er immer noch Baekhyuns festhielt. Baekhyun schüttelte schwach den Kopf.
"Würdest du es gerne versuchen?", fragte Chanyeol weiter. Baekhyun blieb erstmal still. Der König hatte schon alles vorbereiten lassen; er konnte nicht nein sagen. Also nickte er.
"Nun denn, dann komm", sagte Chanyeol und führte Baekhyun zum Pferd.
"Aber... Es gibt doch nur ein Pferd", sagte dieser, als er sich umschaute und dann wieder zu Chanyeol sah. Es gab zwar noch zwei weitere Pferde, doch auf diesen saßen zwei Ritter und warteten, dass der König losritt.
"Nun, wir werden gemeinsam auf meinem Pferd reiten", antwortete dieser und legte seine Hände an Baekhyuns Taille, um ihm auf das Pferd zu helfen.

Etwas panisch hielt sich Baekhyun am Sattel fest, als auch schon Chanyeol aufsprang und hinter ihm saß.
"Du kannst nicht reiten und ich will nicht riskieren, dass du herunterfällst. Auch will ich keinen Diener das Pferd führen lassen. Halt dich gut fest."
Baekhyun nickte und hielt sich sofort an der Mähne fest, als Chanyeol die Zügel nahm und dem Pferd signalisierte, dass es loslaufen soll.

Gemeinsam liefen sie durch die Stadt und in den Wald hinein, die Ritter wenige Meter hinter ihnen. Es war ruhig, und man konnte die Klänge der Natur hören, die vielen Vögel, die unterschiedliche Geräusche machten und Tiere, die durch den Wald schlichen, auf der Suche nach Fressen, wie Füchse und Wölfe, Hirsche und Rehe. Und da kam Baekhyun eine Frage:"Hier sind so viele Tiere. Jagt Ihr denn nicht?"
Chanyeol legte den Kopf leicht schief und antwortete dann:"In diesem Gebiet ist die Jagd untersagt. Es gibt einen Waldabschnitt, in dem wir jagen, der ist jedoch weit entfernt, also leben die meisten Tiere hier."
"Ach so."

Irgendwann hörte Baekhyun ein Rauschen und Chanyeol hielt an, um wenige Sekunden später abzusteigen. Er hielt seine Arme ausgestreckt, um Baekhyun vom Pferd zu helfen. Baekhyun legte seine Hände auf die Schultern des König, als dieser seine Hände an Baekhyuns Taille legte und ihm half, sicher herunterzukommen. Der König nahm die Hand des Jungen in seine und führte ihn, als die Ritter ebenfalls abstiegen und sich um die Pferde kümmerten.

Chanyeol führte Baekhyun durch eine hohe Hecke auf eine Lichtung, die an einen Berg anknüpfte. Und da war auch die Ursache des Rauschens, ein Wasserfall, der aus dem Berg entsprang und in einen Teich floss.

Baekhyun weitete die Augen bei dem schönen Anblick vor sich. Das Gras um den Teich hatte ein sattes Grün, genauso wie die Hecke, durch die sie kamen, und die Bäume waren groß und prächtig in vielerlei Farben, wie blau, silber, gold und weiß und bildeten ein schönes, edles Blätterdach, durch das der Mond leuchtete. Das Wasser des Teiches war so klar und sauber, dass man schwach den Boden sehen konnte. Dieser Ort wirkte so magisch, dass Baekhyun nicht glauben konnte, dass er tatsächlich da war.

Chanyeol beobachtete das Mondscheinkind, als es mit langsamen und vorsichtigen Schritten über die Lichtung lief und alles neugierig und ungläubig beäugte.
Ihm entkam ein sanftes Lachen, als Baekhyun wie ein kleines Kind vor einigen Blumen kniete, die um die Baumstämme wuchsen und sie vorsichtig mit dem Zeigefinger antippte, als ihm ein leiser Schrei entwich, als auch die Blume schon nach ihm schnappte und dann ihre Blüten schloss.

"Diese Blumen reagieren sehr sensibel auf Berührungen, also sei vorsichtig", erklang die tiefe, belustigte Stimme des Königs hinter ihm, als er sich auch schon neben Baekhyun kniete. Baekhyun schaute ihn erst verwirrt an, bevor er wieder zur Blume sah.
"Ich wollte nicht, dass sie sich schließt", sagte er mit einem Schmollen auf den rosaroten Lippen, "Ich hab nur noch nie so eine schöne Blume gesehen."
Chanyeol legte seine Hand auf Baekhyuns und hielt sie an die Blume.
"Dieser Ort ist magisch. Jedes Lebewesen hier, obgleich Tier oder Pflanze, ist einzigartig. Die Blumen sind wie Tiere. Sie haben Angst und schützen sich, wenn sie Gefahr spüren. Aber wenn du sie deine Wärme erst spüren lässt...", sprach der junge König los, als sich die Blüten der Blume wieder öffneten und diese an Baekhyuns Hand strichen, "Öffnen sie sich", beendete er den Satz und ließ Baekhyuns Hand los, als Baekhyun dann mit dem Handrücken über die weichen, zarten Blüten strich und sich die Blume komplett öffnete.
"Ich verstehe", murmelte der Junge und stand wieder auf, um sich weiter alles genau anzuschauen.

Irgendwann hatte er alles angeschaut und saß mit Chanyeol am Teich, als dieser weiter über die Lichtung erzählte:"Hier ist man dem Mond am nächsten, deswegen ist hier alles so magisch, wie du es gesagt hattest. Wie fühlst du dich hier?"
Baekhyun sah langsam zu ihm und sagte, ohne zu zögern:"Dieser Ort... Er macht mich so ruhig und friedlich. Ich würde am liebsten einfach einschlafen."
"Das ist schön zu hören. Du bist das Mondscheinkind, also ist es natürlich, dass du dich hier so fühlst."

"Baekhyun?", fragte Chanyeol nach Minuten der friedvollen Stille, als er sich zum Jungen drehte. Dieser schaute sein Spiegelbild im Wasser an, als ein leises "Hm?" zu hören war. Der König blieb erstmal still, bevor er dann mit ernster Stimme sagte:"Ich möchte dich um etwas bitten. Bitte erzähl keiner Menschenseele von dieser Lichtung. Lass es unser kleiner, geheimer Ort sein, den nur wir beide kennen, ja?"
Verwirrt hob Baekhyun den Kopf und wendete seinen Blick dem jungen Mann neben sich zu. "Kennt die Königin diesen Ort denn etwa nicht?", fragte er und setzte sich etwas gerader hin, als der König den Kopf schüttelte:"Nein. Er wollte niemals mitkommen, als ich ihm diese Lichtung zeigen wollte. Allgemein wollte er nie mit mir irgendwohinreiten und blieb lieber im Schloss. Also hab ich es aufgegeben. Versprichst du es mir?"
"Natürlich, Eure Majestät", nickte Baekhyun mit ernster Miene, was Chanyeol ein schwaches Lächeln ins Gesicht zauberte, als er sagte:"Danke, Baekhyun", und ihm seine Hand an die Wange legte, um mit dem Daumen über die weiche Haut zu streichen. Baekhyun schenkte ihm ein sanftes Lächeln, was Chanyeols Lächeln zum Verschwinden brachte, als dieser den schönen Jungen vor sich betrachtete.

Als Baekhyun sah, wie das Lächeln langsam verschwand, wurde er unsicher, was man ihm deutlich ansehen konnte, als auch sein Lächeln verwand und sich seine Augenbrauen zusammenzogen.

"Du bist wahrlich eine Schönheit...", murmelte Chanyeol. Er strich mit seinen Fingerspitzen über die sanften und jungen Gesichtszüge des Mondscheinkindes, über dessen Wangenknochen, Kiefer, Nase und letztendlich über die weichen Lippen.
Baekhyun sah ihn nur noch verwirrter an; der König schien wie in Trance, als er über Baekhyuns Haut und jede Kontur fuhr, bis er ihm die Haare zurückstrich, indem er in seine Haare fuhr und seine Hand dann wieder an seine Wange legte.

Wollte es eigentlich später hochladen, aber ne Freundin hat birthday, von daher... Happy Birthday :3

[Ger] Born In The Light Of The Moon 「BaekYeol」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt