Epilog

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Es war nass und kalt, als er wieder aufwachte. Baekhyun blinzelte verwirrt und starrte in die dichten Baumkronen, die im sanften Wind hin und herschwangen. Baekhyun setzte sich langsam auf und sah sich um. Er war wieder zurück, zurück in seiner Welt.

Doch irgendwie...

Er freute sich nicht darüber. Nein, stattdessen sprang er auf und rannte ins Wasser, immer wieder nach seinem Geliebten oder den Ärzten und Dienern rufend, doch nichts. Nichts außer kaltes Wasser, das ihn sofort wieder ans Land trieb. Baekhyun brach weinend zusammen, als er endlich verstand, dass er nie wieder ins Dal-Königreich kommen würde, dass er niemals Chanyeol wiedersehen würde.

Er saß viele Stunden da an dem See und hoffte darauf, dass man ihn wieder zurück in das Mondkönigreich ziehen würde. Doch kam es leider nicht so. Die Tränen waren längst getrocknet und hinterließen ein unangenehmes Gefühl auf den Wangen, Baekhyuns nasse und kalte Uniform klebte an seinem Körper. Und letztlich ging er wieder nach Hause.

Er wusste nicht, wie lange er fort war, oder ob es überhaupt in dieser Welt zählte. Er war über ein ganzes Jahr im Dal-Königreich, aber vielleicht nur wenige Stunden in seiner Welt verschwunden.

Und er hatte recht. Kaum betrat er sein Grundstück, sah er, wie das Licht im Haus noch brannte und seine Mutter ihm die Tür aufmachte. Sie hatte auf ihn gewartet.
Kaum war er im Haus, fing seine Mutter schon an:"Wo zur Hölle warst du, Baekhyun! Ich habe mir Sorgen gemacht! Hättest du mich nicht wenigstens anrufen können?! Ich weiß ja, dass du gerne mal bei Freunden bleibst, aber so spät?! Weißt du überhaupt, wie spät es ist?! Mitten in der Nacht! Baekhyun?! Hörst du mir überhaupt zu?! Baekhyun? Schatz..."

Baekhyun brach weinend zusammen als er seine Mutter anstarrte. Er hatte sie vermisst, so sehr vermisst. Die ältere Frau zog den Jungen an sich und strich über seinen Kopf. Warum sie ihn auf die Nässe nicht ansprach, fiel Baekhyun nicht auf. Es war nur wichtig, dass er in ihren Armen war und sich an ihr wärmen durfte. Die Tränen flossen unaufhörlich, als Baekhyun bemerkte, wie sehr er doch Heimweh hatte, und auch Heimweh für Dal empfand.

Irgendwann hatte ihn seine Mutter unter die Dusche geschickt, damit er sich aufwärmen konnte. Baekhyun starrte nur vor sich hin, als ihn ein Niesen wieder in die Realität zurückzog. Er drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und schlüpfte in warme, dicke Sachen, bevor er in sein Zimmer marschierte. Nur eine Minute später kam seine Mutter mit einer Tasse Tee herein.

"Hier, trink das, mein Schatz", sagte die Frau mit warmer, sanfter Stimme. Baekhyun legte seine Hände um die warme Tasse und starrte in die grüne Flüssigkeit, als seine Mutter ihm über den Rücken strich. Er nahm einen Schluck vom Kräutertee und erinnerte sich an Yixing, der so aufgeregt war, als er den Tee gebraut hatte. Als ihm plötzlich was einfiel.

"Mom, woher... Woher kennst du die Legende des Mondscheinkindes?", fragte er, das Wort 'Mondscheinkind' noch so frisch und neu auf seiner Zunge. Seine Mutter gab ein leises Kichern von sich, "Seit wann nennst du das denn 'Legende' und nicht mehr 'Geschichte'?"

Baekhyun sah auf, als ihm seine Mutter eine Strähne aus dem Gesicht strich. Sie seufzte.
"Nun, ich habe mir diese Geschichte ausgedacht, mein Spatz", antwortete sie, doch Baekhyun schüttelte den Kopf. Er stellte die Tasse weg und sah wieder zu seiner Mutter.
"Mom, ich war dort... Ich habe diese Welt gesehen, sie ist echt... I-ich habe den Dal-König, König Chanyeol, kennengelernt... Die Ärzte Yixing und Minseok..., die anderen Könige und die heiligen Kinder...", seine Stimme wurde leiser, "I-ich war to-tot... Ich bin gestorben"
Die Frau seufzte leise und strich durch die Haare ihres Sohnes.
"Du bist noch putzmunter und am Leben", schmunzelte die Mutter, "Vielleicht hast du dir auch nur den Kopf gestoßen und dir das eingebildet? Oder hast du etwa in der Schule geschlafen und geträumt?"
"Vielleicht...", nuschelte Baekhyun und nahm erneut die Tasse Tee, um daraus zu trinken. Seine Mutter sah ihn aus mitleidigen Augen an, bevor sie aufstand und aus seinem Zimmer ging, nur um fünf Minuten später wiederzukommen.

Sie hatte einen Spiegel geholt und hielt ihn vor Baekhyuns Gesicht.
"Spatz, schau mal rein."
Baekhyun hob den Kopf und sah verwirrt zu seiner Mutter, bevor sein Blick auf seine Haare fiel. Da war eine weiße Strähne. So weiß, wie sein Haar als Mondscheinkind. Und seine Augen, sie waren nicht braun, sondern silbern, und seine Haut war so blass und rein.

Mit offenem Mund starrte er sein Spiegelbild an, bevor er zu seiner Mutter sah, die ihn sanft anlächelte.

"Vielleicht aber warst du auch wirklich dort, mein Spatz, vielleicht warst du tatsächlich das Mondscheinkind, wie deine alte Mutter."
Und sie lachte, als sie die Fragezeichen im Gesicht ihres Sohnes sah. Sie gab ihm den Spiegel und holte eine Strähne ihres Haares hervor, die ebenfalls weiß war.

"Ich bin das allererste Mondscheinkind, wie die Bürger des Dal-Königreichs mich nennen. Oder besser gesagt; die Mutter der Mondscheinkinder. Ich lebe lange genug, dass das Erscheinen des Mondscheinkindes zur Legende werden konnte. Damals, noch bevor du geboren wurdest, wurde ich schwer krank und musste ins Krankenhaus, wo ich schließlich ins Koma fiel. Ich weiß nicht, wie oder warum, aber es war so."
Die ältere Frau setzte sich neben ihren Sohn.
"Als ich im Koma lag, sah ich nur Leere und Schwärze, bis irgendwann ein Lichtpunkt auftauchte. Ich dachte, vielleicht, wenn ich auf diesen Lichtpunkt zugehe, komme ich zurück. Aber es war nicht so. Stattdessen war ich plötzlich unter Wasser. Es war heiß und schmerzhaft, doch ich schwamm nach oben ans Licht. Und wo war ich rausgekommen? In einem Paradies. Es war noch so jung und rein, es gab keine Menschen, diese mussten sich ja noch entwickeln. Ich lag ganze zehn Jahre im Koma, und während hier die Zeit so langsam verging, waren bereits Jahrhunderte vergangen. Ich dachte, das wäre eine Fantasiewelt, nur in meinem Kopf, aber nein, das ist nicht so. Ich habe dennoch Gott gespielt und die Menschen erschaffen. Männer, die schwanger werden konnten, und Frauen, die befruchten konnten. Damit alle gleich waren und nicht so ein Chaos entstehen würde, wie in dieser Welt."
"Aber Mom, es gibt da keine Frauen. Die wissen ja nicht mal, was das ist!", sagte Baekhyun. Seine Mutter lachte leise.
"Ja, ich weiß. Alle dachten, dass nur Mann mit Mann und Frau mit Frau zusammen sein konnte. Die Frauen leben weit weg von den Männern, das schon seit Jahrhunderten. Die haben das jeweils andere Geschlecht längst vergessen. Jedenfalls, ich habe mich lange, lange versteckt, bis ich entschied, dass ich mich zeigen musste. Als die Mutter der Menschen. Das wussten sie natürlich nicht, aber sie wussten, dass ich anders war, mächtiger als sie. Sie bekämpfen sich, hatten Stämme gebildet und haben wie Tiere um ihr Territorium gekämpft. Es starben so viele, also musste ich eingreifen. Da-"
"Den Rest weiß ich... Wie bist du wieder zurückgekommen?"
"Nun, ich bin aus dem Koma aufgewacht. Als alles wieder friedlich war, wollte ich nach Hause. Ich dachte mir, Wenn ich durch den Fluss hierher gekommen bin, heißt das doch, dass ich wieder zurück kann. Und das hat sich bewahrheitet, zumindest zum Teil. Ich bin im Fluss ertrunken und hier wieder aufgewacht."

"Gibt es eine Möglichkeit, wieder zurückzukommen?!", schrie Baekhyun hoffnungsvoll auf. Seine Mutter hielt einen Finger vor den Mund und antwortete dann:"Nein, Baekhyun. Du kommst nicht zurück. Aber warum willst du überhaupt? Gibt es da jemanden, den du unbedingt wiedersehen willst?"
Baekhyun nickte heftig.
"Chanyeol... Ich möchte ihn wiedersehen. E-er hat gesehen, wie ich gestorben bin..."
Seine Mutter seufzte laut und lang.
"Es tut mir leid, mein Spatz, leider geht es nicht, wirklich... Das war wohl ein Abschied."

Baekhyun senkte den Blick und ließ seinen Kopf fallen, der Körper bebte als ihm ein Schluchzen entkam.
"Verdammt..."

Nach diesem Abend hatte sich Baekhyuns Leben, natürlich, komplett verändert. Aber nicht ins Bessere, sondern eher ins Schlechte. Er war oft traurig und verträumt, versuchte alles, um wieder zurückzukommen. Doch irgendwann versuchte er es nicht mehr, als ihm bewusst wurde, dass es nichts brachte. Während er in der Schule hockte, war bereits ein ganzes Jahr in der anderen Welt vergangen.

Und so verging die Zeit wie im Flug und Baekhyun lernte, dieses Leben zu akzeptieren.

So... Hier ist der Epilog...
Leider hatte jemand meine Idee durchschaut xD Baekhyun ist nach seinem Tod wieder in seiner Welt aufgewacht :3 er ist nicht tot.

Soll ich euch was verraten?
Ich werde gleich noch ein Kapitel schreiben. Ein kleines Weihnachtsspecial :3

Tüdelü~

[Ger] Born In The Light Of The Moon 「BaekYeol」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt