32) Eindeutig nicht

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Clarke PoV
Als ich Bellamy ansah, wusste ich nicht, was ich fühlen sollte. Er war so geschockt von Romas Tod, als würde er ihm so nahe gehen. Bisher hatte ich die beiden schon ein paar Mal gesehen, aber ich hätte nicht gedacht, dass da vielleicht etwas mehr, als nur ein paar Bettgeschichten sein könnte. Anscheinend bedeutete sie ihm viel.

Sie war aber auch hübsch. Ihre gesunde Bräune passte perfekt zu ihren dunklen Augen, ihre Haare fielen in leichten Wellen über ihre Schultern. Nun war sie aschfahl. Ihre Haare waren zerzaust und der Blutfleck auf ihrer Brust wurde immer größer. Einzelne Bluttröpfchen flossen über ihren leblosen Körper und fielen dann in eine rote Pfütze. Plötzlich bemerkte ich einzelne Buchstaben auf ihrem Shirt. Ein 'w' zeichnete sich ab und daneben ein verschwommenes 'e'.

"Bellamy..." sagte ich leise aber laut genug, damit er mich ansah. Ich deutete auf die Buchstaben. Sein verdutzter Blick zeigte mir, dass es ihm noch nicht aufgefallen war. Ehe ich mich versah, hatte er ihr Oberteil zerrissen und tupfte damit das Blut weg. Und tatsächlich, zwei Worte ragten auf ihrem Oberkörper.

Ron we.

"Was heißt das?" fragte Bellamy in unsere kleine Runde, aber wir alle wussten es nicht. Wir beschlossen erstmal zurück ins Camp zu gehen. Bellamy würde später mit ein paar anderen Jungen Roma holen und dann bestatten.

Bellamy PoV
"Bellamy!" Clarke kam auf mich zu gelaufen. Romas Leichenfund war nun schon einige Stunden her und wir beschlossen, sie für die Beerdigung fertig zu machen. Clarke wollte sie waschen und nochmals untersuchen.
"Was gibt's?" fragte ich. Sie schien nervös und wippte von einem Fuß auf den Anderen.
"Ich hab mir Romas Leiche nochmal etwas genauer angesehen..." sagte sie schnell, während sie ins Krankenzelt lief. Ich versuchte ihr so gut wie möglich zu folgen.
"Und was hast du festgestellt? Dass sie tot ist?" Sie funkelte mich kurz böse an.
"Jetzt ist nicht die Zeit für Späße, Blake." Seit wann nannte sie mich denn 'Blake'?

"Hier..." Clarke hielt Romas Unterarm hoch, auf dem weitere Wörter in die Haut eingeritzt waren.

Yo ste neson-de.

"Was soll das bedeuten?" Ich sah sie an, doch sie schüttelte nur den Kopf.
"Ich hab keine Ahnung, aber von der Art und Weise, wie es passiert ist, denke ich, dass es eine Drohung ist..." murmelte sie und runzelte dabei ihre Stirn, wie sie es immer machte, wenn sie nachdachte.
"Was sollen wir jetzt machen? Abhauen?" Sie sah nun wieder zu mir.
"Du bist der Anführer, Bellamy. Das ist deine alleinige Entscheidung. Du hast dich damals hier durchgesetzt." Ihre Stimme war leise, aber klar und vielleicht auch etwas bissig. Nicht auf eine böse Weise, aber es zeigte mir, wie so zu der ganzen Anführersache stand.

"Wir sind beide die Anführer. Clarke, die Kids da draußen hören auch auf dich. Du hast mir schon öfter Dinge vermasselt, weil sie auf dich gehört haben..." Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich daran dachte, wie sie sich wütend vor mir stand und mir mit wilden Gesten ihren Standpunkt erklärte.
"Lustig..." murmelte sie sarkastisch und blickte wieder zu Roma. "Was machen wir jetzt?" Wir könnten jetzt nochmal miteinander schlafen... Ich brauche wirklich dringend eine Ablenkung von dem ganzen Mist.

Ich hielt aber lieber die Klappe, wobei ich mir nicht mal sicher war, ob Clarke 'nein' sagen würde, aber der Zeitpunkt für diese Bitte war definitiv nicht jetzt.
"Wir bleiben hier. Ich kann kein grounderisch, also kann ich dir auch nicht sagen, was das Beste ist, Prinzesschen." Ihr Blick veränderte sich, als ich ihren Spitznamen erwähnte. Ihre gerade noch undurchdringlichen blauen Augen wurden schlagartig weich und etwas strahlender.

Sie stand nicht auf mich... Hoffte ich zumindest. Zwischenzeitlich dachte ich, dass sie mir vielleicht doch den Kopf verdreht hatte, aber nun war ich mir sicher, dass es nur eine Phase war. Clarke war süß, aber ich war nicht in sie verliebt. Ich vergötterte nicht ihre Falte auf der Stirn, wenn sie nachdachte; das Rümpfen ihrer Nase, wenn sie skeptisch schien; den wohlen Klang ihrer Stimme; das vierfache Blinzeln, wenn sie gerade aufwachte oder ihre zuckersüßen Grübchen, wenn sie versuchte nicht zu lachen. Ich war eindeutig nicht in sie verliebt.

"Okay." gab sie nur an sich und wir beschlossen, den Anderen die Drohung vorzuenthalten. Allerdings würden wir auch niemanden mehr ohne Waffe rauslassen. Noch mehr Tote konnten wir nicht gebrauchen.

The Sunset (Bellarke)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt