Kapitel 18

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Dylan:

Am nächsten Tag standen wir alle am Flughafen. Dad und ich hatten das Gepäck bereits aufgegeben und nun stand die Verabschiedung bevor. Zuerst verabschiedete ich mich von Kevin mit einer halben Umarmung. Dann ging es weiter zu Blair. Sie nahm ich richtig in den Arm und flüsterte: "Pass Bitte auf Bella auf." Sie nickte kaum merklich und so ließ ich sie wieder los. Anschließend ging ich erst zu meiner Mum. Auch sie umarmte ich und versprach ihr mich mindestens einmal in der Woche zu melden. Danach war Kate an der Reihe. Sie zog mich in eine Umarmung. "Ich werde dich vermissen, Bruderherz." "Ich dich auch." Sie ließ mich los und ging wieder zu Liam. Dieser nahm sie an die Hand und ich sah ihn einmal eindringlich an. Er verstand und nickte mir zu. Er sollte auf meine kleine Schwester aufpassen und ihr ja nicht das Herz brechen. Doch darum machte ich mir weniger Sorgen. Kate würde das verkraften, dass wusste ich. Doch um wen ich mir wirklich Sorgen machte war Bella. Sie stand wie ein Häufchen Elend vor mir und sah mich bereits jetzt mit verheulten Augen an. Ich war die Nacht bei ihr geblieben und hatte versucht sie zu trösten, doch nichts half. Selbst als sie in einen unruhigen Schlaf gefallen war, weinte sie weiter vor sich hin.
Ich schloss sie in meine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken, da sie wieder zu weinen anfing. "Bitte weine nicht Bella. Nicht wegen mir." "Aber du verläßt mich. Schon wieder." Schluchzte sie. Ich musste schlucken. Ihr Anblick tat mir weh. "Wir telefonieren jeden Tag das verspreche ich dir. Und ich komme dich besuchen." Sie schniefte einmal. "Ich bin immer für dich da, das weißt du doch." Sie nickte einmal an meiner Brust und hob dann den Kopf. "Ich werde dich vermissen, jeden einzelnen Tag. Bis ich dich Wiedersehe." Sie sah mich aus ihren großen Augen an. Ihre Augen spiegelten so viele Gefühle wieder. Zum einen Trauer und Verzweiflung. Zum anderen so viel Liebe. Dann nahm ich ihr Gesicht zwischen meine Hände und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich." Flüsterte ich. Damit ließ ich sie los und ging mit meinem Vater durch die Kontrolle. Als ich mich ein letztes mal umdrehte, erblickte ich eine weinende Bella in Blairs Armen, die in sich zusammen gesackt war. Ich ertrug den Anblick nicht und wandte mich wieder von ihr ab. Ich war Schuld an ihren Tränen und das würde ich mir niemals verzeihen. Als wir durch die Kontrolle durch waren, suchten wir uns einen freien Platz, um auf unser Flugzeug zu warten. Nachdem ich mich auf einen Sitz fallen gelassen hatte, stützte ich meine Ellenbogen auf meinen Knien ab und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Ich ließ die letzte Zeit nocheinmal Revue passieren. Wir waren zurück nach Deutschland gekommen und ich hatte meine Bella wieder gehabt. Wir verstanden uns so gut wie früher und alles war perfekt. Dann kam der Streit, für den ich mich im nachhinein selber Ohrfeigen könnte. Doch wir hatten uns wieder vertragen und alles war gut. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen in Amerika und alles lief gut. Aber dann kam die Drohung und ich musste mir etwas einfallen lassen. Also tat ich das, was sie am meisten verletzte und mischte mich in ihre Angelegenheiten ein. Damit gab ich ihr das Gefühl, ihr nicht zu vertrauen und alles in ihrem Leben selber in die Hand nehmen zu müssen. Ihre Reaktion kam prompt und sie schloss mich aus ihrem Leben aus. Es verlief wie geplant, so wurde sie keiner Gefahr ausgeliefert und ich konnte etwas beruhigter sein. Doch mich zerfraß es innerlich zu wissen, das ich sie verletzt hatte. Aber ich konnte nicht egoistisch handeln und sie wieder zurück holen. Die Gefahr war zu groß. Auf der Party war ich dann jedoch zu betrunken um wirklich nachzudenken. Ich verplapperte mich, erzählte ihr die Geschichte und sie verzieh mir. Alles schien wieder perfekt in diesem Moment. Um mit fatalen Folgen zu rechnen, war ich viel zu betrunken und vernebelt von Glück. Dafür würde ich vermutlich später die Konsequenzen tragen. Doch momentan beging ich erstmal den größten Fehler meines Lebens. Ich verließ Bella um mit meinem Dad, gegen meinen Willen, nach Amerika zu gehen. Ich verließ sie und das bereits zum zweiten Mal. Doch ich wusste keinen anderen Ausweg. Mein Vater war sehr befehlshaberich, sodass ich mich nicht gegen ihn auflehnen wollte.

Auf einmal schossen mir Bilder von Bella in den Kopf, als ich ihr das erste mal von unserem bevorstehenden Umzug erzählt hatte. Sie war in Tränen ausgebrochen und hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Doch vorher hatte sie irgendwelche Worte vor sich hin gemurmelt. Ich hatte damals nicht alles verstanden, doch versuchte sie mir jetzt wieder ins Gedächtnis zu rufen. Sie hatte irgendwas von 'Schlimmer' und 'Wie früher' gesagt. Das ergab für mich keinen Sinn. Was war wie früher? Und was wurde schlimmer? Ich hatte keine Ahnung, doch die Worte ließen mich nicht in Ruhe. An was wurde sie durch meinen erneuten Umzug erinnert, das sie so fertig machte? Ich grübelte nach und versuchte mir etwas zusammen zu reimen. Bis es bei mir Klick machte. Unser erster Umzug war ebenfalls nicht leicht für sie. Damals hatte ich ein Gespräch meiner Eltern mitbekommen, indem es um Bella ging. Meine Mum erzählte meinem Dad an diesem Abend, das Bellas Mum völlig verzweifelt wäre, da Bella nichts mehr essen würde und Nachts immer schreiend aufwachen würde. Einen Tag später hatte meine Mum mir gesagt, das ich Bella besser nicht, wie vorgesehen einmal im Monat anrufen sollte. Ich sollte den Kontakt besser ganz zu ihr abbrechen. Ich hatte es nicht verstanden, doch meine Mum hatte auf mich eingeredet. So ließ ich es sein und hörte nichts mehr von ihr. Doch jetzt ergab alles Sinn.
"Alle Passagiere für den Flug 00713 nach New York begeben sich jetzt bitte zum Check-in." Die Durchsage riss mich aus meinen Gedanken und ich starte meinen Vater an, der bereits vor mir stand und auf mich wartete. "Ich kann das nicht." Damit sprang ich auf und lief gegen Protest der Flughafen Angestellten, wieder durch die Kontrolle und raus aus dem Flughafen. Ich hörte meinen Vater noch hinter mir her rufen, doch ich ignorierte ihn, ich musste zu Bella. Schnell nahm ich mir ein Taxi und fuhr zu ihr.

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