Kapitel 4

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Ich wachte am nächsten Morgen mit schlimmen Kopfschmerzen auf. Ich wollte mich umdrehen, doch da spürte ich einen Arm um meine Taille und einen anderen unter meinem Kopf. Langsam öffnete ich die Augen und blickte direkt auf das geschlossene Augenlied, meines Gegenübers. Wer konnte das sein?
Also strengte ich mein Gehirn an.
Ich war mit Dylan und Blair auf der Party, dann hatte ich getanzt und einiges getrunken, irgend wann kam Kevin und fing an mit mir zu tanzen, ich machte mit und er wurde immer aufdringlicher. Dann kam Dylan und zehrte ihn von mir weg, anschließend sind wir gefahren und haben noch einen Film geguckt und... Oh nein. Das konnte nicht sein, das konnte nicht Dylan sein der vor mir lag, bitte nicht. Langsam lehnte ich meinen Kopf nach hinten, um das Gesicht der Person erkennen zu können und fuhr zusammen. Vor mir lag wirklich Dylan. Durch meine plötzliche Bewegung war er wohl wach geworden und guckte mich jetzt mit müden Augen an. Als er unsere Position bemerkte, nahm er seinen Arm von mir und drehte sich auf den Rücken. Er fuhr sich mit seinen Händen einmal durchs Gesicht und stand dann auf. Er zog sich ein Shirt über, eine Jogginghose hatte er schon an. Dies beruhigte mich etwas und so schlug ich die Decke weg, um ebenfalls aufzustehen. Doch als ich sah was ich an hatte, schaute ich erschrocken zu Dylan. "Wieso habe ich nur ein Shirt von dir an? Ich kann mich nicht erinnern das angezogen zu haben." Obwohl mir leicht schwindelig wurde, als ich aufstand, versuchte ich standhaft stehen zu bleiben. "Ich dachte, das es in dem Outfit" er zeigte auf die Klamotten die ich gestern noch anhatte. "nicht gerade bequem zum schlafen sei." Das war ja alles lieb und nett von ihm, aber deswegen konnte er mich doch nicht einfach ausziehen. Naja, ich beschloss keinen großen Aufstand drauß zu machen, da ich keine Lust auf einen weiteren Streit hatte und bedankte mich lediglich. "Ich geh uns Frühstück machen." Er war anders als sonst, kälter. Doch ich wusste keinen Grund dafür. Schließlich hätte ich wütend auf ihn sein müssen, da er mir die Party versaut hatte und nicht umgekehrt. "Was ist gestern passiert?" Er wollte gerade die Tür öffnen, doch hielt er jetzt in der Bewegung inne. "Du hast getanzt und getrunken und wurdest von Kevin angemacht. Dann..." "Das weiß ich noch, aber ich meinte, was zwischen uns passiert ist?" Fiel ich ihm ins Wort. Er schaute mir für einen Moment in die Augen. "Ich mach uns erstmal Frühstück, dann gucken wir weiter." Damit lief er die Treppe runter und ich ihm verwirrt hinter her. Dylan machte uns Rührei und ich stellte Teller, Brötchen und Aufstrich auf den Tisch. "Wo sind die anderen?" "Dad ist arbeiten, Kate bei Amelie, hoffe ich zumindest, und Mum weiß ich nicht." "Ok." Das Rührei war fertig und so setzten wir uns an den Tisch. Wir nahmen uns jeder ein Brötchen und Dylan biss genüsslich rein, während ich keinen Bissen herunter bekam. Da er die Sache nicht direkt bereden wollte und er auch sehr wütend schien, glaubte ich das es etwas schlimmeres war. Daher war an essen nicht zu denken. Er schien es gemerkt zu haben, da er seufzend sein Brötchen weg legte und mich anguckte. "Du willst wissen was gestern passiert ist?" Ich nickte nur, da ich mir nicht mehr ganz so sicher war, ob ich es wirklich wissen wollte. Doch da fing er schon an zu reden. Zuerst den Teil, den ich schon kannte, doch dann kam er an der Stelle mit Kevin an und ich wurde hell hörig. "Du warst bereits einige Zeit mit Kevin am tanzen, als er seine Hände immer tiefer wandern ließ. Dich schien es nicht zu stören, zumindest machtest du keine Anstalten ihn davon abzuhalten. Doch mich fing es an zu stören, schließlich bist du wie eine Schwester für mich und meine Schwester packt keiner so an. Auch nicht mein bester Freund. Außerdem war ich mir seiner Absichten bewusst und das gefiel mir gar nicht. Zwar weiß ich nicht, mit wie vielen du nach solch einer Party schon im Bett gelandet bist, aber solange ich es verhindern kann wird das nicht mehr passieren. Ich weiß genau wie solche Typen ticken und so welche hast du nicht verdient." Ich fand es ja süß, das er sich so sehr um mich sorgte, aber er konnte nicht einfach bestimmen mit wem ich was machte und was nicht. Das ging zu weit. "Dylan das ist wirklich süß von dir, aber ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen und du hast kein Recht dazu dich da einzumischen." "Das mag sein, aber ich finde es trotzdem nicht in Ordnung."
"Das verstehe ich, aber du bist auch nicht besser, du machst das gleiche mit den Mädchen wie ich mit Jungs, also wo ist das Problem?" "Das Problem ist, dass das nicht du bist, so warst du doch früher auch nicht. Außerdem hast du besseres verdient." "Erstens warst du früher auch nicht so, zweitens hast auch du besseres verdient und drittens hab ich es mir ja selber ausgesucht." "Und das ist der Grund den ich nicht verstehe. Warum hast du dir so ein Leben ausgesucht? Warum bist du nicht so geblieben wie früher und hast das gemacht was dir gefällt?" "Man Dylan wir drehen uns im Kreis, das gleiche könnte ich dich auch fragen." Rief ich etwas lauter und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Wie bereits gesagt meine alte Schule hat mich so gemacht wie ich jetzt bin, das hab ich mir nicht ausgesucht. Aber so einen Grund gab es für dich nicht, also warum?" Auch Dylan veränderte seine Position, indem er sich im Stuhl etwas nach hinten lehnte und eine Augenbraue anhob. Wenn er nur wüsste, und wie es diesen Grund für mich gab. "Es gab sehr wohl einen Grund, also was gibt dir das Recht das zu behaupten? Du kennst mich doch gar nicht mehr und kannst das gar nicht beurteilen." Warf ich ihm wütend an den Kopf. "Stimmt ich kenn und vorallem erkenn dich nicht mehr, du machst Sachen die ich niemals von dir erwartet hätte, da hast du Recht. Du wirfst dich jedem Jungen an den Hals und was weiß ich, was noch. Das stört mich nicht nur als Bruder sondern auch als dein bester Freund, der ich zumindest früher mal war. Aber heute anscheinend nicht mehr. Du bist nicht mehr die Bella die ich kenne, du bist nicht mehr meine Bella." Meine Augen weiteten sich, als ich die Bedeutung hinter seinen Worten verstand.
Das war zu viel für mich, ich spürte wie mir Tränen die Wange hinunter liefen und stand auf. Dann rannte ich aus dem Haus und zu mir nach Hause.
Da ich keine Schlüssel mit hatte, musste ich wohl oder übel klingeln. Nach kurzer Zeit machte meine Mum die Tür auf. "Da bist du ja endlich Bella, wo... Was ist denn los? Warum weinst du?" Fragte sie besorgt. "Dylan ist los." Schniefte ich. Damit quetschte ich mich an ihr vorbei und lief die Treppen hoch in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich auf mein Bett und heulte mich aus.

Dylan:

Sie sprang auf und verließ mein Haus. Was war gerade nur passiert, das durfte doch nicht wahr sein. Ich fuhr mir durch mein Gesicht und ging dann in mein Zimmer.
Hatte ich gerade wirklich gesagt das sie nicht mehr meine Bella war? Wie dumm war ich eigentlich? Innerlich gab ich mir gerade zehn Ohrfeigen. Natürlich war sie noch meine Bella und das würde sie immer bleiben, egal was passiert. Doch ich hatte es gesagt und daran ließ sich nichts mehr ändern. An sich war ich froh meine Meinung gesagt zu haben, doch das hätte ich auch anders machen können. Außerdem hatte sie Recht, ich war genauso wie sie, aber doch nur weil ich nicht anders konnte. Doch da ich jetzt nicht mehr in Amerika war sondern bei meinen Freunden, konnte ich wieder der alte werden. Das versuchte ich bereits seid meiner Ankunft und hatte mich bereits recht gut geschlagen, doch ganz der alte war auch ich noch nicht. Vielleicht konnte sie aber auch aus einem Grund der mir schleierhaft war, nicht mehr die alte Bella sein. Doch die Woche in der Schule hatte sie keinen Jungen an sich ran gelassen. Und war so fröhlich und natürlich wie sonst auch gewesen. Aber jetzt schien sich das zu ändern und sie wurde wieder zu der Bella die sie allen vorspielte.
Warum war sie nicht mehr so wie früher? Aber vor allem, warum hatte sie Geheimnisse vor mir? Fragen über Fragen und ich konnte mir keine beantworten. Und jetzt könnte ich es auch nicht mehr herausfinden, da sie sauer auf mich war und das zurecht. Also machte ich mich auf den Weg zu ihr. Ich klingelte und Anne, ihre Mum, machte mir auf. "Hallo Anne, ist Bella da?" Fragte ich sie hoffnungsvoll. "Sie ist zwar da, aber du kannst nicht zu ihr." "Bitte, ich muss mit ihr sprechen. Es ist dringend." Versuchte ich es weiter. "Tut mir leid Dylan, ich weiß nicht was du angestellt hast, aber das muss warten." Wenn Anne einen Entschluss gefasst hatte, konnte man sie davon nicht mehr abbringen, genau wie meine Mum. Da ich das genau wusste, versuchte ich es erst gar nicht mehr. "Ok. Schönen Tag noch." Damit drehte ich mich um und lief zurück zu mir nach Hause. Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen, so würde das nicht klappen. Wenn ich doch nur wüsste wie.

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