Kapitel 27

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Am nächsten Tag stand ich erst um 12 Uhr auf. Danach lief ich in die Küche und machte mir etwas zu essen. Ich machte mir ein Nutella Brot und dazu nahm ich mir saure Gurken, auf welche ich gerade heiß Hunger hatte. Damit setzte ich mich an den Küchentisch und scrollte durch mein Handy. Ich hoffte jeden Tag etwas von Dylan oder Kate zu hören, doch die beiden waren wie vom Erdboden verschluckt. Keiner hatte etwas von ihnen gehört und mittlerweile war ich davon überzeugt, dass sie nicht einfach so gegangen waren. Irgendetwas musste passiert sein, sonst wären sie nicht so plötzlich verschwunden.
"Als ich mit dir schwanger war, hatte ich auch immer solche Heißhunger Attacken." Ich erschrak, als ich die Stimme meiner Mum neben mir vernahm. Sie setzte sich neben mich und schaute mich lächelnd an. Ich schaute auf die Gurken vor mir und musste auch lächeln. "Na komm wir machen uns heute einen kleinen Wellnesstag und danach mache ich dir eine schöne Frisur für heute Abend. Was hältst du davon?" "Das hört sich toll an." Schnell stellte ich meinen Teller in die Spüle und lief dann mit meiner Mum nach oben.

Als wir am Abend wieder nach unten kamen, wartete mein Vater bereits auf uns. "Ihr seht wunderschön aus." Lächelnd machten wir uns auf den Weg nach draußen und fuhren auch schon los. Meine Mum hatte nicht zuviel versprochen. Wir hatten uns einen gemütlichen Nachmittag gemacht. Mit einem heißen Bad, Masken und allem was dazu gehört. Danach hatte sie mir Locken gemacht und mir bei meinem Make up geholfen.
Als wir vor einem noblen Hotel stehen blieben, staunte ich nicht schlecht. Ich hatte mit einem Geschäftsessen in einem edlen Restaurant gerechnet. Aber nicht mit einem großen Festsaal, in dem lauter schick gekleidete Menschen rum liefen und sich unterhielten. Ich sah meinen Vater etwas vorwurfsvoll an, doch er schenkte mir nur ein entschuldigendes Lächeln. Er musste gewusst haben, dass ich zu dem hier niemals ja gesagt hätte. Also hatte er es mir als Geschäftsessen verkauft. Ich schüttelte meinen Kopf und folgte meinen Eltern. Diese steuerten direkt auf eine kleine Gruppe zu, welche meinen Vater schon zu erwarten schien. Daher kam es zu einer überschwenglichen Begrüßung, in der ich jedem Vorgestellt wurde. Danach kam ein Kellner und brachte Sektgläser zum Anstoßen. Die Frau eines Kollegen meines Vaters, nahm dem Kellner die Gläser ab und reichte sie an uns weiter. Als sie mir auch eins hinhielt, lehnte ich ab, schließlich durfte ich keinen Alkohol mehr trinken. "Ach Kindchen, stoß doch mit uns an." Ich bekam leicht Panik, was sollte ich denn darauf antworten. Doch zum Glück kam meine Mum mir zuvor. "Bella trinkt generell keinen Alkohol, worauf wir sehr stolz sind." Ich warf meiner Mum einen dankenden Blick zu. Das war zwar die größte Lüge die ich jemals gehört hatte, aber das war mir egal. "Das es sowas noch gibt. Hier dann nimm doch ein Glas Orangensaft." Dieses nahm ich ihr lächelnd ab und stieß dann ebenfalls an. Meine Eltern unterhielten sich danach weiterhin mit der Gruppe und ich ließ meinen Blick durch den großen Saal schweifen. Am Ende war eine lange Tafel aufgebaut, welche mit allerlei Köstlichkeit bestückt zu sein schien. Die Mitte des Saals war frei und diente wohl als Tanzfläche. Außen herum waren Stehtische aufgebaut, um welche verschiedene Gruppen standen und sich unterhielten. Ich schaute mir die Menschen genauer an. Ein paar kannte ich, es mussten wohl Kollegen meines Vaters sein, die ebenfalls mit ihren Familien hier waren. Andere kannte ich wiederum nicht. Das mussten dann wohl neue potentielle Kunden sein. Mein Blick blieb an einer kleinen Bar, links in der Ecke des Raumes, hängen. Dort saß ein Junge in meinem Alter, der mir sehr bekannt vor kam. Als hätte er gemerkt, dass er beobachtet wurde, drehte er sich um und ließ seinen Blick durch die Menge schweifen. Als er bei mir angekommen war, ruhte sein Blick auf mir und ich schaute überrascht zurück. Es war Jack. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht und zauberte mir somit ebenfalls eins. Also bahnte ich mir einen Weg durch die umstehenden Gruppen. Als ich bei ihm angekommen war, setzte ich mich auf einen der Hocker vor ihm. "Hey, was machst du denn hier?" Fragte ich ihn, immernoch etwas überrascht. "Mein Vater braucht irgendetwas für seine Firma und ich sollte ihn begleiten. Gleich als wir angekommen sind, hat er jedoch ein Gespräch mit einem Geschäftspartner angefangen und ich hab mich aus Langeweile an die Bar geflüchtet. Ich dachte schon, dass der Abend völlig umsonst war, aber das scheint sich ja jetzt zu ändern." Ich lächelte ihn immernoch an, anscheinend hatte er mir verziehen. Sonst würde er wohl kaum so munter mit mir plaudern. "Für mich verlief der Abend bis jetzt auch nicht wirklich toll. Meine Eltern unterhalten sich ebenfalls mit irgendwelchen Leuten und ich kam mir vor wie das fünfte Rad am Wagen." Er lachte einmal auf und mein Grinsen wurde automatisch größer. Doch dann erstarb sein Lachen und er schaute mich prüfend an. "Wie geht es dir?" Er hatte einen Unterton in seiner Stimme, den ich nicht zuordnen konnte, daher wich auch mein Lächeln von meinen Lippen. Fragend zog ich also eine Augenbraue hoch. "Ich habe von deinem Nervenzusammenbruch gehört. Er war DAS Thema, nachdem du nicht auf dem Abschlussball erschienen bist." Ich schluckte einmal schwer. Es wusste also jeder, über meine Verfassung Bescheid. "Mir geht es wieder besser. Natürlich vermisse ich ihn und frage mich immer noch, warum er verschwunden ist. Aber ich komme erstaunlicher Weiße besser damit klar." Beantwortete ich ihm, seine eigentliche Frage. "Verstehen tut das keiner. Jeder hat euch damals, vor der Schule gesehen, als er sich von dir verabschiedet hat. Für alle wart ihr das Traumpaar und keiner hat daran gezweifelt, dass ihr euch liebt. Daher war es für alle ein Schock, als wir davon erfahren haben." "Ich vermisse ihn so sehr." Gab ich flüsternd zu und Jack zog mich in eine Umarmung. Es tat gut, zu wissen, dass er für mich da war. "Es tut mir so leid, Bella. Das hast du nicht verdient. Ich dachte wirklich, als es damals zwischen uns aus war, dass du den Richtigen gefunden hast und glücklich werden könntest. Doch jetzt bist du schon wieder alleine. Aber ich verspreche dir, dass ich für dich da sein werde. Als dein Freund." Ich drückte ihn etwas näher an mich und schniefte einmal. Dann löste ich mich wieder von ihm und wischte mir die Tränen weg. "Danke, Jack. Das weiß ich wirklich zu schätzen." Obwohl er wusste, dass ich Dylan liebte und ihn, ihm vorgezogen hatte, stand er zu mir und half mir. "Willst du einen Drink?" Fragte er dann, um die Stimmung wieder etwas aufzulockern. "Ein Wasser." Überrascht schaute er mich an. "Was ist denn mit dir los? Kein Alkohol?" "Ich darf nicht mehr trinken." Beschämt schaute ich auf den Boden. "Ich bin schwanger." Ich hörte, wie Jack zischend die Luft einsog. "Von Dylan?" Ich nickte. "Deswegen bist du auch nicht sauer auf ihn." Stellte Jack leicht sauer fest. Erschrocken schnellte mein Kopf wieder nach oben. "Warum sollte ich sauer sein?" "Bella, er hat dich verlassen ohne dir ein Wort zu sagen. Er hat dich mit dem Kind alleine gelassen." "Er weiß doch gar nicht, das ich schwanger bin. Das habe ich erst erfahren, als ich im Krankenhaus lag. Außerdem glauben wir, dass mehr hinter seinem Verschwinden steckt." Fuhr ich Jack dazwischen. Dylan hatte nichts falsch gemacht. Er sah mich entschuldigend an. "Tut mir leid. Ich verstehe nur nicht, wie du so ruhig bleiben kannst, obwohl du so verletzt wurdest." "Wenn du meinen Nervenzusammenbruch als ruhig bleiben bezeichnest. Außerdem bleibt mir nichts anderes übrig. Sobald ich mich zu sehr stresse, kann es meinem Kind schaden. Aber lass uns jetzt über etwas anderes reden." Zuerst sah er mich bestürzt an, doch dann ging er auf meinen Vorschlag ein. "Gut." "Wollen wir uns etwas zu essen holen? Ich habe einen Bärenhunger." "Na komm. Wir wollen doch nicht das ihr uns verhungert." Lachend machten wir uns auf den Weg zum Buffet.  Es gab alles mögliche, sodass ich mich gar nicht entscheiden konnte. Am Ende lag daher, von jedem ein bisschen auf meinem Teller. Als Jack das sah, fing er lauthals an zu lachen. "Pass bloß auf, dass du bei den Bergen an Essen, nicht fett wirst." "Ey." Empört schlug ich ihm gegen die Schulter. "Pass du lieber auf, dass ich dich nicht bald mit meinem Bauch platt mache, wenn du weiter solche Sprüche raus haust." Lachend gingen wir wieder zurück und suchten uns einen freien Stehtisch.
Der Abend war doch nicht so langweilig geworden, wie anfangs gedacht. Nach dem Essen hatten wir uns noch etwas unterhalten und waren danach tanzen gegangen. Wir haben viel gelacht und die Zeit komplett vergessen. Denn kurz darauf waren meine Eltern gekommen und wir waren nach Hause gefahren, da es schon recht spät gewesen war. Jack hatte es geschafft mich abzulenken und darüber war ich him dankbar. In ihm hatte ich einen wahren Freund gefunden, dem ich vertrauen konnte.

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