Kapitel 24

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Heute hatten wir unsere Prüfungsergebnisse bekommen und ich hatte alles bestanden. Zwar hätte die ein oder andere Note besser sein können, doch ich hatte bestanden, das war das einzige was zählte. Doch noch ein weiterer Punkt bescherte mir gute Laune. Die drei Monate waren um und Dylan sollte Heute nach Hause kommen. Ich freute mich riesig ihn wieder zu sehen, seine Stimme zu hören und ihn wieder küssen zu können. In den letzten Wochen hatte ich ihn schrecklich vermisst. Die Prüfungen verschafften mir zwar Ablenkung, doch aufhören an ihn zu denken, konnte ich nie. Übermorgen wäre dann der Abschlussball, sodass ich mit ihm zusammen hin gehen könnte. Ich war sehr gespannt, was er zu meinem Kleid sagen würde. Ob es ihm gefallen würde? Auch fragte ich mich ein wenig, ob es so werden würde, wie vor drei Monaten. Doch darüber machte ich mir im Moment keine Gedanken. Den ganzen Tag lief ich bereits mit einem Lächeln im Gesicht herum und nichts und niemand, konnte mir das so schnell wieder aus dem Gesicht wischen.
Ich war gerade auf dem Weg zu Kate, um die Sachen für die Überraschungsparty bei ihnen vorzubereiten. Dylan sollte in drei Stunden landen, bis dahin müsste alles fertig sein. Ich hatte alles geplant, sodass nichts schief gehen konnte. Mit Kate hatte ich zwar seid letzter Woche nicht mehr geredet, da es kaum Zeit gab, aber sie würde mir jetzt gleich mit allem helfen. Als ich in die Einfahrt bog, wunderte ich mich kurz, da kein einziges Auto zu sehen war. Aber wahrscheinlich standen sie bereits alle in der Garage. Also lief ich zur Tür und klingelte. Nach ein paar Minuten hatte noch keiner aufgemacht, also klingelte ich erneut. Auch dieses Mal tat sich nichts. Komisch, sie wussten doch Bescheid und wollten mir helfen. Naja vielleicht waren sie noch etwas besorgen. Also nahm ich mir den Ersatzschlüssel, der unter dem Blumentopf rechts in der Ecke lag und schloss die Haustür auf. Als ich das Haus betrat, umhüllte mich eine bedrückende Stille. Ich lief weiter ins Wohnzimmer, alles schien wie immer, also drehte ich mich wieder um und wollte in die Küche gehen. Doch da fiel mir auf das ein Bild an der Wand fehlte. Es war ein Familienfoto, auf welchem sie alle vier im Urlaub vor ein paar Jahren zu sehen waren. Verdutzt lief ich weiter nach oben. Auch hier fehlten ein paar Fotos und weitere Kleinigkeiten. Ich öffnete Kates Zimmertür und erstarrte. Ihr Kleiderschrank stand halb offen und alle ihre Klamotten fehlten. Auch Bücher, Bilder und Unterlagen waren verschwunden. Meine Füße setzten sich wie von alleine in Bewegung und trugen mich ins Schlafzimmer. Hier bot sich mir das selbe Bild, wie in Kates Zimmer. Langsam schlich sich ein Verdacht in mein Gedächnis, doch ich brauchte Gewissheit. Schnell rannte ich in Dylans Zimmer, doch als auch hier jede Spur von ihm fehlte, sank ich auf meine Knie. Warum waren sie alle weg? Was war nur passiert? Das konnte nicht sein. Er konnte mich nicht schon wieder alleine gelassen haben. Er durfte es einfach nicht. Unter seinem Bett entdeckte ich ein T-shirt von ihm, es musste wohl herunter gefallen sein. Also krabbelte ich bis zum Bett und nahm das T-shirt. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing bitterlich an zu weinen. Dabei sog ich seinen Geruch ein. Er hatte mir versprochen, wieder zu mir zurück zu kommen und mich nie wieder alleine zu lassen. Er hatte mir gesagt, dass er mich liebte, dass er nicht mehr ohne mich konnte. Und jetzt? Jetzt war weg. Ich schrie. Schrie seinen Namen. Schrie mir die Seele aus dem Leib. Der Schmerz der mich überkam, war schlimmer als jemals zuvor. Er drohte mich von innen aufzufressen. Ich hatte ihn verloren, schon wieder. Er hatte mich zurück gelassen ohne ein Wort. Niemand hatte mir etwas gesagt. Ich kippte zur Seite und zog meine Beine ran. Mein Schreien verwandelte sich in ein leises wimmern. Wie ein Häufchen Elend lag ich hier, in seinem Zimmer. Ohne ihn. Meine Tränen verschleierten mir die Sicht und meine Lungen erreichte nicht mehr genug Sauerstoff. Ich rang nach Luft, doch der Kloß in meiner Kehle, ließ keinen Sauerstoff durch. Langsam wurde der äußere Rand meines Seefeldes schwarz und viele kleine Punkte erschienen vor meinem inneren Auge. Meine Tränen liefen mir stumm die Wangen runter. Ich hatte keine Kraft mehr, sie weg zu wischen, geschweige denn irgendeinen Mucks von mir zu geben.
Still wimmerte ich also vor mich hin und versuchte den Schmerz, der sich durch meinen ganzen Körper zu ziehen schien, zu lindern, indem ich meine Nase noch weiter in sein T-shirt drückte. Meine Lungen schmerzten, da sie nicht genug Sauerstoff bekamen. Ich zitterte unkontrolliert und krümmte mich vor Schmerz. Doch am meisten schmerzte mein Herz. Ich hatte es ganz an Dylan verloren und nun, wo er nicht mehr da war, zersprang es in tausend Einzelteile. Ich hatte es ihm anvertraut, hatte ihm blind vertraut, doch er hatte mein Vertrauen missbraucht.
Meine Lungen bekamen nun endgültig keinen Sauerstoff mehr und so wurde es komplett schwarz vor meinen Augen.

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