02 - Wie der Hase läuft

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Titel: Zwei Hasen(jahre)
Autor: schnaf
Pairing: Roman Bürki x Pascal Stenzel
Wortzahl: 106.885
Rating: P18 Slash
Genre: Freundschaft, Romanze
Zusammenfassung: Zwei Hasenjahre sind acht Monate. Ein Hasenjahr ist völlig ausreichend, um Pascals Welt auf den Kopf zu stellen. Und schuld daran ist Roman. ~*~*~ Von Freundschaft, Liebe, Eifersucht und Herrn Hase

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Wie der Hase läuft:
etwas begriffen haben, etwas verstehen, sich auskennen, über etwas Bescheid wissen



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„Ich habe mich jetzt entschieden. Es gibt bei mir zuhause Essen. Dein Argument, dass du schnippeln hilfst, war überzeugend."
„Gut."

Keine Einwände. Damit wäre endgültig geklärt, dass es für Roman in Ordnung ist, ihn nach Hause zu begleiten. Wenn ihn nicht mal die Aussicht darauf, zum Küchenjungen verdonnert zu werden, abschreckt, geht das klar.
Sie nähern sich ihren Autos, als Roman einfällt, dass es davor noch etwas anderes zu klären gibt.

„Wer fährt?"
„Ich. Bei dir fahr' ich nicht freiwillig mit."
„Ey! Ich bin ein guter... Also, ich bin ein effektiver Autofahrer. So."

Effektiv, so nennt man das also in der Schweiz... Pascal zieht eine Augenbraue nach oben und sieht Roman skeptisch an. Der gibt erstaunlich schnell nach.

„Okay, du fährst. Aber nur, weil es praktischer ist. Du kennst den Weg und ich nicht."
„Ja, ja, red' dir das ruhig schön."

Der Schlag gegen den Oberarm kommt ziemlich überraschend. Verflucht seien Torhüter und ihre Reflexe. Dafür steigt Roman verhältnismäßig wehrlos in sein Auto. Sogar auf der Beifahrerseite.

~*~*~

„Nette Bude."

Gerade eben erst das Haus betreten und schon das erste Kompliment... Roman sammelt fleißig Pluspunkte.
Und er ist neugierig, verdammt neugierig. Wie vorher auf der Fahrt und dann bei ihrem kurzen Abstecher in den Supermarkt sieht er sich die ganze Zeit um, mustert seine Umgebung, versucht, so viel wie möglich aufzunehmen.

Es ist niedlich, irgendwie. Gegen Neugierde hat Pascal nichts, er ist ja auch neugierig und noch hält sich das in Grenzen – Roman macht keine Anstalten, in seine Privatsphäre einzudringen. Und seine Blicke, der Kopf, der hin und her geht, weil er wirklich alles sehen will... Niedlich halt.
Roman hat kein Problem damit, wenn er ihm sagt, dass er sein Verhalten niedlich findet, das hat Pascal im Supermarkt erfahren. Erst als er ihn gefragt hat, ob er als nächstes sein Handy heraus holt und anfängt, alles zu fotografieren, hat er den mittlerweile wohlbekannten Schlag gegen die Schulter kassiert.

„So ordentlich..."

Pascal grinst. Das hat er schon öfter gehört – dabei würde er sich nicht als übermäßig ordentlich bezeichnen. Gut, er führt so ziemlich eigenständig einen Haushalt, aber das klappt nur deshalb so gut, weil er einige Tricks kennt und anwendet.

„Sind die Schränke. Im Notfall alles da rein und schon sieht es ordentlich aus."

Roman nickt verständnisvoll, bevor er sich weiter umsieht. Als nächstes entdeckt er die Treppe.

„Zweistöckig? Wohnst du alleine hier?"
„Beides ja. Es hat sich so angeboten, also habe ich das Haus so genommen, wie es ist. Ist ja auch ganz nett, so viel Platz zu haben."
„Nie einsam gefühlt?"

Kurz nickt Pascal in Richtung Küche, Roman gehorcht ihm sofort und folgt ihm in dieses Zimmer. Auch dort nimmt er erst einmal alles unter die Lupe. Pascal auch, allerdings beschränkt er die Musterung auf seinen Kühlschrank. Nur weil er sich dafür entschieden hat, selbst zu kochen, heißt das nicht, dass er schon weiß, was es gibt.

„Geht. Direkt nach dem Umzug, aber hauptsächlich deshalb, weil es halt echt ungewohnt war. Ist Omelette okay?"

Roman rutscht auf einen der Stühle an der Küchenzeile.

„Omelette ist perfekt. War eine gute Idee, zu dir zu kommen."

Mit dieser Bestätigung dreht Pascal sich zurück zum Kühlschrank. So kann er auch gleich sein Grinsen verstecken. Seit Roman hier ist, bewirft er ihn mit Komplimenten, das macht den etwas merkwürdigen ersten Eindruck wieder wett.

„Wie lange wohnst du schon hier?"
„Ein paar Monate. Ich war hier in Dortmund auf dem Internat, aber das war nicht meins. Bin wohl nicht so der Internattyp. Wenn ich mit der Mannschaft eine Woche lang unterwegs ist, ist das voll okay, aber Internat... War halt doch irgendwie ganz anders und eben nicht mein Ding. Ich habe mich also immer nach etwas Eigenem umgeschaut, bin dann auf diese Bude hier gestoßen und dann..."

Er räumt die Zutaten, die er für sein Omelette braucht, aus dem Kühlschrank und platziert sie neben Roman. Dazu kommen noch zwei Schneidebretter und zwei Messer – Roman hat ja gesagt, er will mithelfen und aus der Nummer kommt er nicht mehr heraus.
Will er scheinbar auch gar nicht. Auf Pascals Anweisung hin beginnt er, den Speck klein zu schneiden.

„Ich wollte das Haus unbedingt. Habe mir also kein teures Auto gekauft, sondern ein älteres aus dem Bekanntenkreis organisiert, mein ganzes Geld hier rein gesteckt... Und jetzt ist es meines. Bin in den Abivorbereitungen umgezogen und hatte so wenigstens gleich eine Ausrede, warum ich so wenig gelernt habe."

Romans Blick ist... anerkennend. Ziemlich eindeutig, sein Nicken. Und dann unterstreicht er das auch noch.

„Nicht schlecht..."

Auch Pascal zerkleinert die ersten Zutaten für das Omelette. Das Öl in der Pfanne direkt neben ihnen wird langsam heiß.
Gerade zeigt sich zum ersten Mal, dass die freistehende Küchenzeile eine gute Anschaffung war. Man kann sich gegenüber stehen, Essen zubereiten und sich dabei unterhalten, aber bis jetzt konnte er das nie richtig nutzen. Jetzt, mit Roman, schon.

„Aber auch ganz schön optimistisch. Was ist, wenn du den Verein wechselst?"

Natürlich hat er sich darüber schon Gedanken gemacht. War ja keine Spontanentscheidung, dieses Haus zu nehmen.

„Ist eine gute Lage, da findet sich garantiert ein Abnehmer. Ich habe es ja auch nur deshalb einigermaßen bezahlbar bekommen, weil es über den Verein lief."
„Ah, ist das hier das Fußballerviertel?"
„Es wohnen mehrere Fußballer hier, ja. Bietet sich an – wie du gesehen hast, ist das Trainingsgelände nicht besonders weit weg."

Sie haben die ersten Zutaten fertig und auch die Pfanne ist bereit. Pascal macht sich daran, den ersten Teil des Omelettes zu braten.

„Ist echt krass... Ich habe immer geschaut, dass ich möglichst lange zuhause wohnen bleiben kann. Ein Mitbewohner, mit dem du dir die Ausgaben für das Haus teilen kannst, kam dann auch nicht in Frage, oder?"

Pascal zuckt mit den Schultern, dann greift er nach Romans Schneidebrett und gibt die Paprikastücke in die Pfanne. Der Schweizer schneidet schön brav alles, was er ihm hinlegt – teilweise nicht unbedingt so, wie er es geschnitten hätte, aber genießbar und deshalb nimmt Pascal das so hin.

„So schlimm bin ich jetzt nicht. Es hat sich einfach nicht ergeben. Wäre natürlich besser gewesen mit einem Mitbewohner, aber... Das muss halt auch passen und da gab es niemanden. Ich bin zwar pingelig, aber komplett ausgeschlossen habe ich das nicht."

Ab diesem Punkt ist Konzentration angesagt. Er kann sich nicht weiter mit Roman unterhalten, sondern muss schauen, dass seine Omelettes gelingen.
Es klappt. Kurz darauf hat jeder einen Teller vor sich stehen und sie nehmen die Unterhaltung wieder auf. Nun ist Roman an der Reihe, findet Pascal.

„Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon was gefunden hier oder wohnst du noch im Hotel?"

Zuerst denkt Pascal, dass Roman das vielleicht doch anders sieht. Er mustert ganz aufmerksam den Bissen, den er auf der Gabel hat, schiebt ihn dann in seinen Mund und kaut ihn ebenso konzentriert. Doch als er heruntergeschluckt hat, ist er doch zu einer Antwort bereit.

„Ich hab' schon was. In Düsseldorf."
„Das ist aber weit weg."
„Klar, du hast es schon besser als ich."

Roman grinst ihn an, doch das lenkt Pascal nicht davon ab, dass er in einer anderen Stadt wohnt. Klar, seine zehn Minuten Arbeitsweg sind schwer zu toppen, aber eine Stunde – so lange braucht man nach Düsseldorf, tippt er – ist ein ganz anderes Kaliber.
Pascal muss nichts sagen, sein skeptischer Blick reicht offensichtlich.

„Ist halt nah an Gladbach dran."

Damit widmet sich Roman wieder seinem Omelette. Aber nun hat er endgültig Pascals Neugierde geweckt.

„Das ist aber die falsche Borussia. Hast dich ein bisschen vertan, mh?"

Diesmal muss er nicht erst warten, bis sein Gegenüber fertig gegessen hat. Roman hebt den Kopf und grinst ihn dafür, dass er gerade eben den Eindruck gemacht hat, das Gespräch abbrechen zu wollen, ziemlich breit an. Dann hat er wohl die richtige Antwort gewählt.

„Nein, ich habe mich schon informiert. Eine Stunde geht noch, dachte ich mir. Ist halt so..."

Oh, jetzt wird es ernst. Roman legt seine Gabel zur Seite, sein Grinsen ist plötzlich verschwunden und er sieht ihm direkt in die Augen.

„Das bleibt unter uns, okay?"
„Klar."

Natürlich tut es das. Bis jetzt hat Roman ihm mit seinem Verhalten keinen Anlass gegeben, einfach seine Geheimnisse – und das scheint ein Geheimnis zu sein, sonst wäre Roman nicht so ernst und so vorsichtig – auszuplaudern.
Außerdem ist er nun mal verdammt neugierig.

„Mein Freund wohnt in Düsseldorf und ich bin bei ihm eingezogen."
„Freund... Fester Freund?"
„Ja."

Okay, er versteht Romans Geheimnistuerei. Das ist wohl etwas, was man nicht jedem auf die Nase bindet. Aber hey, kein Problem für ihn, absolut nicht.
Pascal nimmt seine Gabel wieder auf und isst weiter, Roman tut es ihm gleich. Kein Problem für ihn, er ist absolut verständnisvoll und wenn sein neuer Mitspieler eine Beziehung mit einem Mann hat, ist das seine Sache. Hauptsache, er ist damit zufrieden, mehr geht Pascal nicht an. Und eigentlich nicht einmal das. So viel will er gar nicht wissen.
Und das ist der Punkt, an dem er sich etwas vorspielt. Mit jeder Gabel, die er sich in den Mund schiebt, steigt seine Neugierde weiter an. Er hätte ja gedacht, dass sich die Neugierde mit Romans Erklärung legt, aber genau das Gegenteil ist eingetreten.

Verständnis schön und gut – die Neugierde überwiegt.

„Du bist schwul?"

Als Roman aufsieht – auch er ging dazu über, ganz normal weiterzuessen -, ist sein Blick kurz verunsichert. Doch ihr Blickkontakt sagt ihm offensichtlich, dass keine Verachtung in Pascals Frage liegt.

„Ja. Und mit einem Mann zusammen."
„Spielt er bei Gladbach? Schon, oder? Weil du ja gesagt hast, dass ihr in Düsseldorf wohnt, weil es bei Gladbach ist. Wer ist es?"

Seine Fragen machen Roman keine Angst – im Gegenteil. Er lacht ihn sogar kurz aus. Aber er lacht und das ist ein gutes Zeichen.

„Ich kann nicht einfach einen Spieler von einer anderen Mannschaft outen."
„Langeweiler. Wie hast du ihn kennengelernt? Und wie hast du herausgefunden, dass er auch auf Männer steht?"

Wieder lacht Roman. Tja, das ist die Rache dafür, dass er sich so sehr für sein Haus interessiert hat. Beides – sowohl sein als auch Romans Interesse – war nicht besonders schlimm, aber zugegebenermaßen ein bisschen viel auf einmal. Und gleichzeitig auch verständlich, weil sich für sie beide etwas Neues aufgetan hat, dem sie auf den Grund gehen wollten.

„Da kann ich dir genauso gut sagen, wer es ist. Also gut... Es ist Yann. Yann Sommer, der Gladbacher Torwart. Wir haben uns bei der Nati kennengelernt. Und dann halt auch mehr. Wie ich herausgefunden habe, dass er auch auf Männer steht? Ich habe einfach darauf gehofft. Und dann sind wir uns näher gekommen und es hat sich herausgestellt, dass da was geht. Zufrieden?"

Die Frage ist nicht böse gemeint, Roman grinst dabei immer noch. Für einen Moment wirkt er sehr gelassen. Doch dann – trotz Pascals Nicken – runzelt er seine Stirn.

„Hattest du noch nie einen schwulen Mitspieler?"
„Zumindest nicht wissentlich."
„Oh."

Wieder senkt Roman seinen Blick, wieder tut er so, als wäre nichts passiert und isst einfach weiter. Doch inzwischen kennt Pascal diese Nummer. Er legt seine Hand auf Romans und hält ihn so davon ab, das Schauspiel aufrecht zu erhalten.

„Was ist los?"

Zuerst bekommt er keine Antwort, Roman atmet tief durch. Dann hat er sich wieder gefangen.

„Ich behalte das eigentlich schon immer für mich. Aber ich will auch kein Staatsgeheimnis daraus machen – ich habe so viel mit meinen Mitspielern zu tun, da ist es normal, dass sie etwas Privates von mir erfahren. Deshalb wäre es für mich auch nicht schlimm, wenn es herauskommt, dass ich einen Freund habe. Aber wenn es für andere schlimm ist..."

Romans Hand zittert. Scheiße, er hat wirklich Angst.
Dafür spricht auch die Hast in seiner Stimme, als er weiterspricht.

„Bei meinen Ex-Vereinen habe ich mir da nicht allzu viele Sorgen gemacht. Aber hier..."
„Die Aufmerksamkeit hier ist größer? Hier kommt leichter etwas nach draußen, weil alle auf Neuigkeiten warten?"
„Ja, das auch. Aber hauptsächlich... Weidenfeller."

Das sagt ihm nichts. Was ist mit Romans Namensvetter und Torwartkollegen?
Der Schweizer klärt ihn umgehend auf.

„Gibt ein paar nicht gerade schöne Aussagen von ihm. Man kann auch sagen, dass er scheinbar ziemlich homophob ist. Und jetzt will ich noch gar nicht mal davon ausgehen, dass eine Mannschaft, die so jemanden in ihren Reihen toleriert, auch so eingestellt ist – er alleine reicht. Vor allem er. Der, dem ich den Platz wegnehmen will, der mit dem ich am meisten trainieren werde..."

Dann sieht er ihm direkt in die Augen. Sein Blick ist verzweifelt, das in Kombination mit seinen braunen Augen erinnert Pascal an einen Welpen.

„Weißt du, wie er so drauf ist? Oder die anderen Jungs?"

Nein. Aber trotzdem kann er ihm Hoffnung machen – also, hoffentlich.

„Ich bin noch nicht mal richtig Profi, Roman. Ich darf jetzt zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren. Was bei denen abgeht, weiß ich nicht. Ich kann dir nur sagen, wie es in der Jungend abläuft... Da behält man solche Infos lieber für sich. Man weiß ja nie, wer diese Infos wann und wie nützlich findet."

Noch macht er ihm keine Hoffnung, das ist ihm auch klar. Kommt noch, er kriegt schon noch die Kurve.

„Aber bei den Profis ist der Umgang vertrauter. Die sind eher wie eine Familie und gehen nicht über Leichen, um nach oben zu kommen – weil sie schon oben sind. Und wenn Weidenfeller dich verpetzt, dann ist doch eher er der Buhmann. Du bist der tapfere Außenseiter und er der, der es einfach ausnutzt... In der Jugend redet jeder hinter vorgehaltener Hand darüber und plötzlich bist du weg vom Fenster. Aber die Profis sollten da kein großes Problem haben."

Es wirkt. Pascal ist selbst überrascht davon, aber es wirkt tatsächlich. Roman lächelt leicht, er drückt kurz seine Hand, bevor er wieder seine Gabel nimmt, um endlich zu Ende zu essen.

„Danke."

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Zwei Hasen(jahre)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt