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He's so devoid of color
He don't know what it means

-Colors (Halsey)

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Mit fragenden Blick verließ ich den Bus und lief auf die Schule zu. Wieso sahen alle so aus als würde hier gleich eine Beerdigung stattfinden? Sogut wie jeder ist in schwarz gekleidet. Der Rest ist grau und weiß. Oder sind Sie alle farbenblind geworden? Ich meine ich war nur ein Jahr weg soviel kann ich doch nicht verpasst haben, oder? Bei dem Gedanken an mein Auslandsjahr in Island musste ich sofort wieder lächeln, ich habe mir vorgenommen irgendwann dahin zu ziehen. In das Land der Elfen und Trolle.

"Wieso lächelst du?" Fragte mich Lauren, aka meine beste Freundin, lachend. Ohne groß nachzudenken fiel ich ihr mit beiden Armen um den Hals. Das einzige was Island ruinierte war die Distanz zu ihr. Sie war meine zweite Hälfte und wie eine Schwester. Sie hatte sich kaum verändert, bis das Sie ebenfalls keine Farbe mehr trug. Auch waren ihre Haare jetzt länger und fielen in lockeren Wellen über ihren Schultern und Sie schminkte sich stärker. Es sah nicht schlecht aus, aber irgendwas hat die Schule und deren Schüler verändert.

"Was ist hier passiert? Jeder sieht so gleich aus" fragte ich enttäuscht, während mein Blick über die anderen Schüler wich. Mit meinem blauen Rock und der passenden pastellgelben Bluse und meinen roten Schuhen fühlte ich mich völlig fremd. Als ich mich wieder auf Lauren konzentrierte, merkte ich ihren Blick voller Freude und Begeisterung. Genau das Gegenteil der Gefühle für eine Beerdigung oder generell für etwas wofür die Farbe schwarz steht.

"Nachdem ihr zwei auf euren Auslandstrip waren haben wir vier Schüler bekommen. Eher gesagt vier Badboys" erzählte Sie mir, während sich ihre Wangen leicht rosa färbten. Doch alles was ich mich fragte war, was zur Hölle ist ein Badboy? Ich meine ok, ich war nie gut mit diesen Begriffen, wie Hipster oder Swag, ich wusste nicht mal was Sie bedeuteten, aber müssen die jedesmal ein neues Wort erfinden? Wer bleibt da überhaupt auf dem laufenden?

"Badboys?" Fragte ich nach, als ich immernoch den verträumten Blick von Lauren wahrnahm. Stand Sie auf einem? Lauren war nie eine der Person welche Interesse gezeigt hatte, was wieder ein Schock für mich war. Was hab ich noch verpasst?

"Die heißesten. Sie haben uns gezeigt was Stil ist" sagte Sie, während wir in die Schule gingen und ich überrascht meine Augenbrauen hochzog. Klar hatte es Stil, wenn jeder gleich aussieht. So ordinär. Doch trotz des Sinneswandels der anderen hatte ich nicht vor mich anders zu kleiden. Ich meine in unserem Kleidungsstil zeigen wir wie wir uns fühlen, wir drücken uns mit ihn aus. Wieso sollte man sich dann völlig in schwarz kleiden oder in grau? Was sagt das über einen aus? Hey, meine Seele ist genauso schwarz wie meine Hose. Morgen wird Sie grau sein. Denn ich kenne keine richtigen Farben, welche meine Gefühle ausdrücken könnten. Kopfschüttelnd ging ich neben ihr zu meinem Spind. "Aufjedenfall ich finde ich Ryder am heißesten, doch Jason hat auch was. Doch Jason ist eher dieser Fuckboy" schweifte Sie schon wieder ab, während ich mich fragte was ein Fuckboy ist. Jetzt mal ganz ehrlich wer denkt sich diese Begriffe aus. Ich hörte ihr gar nicht mehr zu, da Sie jetzt einen Vergleich zwischen Ryder und Jason aufstellte. Zur Info sie kannte beide nur von Gerüchten und vom sehen, doch sie wusste jedes einzelne Detail über Sie. Während die beiden wahrscheinlich nichtmal ihren Namen kennen.

"Hat sich noch irgendwas verändert während ich weg war? Bis auf das in dieser Stadt die Jugendlichen keine Farben mehr kennen" unterbrach ich Lauren schließlich. Sie rollte nur mit ihren Augen, als Sie mir von neuen Lehrern erzählte und weiteren Schülern. Auch erzählte sie mir das Lukas endlich einen Freund gefunden hatte und er unbedingt will das ich ihn kennenlerne, worauf ich mich innerlich schon freute. Lukas hat eine tolle Persönlichkeit, doch Leute beurteilen nur darüber auf welches Geschlecht man steht. Besonders in unser Kleinstadt.

Mit Lukas und Lauren verbrachte ich die meiste Zeit meines Lebens, durch beide bin ich viel offener geworden und auch selbstbewusster. Doch wenn man mit Lauren abhängt muss man Selbstbewusst sein, womit ich immer mal wieder Probleme habe. Vorallem wenn Sie mich in irgendwelche Clubs schleift.

In der Klasse sollte ich ein bisschen von meinem Auslandsjahr erzählen, obwohl keiner Lust hatte mir zu zuhören und diese auch keine Scheu hatten dies zu zeigen. Selbst Lauren hörte mir nicht zu, da ihr Blick an den Jungs in der hinteren Reihe hing. Ich wollte mir gar nicht ausmalen was in ihrem Kopf vorging.

"Es ist schön noch jemanden zu haben, der sich über die kleinen Dinge im Leben freut" sagte der Lehrer, als ich fertig war. Zwar war das Auslandsjahr keine Kleine Sache für mich, da es erst auf der Kippe hing doch zum Glück lief alles glatt. Wäre ich nicht nach Island gefolgen wüsste ich nicht welcher Mensch ich jetzt wäre. Was ist wenn ich mich ebenfalls verändert hätte? Manchmal hat man keine Wahl, als im Strom mitzuschwimmen, da man sonst ertrinkt. Ich nickte nur mit einem lächeln und setzte mich hin.

"Ist er nicht verdammt heiß?" Fragte Lauren verträumt als ich ihren Blick folgte. Es muss schon was bedeuten wenn sie halb sabbernd auf ihrem Stuhl liegt. In der hintersten Reihe saßen vier Jungs, alle in schwarz, weiß, grau. Sie sprühen förmlich mit Kreativität. Doch selbst wenn ich weg schauen wollte konnte ich nicht. Ein Junge hat mein Blick völlig gefangen, doch dies eher weil er mich anstarrt. Seine grünen Augen schauten direkt in meine, unfähig weg zu schauen schaute ich noch einen Momemt länger in seine. Ehe ich mich von seinem Blick löste. Wieso hat er nicht einfach weg geschaut, als er gemerkt hat, dass ich gemerkt habe das er mich anstarrt? Und schon wieder könnte mich niemand verstehen würde ich reden.

Den Rest der Stunde oder sollte ich besser sagen den Rest des Schuljahres merkte ich immer wieder seinen Blick auf mir. Wahrscheinlich fragt er sich was mit diesem Mädchen nicht stimmt, dass solche Muster oder Farben kombiniert. Doch auch wenn ich es versuchte zu ignorieren erwischte ich mich immer wieder dabei ihn ebenfalls anzustarren.

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